Für ihr großes Engagement hat Doro Moritz den Verdienstorden des Landes erhalten.

Heimsheim - Was haben „Hannes und der Bürgermeister“, der ehemalige Fußballer Cacau, Schauspieler Richy Müller und die Heimsheimerin Doro Moritz gemeinsam? Richtig: Sie alle haben den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg erhalten. 22 Persönlichkeiten durften sich über die besondere Auszeichnung freuen, die Menschen für außergewöhnliches Engagement und ihre Verdienste fürs Ländle bekommen.

 

Im Fall von Doro Moritz geht dieses Engagement weit über die Grenzen des Selbstverständlichen hinaus. Das Wort Powerfrau ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Die Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW ist nicht nur beruflich, sondern auch privat fast rund um die Uhr für ihre Mitmenschen im Einsatz. In ihrer Heimatstadt Heimsheim war sie die Mitbegründerin der Initiative für Kinder und Jugendliche und ist noch immer viel im dortigen Bildungsnetzwerk aktiv und, ganz „nebenbei“, noch im Vorstand des örtlichen Tennisclubs. Für all das hat sie nun die Anerkennung des Landes Baden-Württemberg erhalten.

2016 Wiederwahl zur GEW-Vorsitzenden

Ans Aufhören denkt die 61-Jährige noch lange nicht. Erst 2016 ließ sie sich erneut für das Amt der GEW-Vorsitzenden aufstellen. „Das stand für mich nie infrage“, verrät sie. Und für die GEW mit Hinblick auf das klare Wahlergebnis anscheinend auch nicht. „Die Wahlperiode endet 2020, wenn ich in Pension gehe. Ich weiß noch gar nicht, was ich dann mache“, witzelt sie.

Wobei sich da sicher so einiges finden wird, schließlich bekäme sie mit ihren außerberuflichen Aktivitäten vermutlich noch einmal eine eigene 40-Stunden-Woche zusammen. „Ich sehe das auch ein bisschen als eine Schwäche von mir, dass ich es nicht schaffe, für mich selbst mehr Zeit zu finden.“ Trotzdem habe sie ihren jahrelangen intensiven Einsatz nie infrage gestellt.

Von der Auszeichnung habe sie nichts geahnt, ihre Töchter hätten absolut dicht gehalten, erzählt sie. „Ich bin auch nicht der Typ, der sagt: Ich bin etwas Besonderes unter den vielen, die auch ehrenamtlich aktiv sind.“ Dennoch habe sie sich sehr über den Verdienstorden gefreut. „Ich sehe das auch als eine Anerkennung für all die Frauen, die sich mit mir zusammen bei vielen Projekten eingebracht haben.“

Nicht nur den Betrieb am Laufen halten

In der Schulpolitik ist gerade vieles im Wandel. Doro Moritz hat als GEW-Vorsitzende zu den Entwicklungen eine klare Meinung.

Frau Moritz, die schwarz-grüne Regierung hat beschlossen, dass die Grundschulempfehlung, also auf welche weiterführende Schule ein Viertklässler gehen sollte, beim Schulwechsel wieder vorgelegt werden muss. Was halten Sie davon?
Ich finde das sehr bedenklich. Wir haben immer ausdrücklich befürwortet, dass die Grundschulempfehlung abgeschafft wird, weil sie nur bedingt etwas aussagt. Man sieht ihr zum Beispiel nicht an, wo die Stärken eines Kindes liegen. Es ist nur ein Sortierinstrument, das viel zu hoch gehandelt wird.
Zwei Themen, die auch im Altkreis hochaktuell sind, sind das achtjährige Gymnasium – Rutesheim hat als einziges noch G 9 – und die steigende Beliebtheit von Gemeinschaftsschulen. Wie stehen Sie zu beiden Themen?
Ich befürworte Gemeinschaftsschulen. Deutschland ist das einzige Land, das seine Kinder schon ab Klasse vier „sortiert“. Dabei geht es nicht darum, dass die Schüler alle gleichgemacht werden, sondern darum, jedes Kind individuell und bestmöglich zu fördern. Und wir haben immer gesagt, wir stehen zu G 8. Aber es muss weiterentwickelt werden. G 9 halte ich für sinnvoll für berufliche Gymnasien oder für die Oberstufe an Gemeinschaftsschulen.
Viele Schulen fühlen sich allein gelassen, was die Unterstützung und Förderung vom Land angeht. Sehen Sie das ähnlich?

Im Vergleich gibt Deutschland weniger als der Durchschnitt für Bildung aus, das ist ein großes Problem. Es wird immer mehr von Schulen gefordert, aber es braucht Zeit und Geld, um zum Beispiel Ganztagsangebote auszubauen. Auch die Arbeitsbedingungen für Lehrer werden immer schlechter, das Arbeitspensum steigt stetig. Dass das Land jetzt so viele Lehrerstellen streicht, obwohl die Schülerzahlen wieder nach oben gehen, das geht nicht. Es kann nicht sein, dass hier einfach nur versucht wird, den Betrieb am Laufen zu halten.

Zur Person

Doro Moritz ist 61 Jahre alt und lebt seit fast 40 Jahren in Heimsheim. Sie fing an als Grund- und Hauptschullehrerin an der Ludwig-Uhland-Schule (1978), seit 2008 ist sie Landesvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Ihre zwei Töchter, Hannah und Lena, sind ebenfalls ehrenamtlich aktiv, Hannah Moritz ist beispielsweise Mitglied im Heimsheimer Gemeinderat (SPD).

Neben ihrer Tätigkeit bei der GEW ist Doro Moritz außerdem Personalrätin im Kultusministerium, Mitglied im Rundfunkrat des SWR und macht mit einer Freundin bildungspolitisches Kabarett. In ihrer Heimat Heimsheim ist sie nicht minder aktiv. 1995 gründete sie den Verein „Initiative für Kinder und Jugendliche“, in dem sie bis 2012 Vorsitzende war. Sie ist in der lokalen Agenda, hat das internationale Frauencafé mit aufgebaut und ist in ihrem Tennisverein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Darüber hinaus gestaltet sie zusammen mit anderen die Neubürgerbegrüßung in Heimsheim.