Auf den Einsatz von Chemiewaffen werde „schnell und angemessen“ geantwortet, erklärt das Weiße Haus. Der Kreml wirft den USA keine „umfassenden Ansatz“ für die Lösung der Syrien-Krise zu haben. Israelische Kampfflugzeuge beschießen syrische Ziele.

Damaskus - Vor einer offenbar unmittelbar bevorstehenden syrischen Offensive auf die letzte Rebellenhochburg Idlib laufen internationale Bemühungen, ein neuerliches Blutbad zu verhindern. US-Präsident Donald Trump warnte den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad vor einem Angriff auf die Provinz, in der sich rund drei Millionen Menschen - fast die Hälfte Binnenflüchtlinge des Bürgerkriegs - aufhalten. Das Weiße Haus erklärte, auf einen etwaigen Chemiewaffen-Einsatz der syrischen Regierungstruppen werde „schnell und angemessen“ geantwortet werden.

 

„Die Russen und Iraner würden einen schwerwiegenden humanitären Fehler machen, wenn sie bei dieser möglichen menschlichen Tragödie mitmachen“, schrieb Trump am Montag bei Twitter. Eine rücksichtslose Offensive im Nordwesten des Landes könne zum Tod Hunderttausender Menschen führen. „Lasst das nicht zu!“, twitterte der Präsident.

Regierungsoffensive soll verhindert werden

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan De Mistura, bat in Genf Russland und die Türkei, eine „sanfte Lösung“ für Idlib herbeizuführen und die Regierungsoffensive zu verhindern. Assad hat erklärt, Idlib müsse erobert werden, weil es von Terroristen als Geisel genommen worden sei. Russland und Iran sehend die Idlib dominierenden Rebellen als Terroristen an, und auch die bisher die syrische Opposition stützende Türkei hat am Wochenende erklärt, bei dem in Idlib dominierenden Rebellenbündnis handele es sich um eine terroristische Organisation.

De Mistura appellierte an die Präsidenten Russlands und der Türkei, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan, die Schlacht um Idlib zu verhindern. „Wir brauchen mehr Zeit„, sagte er und fügte hinzu, er habe Medienberichte gehört, nach denen die Offensive in der Provinz bereits am kommenden Montag beginnen könnte.

Syrische Truppen sind an den Grenzen Idlibs in großer Zahl aufmarschiert. Russland hat vergangene Woche enthüllt, dass seine Kriegsmarine mehr als ein Dutzend Schiffe vor der syrischen Küste kreuzen lasse.

Putins Sprecher Dmitri Peskow bekräftigte die Haltung Moskaus und erklärte, Idlib sei „ein Hornissennest von Terroristen“. Nach Trumps Tweet gefragt, sagte Peskow, solche Warnungen berücksichtigten nicht „das gefährliche und negative Potenzial“ der von Rebellen gehaltenen Enklave. Dies zeige, dass das Weiße Haus keinen „umfassenden Ansatz“ zur Lösung der Krise in Syrien habe.

Westen drohe mit Vergeltung

Die Vereinten Nationen schätzen, dass eine Offensive 800 000 Menschen entwurzeln und Flüchtlinge von der Rückkehr in ihre Heimatregionen abhalten könnte. Die USA und Frankreich warnen vor einer humanitären Krise im Falle eines Angriffs. Sollte Assad Chemiewaffen einsetzen, drohen sie, werde der Westen mit Vergeltung reagieren.

Am Freitag wollen Russland und der Iran als Unterstützer der Regierung und die Türkei über die Krise in Syrien beraten. Beobachter rechnen damit, dass sich dort das Schicksal Idlibs entscheiden könnte.

Israelische Kampfflugzeuge feuerten nach Berichten syrischer Staatsmedien am Dienstag Geschosse auf Ziele in Syrien ab. Dabei sei im Westen der Provinz Hama ein Mensch getötet worden; zwölf Personen seien verletzt worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Großbritannien teilte mit, der Beschuss habe iranischen Militäreinrichtungen gegolten. Dieselbe Region war bereits im Juli von der israelischen Luftwaffe angegriffen worden. In einem Rüstungsbetrieb in Masjaf wurde dabei ein ranghoher Wissenschaftler des Militärs getötet.

Bei Luftangriffen auf Idlib wurden laut der Organisation Syrische Zivile Verteidigung acht Menschen getötet, laut Beobachtungsstelle 13.