Mit der Suspendierung des Kapitäns Enzo Marchese erreicht der interne Konflikt beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers einen neuen Höhepunkt.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart – Da haben die Stuttgarter Kickers nach 15 Spielen endlich ihre Niederlagenserie beendet, schon geraten sie wieder in die Schlagzeilen – negativer Art. Am Montagabend gab der abstiegsbedrohte Fußball-Drittligist die Suspendierung des Kapitäns Enzo Marchese sowie von Gerrit Müller bekannt, die sich bis auf Weiteres bei der zweiten Mannschaft fit halten können – und wohl auch werden.

 

„Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen“, sagte der Präsident Rainer Lorz. Das liegt auf der Hand, schließlich gilt vor allem der „Capitano“, wie ihn Trainer Tomislav Stipic fast ehrwürdig nennt, als wichtiges Bindeglied, der zuletzt auch während seiner Verletzung immer ganz nah an der Mannschaft war.

Der Spieler will sich nicht äußern

Äußern wollte sich Marchese aktuell nicht, dabei war immer klar: der Kapitän verlässt nicht das sinkende Schiff, obwohl auch er in der Winterpause Anfragen anderer Clubs hatte. Und selbst der neue Trainer hatte noch vor dem Rostock-Spiel gelobt: „Wir tauschen uns regelmäßig aus.“ Stipic machte deutlich, dass er den engen Draht zu seinem Führungsspieler sucht.

Allerdings hatte allen voran der Sportdirektor Michael Zeyer bereits in der Winterpause klargemacht, dass man nach dem Trainerwechsel die Beziehung einiger Spieler zu dem Ex-Coach Horst Steffen unterschätzt hatte. Als Folge davon wurde der Kader nochmals mächtig durcheinandergewirbelt (je fünf Zu- und Abgänge) und betont, dass jeder Spieler sich einen neuen Verein suchen kann, der nicht hundertprozentig hinter den Kickers steht. Diesen Vorwurf kann man weder Marchese noch Gerrit Müller und auch nicht Elia Soriano machen, dem der Wechsel nahegelegt worden ist, als Ligarivale Würzburg Interesse zeigte.

Ein Schritt, der polarisiert

Dass die Kickers in den beiden aktuellen Fällen bis Montag gewartet haben, „zeigt, dass wir versucht haben, alle mit ins Boot zu bekommen – das ist nicht gelungen“, sagt Zeyer, dem klar ist: „Das polarisiert, nachdem wir sowieso schon in der Kritik stehen.“ Was sich die Verantwortlichen selbst eingebrockt haben, denn im Kader fehlen zunehmend die Integrationsfiguren für die Fans. Zeyer bestätigte auch, dass es keinen konkreten Vorfall für den Rauswurf gab. „Es war eher ein schleichender Prozess“, in dem es immer wieder Ungereimtheiten gab. So hat Müller erklärt, der Trainer habe ihm zuletzt noch gesagt, er sei der Beste im Training. Gespielt hat er 2016 dennoch nur ein paar Minuten in Aalen, nachdem es Müller war, der im letzten Spiel vor Weihnachten beim 2:2 gegen Osnabrück noch den Punkt und Stipic den Job gerettet hatte.

Danach war dann in Sachen Trainingslager bis zuletzt nicht klar, ob Enzo Marchese mitfliegen sollte oder nicht. Er blieb zu Hause in der Reha – jetzt flog er dafür aus der Mannschaft.