Drogenfahnder stellen in einer Bananenreiferei im Rems-Murr-Kreis 336 Kilogramm Kokain sicher. Es ist die größte bisher entdeckte Rauschgiftmenge in Baden-Württemberg.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Es war fein säuberlich in Ein-Kilogramm-Pakete portioniert und in Fruchtkisten zwischen unreifen Bananen versteckt: Die Polizei hat in einer Bananenreiferei im Rems-Murr-Kreis insgesamt 336 Kilogramm Kokain entdeckt. Laut Angaben von Landeskriminalamt (LKA) und Zoll handelt es sich um die bisher größte in Baden-Württemberg sichergestellte Menge. Der Verkaufswert der Drogen wird mit 20 Millionen Euro angegeben. Wie in der Praxis üblich, hätte das Kokain „gestreckt“ vermutlich noch mindestens das Doppelte erlöst, so ein Sprecher des Landeskriminalamtes.

 

Polizeipräsidium Aalen kommt durch Hinweis auf die Spur

Auf die Spur des Zwischenlagers hätten Beamte des Polizeipräsidiums Aalen Hinweise bereits Ende Januar geführt, heißt es von Landeskriminalamt und Zoll, welche die weiteren Ermittlungen übernommen haben. Zu diesen will man aus taktischen Gründen vorerst keine weiteren Angaben machen. Auch die Reiferei wird nicht explizit genannt, es dürfte sich aber um einen Betrieb in Urbach handeln, der als einziger im Rems-Murr-Kreis im Auftrag einer Lebensmittelmarktkette als Bananenreifer tätig ist. Seine Beteiligung an Drogengeschäften schließen die Ermittler freilich aus. Die Reiferei sei vielmehr als kurzzeitiges Zwischenlager missbraucht worden, so der LKA-Sprecher. Die Fahnder gehen ebenfalls davon aus, dass die Drogen nicht für die Region bestimmt waren, sondern noch weitertransportiert werden sollten.

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Das Obst, zwischen dem die Drogenpäckchen versteckt waren, stammte laut LKA aus Zentralamerika und wurde zuvor im niederländischen Vlissingen von seinem Transportschiff entladen. Der Hafen gelte als ein bedeutender Umschlagplatz für Bananen, die von dort aus an verschiedene Zielorte in Nordeuropa verteilt würden. Dass Drogen zwischen exotischen Früchten versteckt mitgeliefert würden, stelle man durchaus immer wieder fest, so der LKA-Sprecher. Dass eine Bananenreiferei als Zwischenlager genutzt und dies entdeckt werde, sei zumindest für Baden-Württemberg bisher ein Novum.

Zweiter Rauschgift-Großfund in kürzester Zeit

Mit dem jüngsten Großfund ist es den Rauschgiftermittlern in Baden-Württemberg bereits zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit gelungen, eine enorme Menge an Drogen aus dem Verkehr zu ziehen. Anfang Februar wurden an der Autobahn bei Crailsheim 139 Kilogramm Marihuana sichergestellt. Auch hier war eine Streife des Polizeipräsidiums Aalen beteiligt. Bei einer Routinekontrolle machte man einen unerwarteten Fund. Das Marihuana war im Kofferraum eines Fahrzeugs mit spanischen Kennzeichen in sechs schwarzen Taschen untergebracht. Der Fahrer, ein 22-jähriger russischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Spanien, wurde unmittelbar festgenommen.

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Auch in diesem Fall dauern die Ermittlungen von LKA und Zoll, die diese übernommen haben, noch an. Die Fahnder gehen davon aus, dass die Drogen, die einen Straßenhandelspreis von etwa 1,4 Millionen haben, aus Spanien stammen.

Zwei spezielle Ermittlungsgruppen

Bei der Bekämpfung von organisierter Rauschgiftkriminalität arbeiten das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und das Zollfahndungsamt Stuttgart in zwei gemeinsamen Rauschgiftermittlungsgruppen zusammen. Diese sind an zwei Standorten – in Stuttgart und Karlsruhe – stationiert und bekämpfen nach eigenen Angaben „herausragende Fälle“ des illegalen Handels und Schmuggelns von Drogen.