Gleich drei Defekte haben kürzlich in Remshalden für mehrere Stunden die Stromversorgung lahmgelegt. Der Netzbetreiber Remstalwerk spricht von einem „gewachsenen Netz“, das weder schlechter noch besser sei als andere.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Remshalden - Am Sonntagabend vorvergangener Woche gingen in einigen Teilen Remshaldens plötzlich die Lichter aus: Gegen 23 Uhr kam es auf einer Verbindungsleitung zwischen Winterbach und Remshalden-Hebsack zu einem Kurzschluss. Der dadurch verursachte Stromausfall betraf vor allem die Einwohner Rohrbronns. Die Störung führte wiederum zu zwei weiteren Defekten im Netz, nämlich auf einem Verbindungskabel in Geradstetten-Süd sowie in der Schaltanlage einer Trafostation in Hebsack. Damit waren insgesamt rund 4500 Einwohner vorübergehend ohne Strom, berichtet Tobias Wiegand, der technische Leiter des Remstalwerks.

 

Eine Störung solchen Ausmaßes sei außergewöhnlich, sagt er: „Die Jungs haben schon viel Arbeit gehabt.“ In der Nacht seien vier Techniker damit beschäftigt gewesen, den Stromausfall zu beheben. Bis etwa 3 oder 4 Uhr am Morgen seien rund 90 Prozent der betroffenen Haushalte wieder versorgt gewesen, die übrigen mussten sich bis etwa 7.45 Uhr gedulden. Normalerweise dauert es nicht so lange, bis der Strom wieder fließt: „Das lag an der Komplexität des Falles. Ein Schadensereignis, bei dem zugleich an drei Stellen im Netz Fehler auftreten, haben wir bisher noch nicht erlebt“, erklärt Wiegand.

Investitionen notwendig

Das defekte Kabel in Geradstetten ist inzwischen repariert worden und wieder in Betrieb. Um den Schaden zwischen Winterbach und Hebsack zu beheben, müsse auf einer Länge von rund 600 Metern das betroffene Kabel ersetzt werden, sagt der technische Leiter. Dazu sind Tiefbauarbeiten notwendig, die innerhalb der kommenden vier Wochen erfolgen sollen. Investiert werde auch in die Trafostation in Hebsack: „Die Schaltanlage wird komplett ersetzt, diese Arbeiten stehen noch aus. Die Kunden in dem Bereich werden aktuell über das Niederspannungsnetz versorgt“, so Wiegand.

Wie viele Stromausfälle es durchschnittlich pro Jahr gibt, könne er nicht genau sagen, da äußere Faktoren entscheidend Einfluss nähmen. „Es erfolgen oft auch Schäden durch Dritte, zum Beispiel durch Baggerbisse.“ Um Stromausfälle zu verhindern, werde stetig in das Netz investiert. So würden etwa Kabelstrecken und Stationen getauscht und Schwerpunktstationen mit Kurzschlussanzeigern ausgestattet. Diese könnten aus der Ferne ausgelesen werden und dadurch bei der Eingrenzung des Bereichs helfen, in dem ein Fehler aufgetreten ist.

Stromausfälle kommen immer wieder vor

Ganz vermeiden ließen sich Stromausfälle nicht: „Das Netz des Remstalwerks ist ein gewachsenes Netz. Das heißt, es sind unterschiedlichste Komponenten verbaut. Es spiegelt sich hier der allgemeine Baustandard der vorherigen Netzbetreiber wider. Es ist also weder schlechter noch besser als andere Netze“, sagt Wiegand. Das deckt sich mit der Aussage des vorherigen Netzbetreibers, der Netze BW: Generell sei das Stromnetz in Deutschland ein über viele Jahrzehnte „gewachsenes Netz“; dies treffe mehr oder weniger auf die gesamte Infrastruktur in Deutschland zu, erklärt eine Pressesprecherin. „Das 2017 übergebene Stromnetz war – wie es unserem Selbstverständnis und unserer Verantwortung als Netzbetreiber entspricht – in gut gepflegtem, altersgerechten Zustand“, so das EnBW-Tochterunternehmen.

Zuletzt hatte es im vergangenen Herbst in Kernen mehrere Stromausfälle gegeben. Auch hier wird das Netz vom Remstalwerk betrieben. Ein anderer größerer Stromausfall in der Region ereignete sich Ende Juni in Plochingen im Landkreis Esslingen. Dort war wegen zweier Defekte im Erdkabelnetz der Strom in der Innenstadt ausgefallen. Es dauerte laut dem zuständigen Netzbetreiber Netze BW bis Mitternacht, bis die betroffenen Haushalte wieder versorgt waren. Normalerweise, so Netze BW, könne ein Stromausfall schneller behoben werden, da das Stromnetz mit einer Redundanz aufgebaut ist, sodass jede Umspannstation über zwei Leitungen versorgt werden kann. In diesem Fall habe es jedoch auf der Reservestrecke ebenfalls einen Defekt gegeben.