Geschäfte mit Kokain, Marihuana und Maschinengewehren: das sind die Vorwürfe der Ermittler gegen eine achtköpfige Gruppe aus Ludwigsburg. 

Ludwigsburg - Monatelang ermittelte die Polizei verdeckt, im Januar schlugen 230 Beamte in Ludwigsburg, Esslingen und Schwäbisch Hall zu: in 26 Gebäuden fanden sie Kokain, kiloweise Marihuana und zahlreiche Schusswaffen, darunter Sturmgewehre und Maschinenpistolen. Von einem „Schlag gegen den organisierten Drogenhandel“ sprach die Polizei damals. Seit Donnerstag stehen nun acht mutmaßliche Mitglieder des Drogenhändlerrings vor dem Stuttgarter Landgericht.

 

Die Staatsanwaltschaft wirft den sieben Männern und einer Frau vor, das Rauschgift kiloweise aus den Niederlanden nach Deutschland geschmuggelt und in Ludwigsburg und der Umgebung verkauft zu haben. In einem Fall soll die Gruppe auf dem Parkplatz des Seeschlosses Monrepos rund 30 Kilogramm Marihuana angekauft haben, in einem anderen rund ein Kilo Kokain in einem Hotel nahe des Ludwigsburger Bahnhofs. Zudem sollen Gruppenmitglieder Schusswaffen besessen und verkauft haben, darunter vollautomatische Exemplare wie ein Sturmgewehr des Oberndorfer Herstellers Heckler&Koch.

Die Gruppe arbeitete laut Ermittler äußerst konspirativ

Gewissermaßen das Hauptquartier des Drogenrings sei ein Café in der Leonberger Straße in Ludwigsburg gewesen, glauben die Ermittler. Viele der Drogentransporte seien direkt in die zum Café gehörende Tiefgarage geleitet worden. Der ehemalige Betreiber des Lokals, ein 50-jähriger Grieche, ist aus Sicht der Anklage einer von zwei Köpfen der Bande, der andere Hauptangeklagte ist ein 30-Jähriger aus Bietigheim-Bissingen. Sie wurden gemeinsam mit den sechs anderen mutmaßlichen Dealern bei der Razzia im Januar festgenommen und sitzen seither in Untersuchungshaft.

Auf die Spur kamen die Ermittler dem Drogenring im März 2016, als das Ludwigsburger Präsidium mehrere Hinweise auf Rauschgiftgeschäfte im großen Stil rund um die Barockstadt erhielt. Monatelang überwachte eine eigens einberufene Ermittlungsgruppe bei der Polizei daraufhin die Handys und Telefone der Verdächtigen. Allein die überwachten Telefongespräche niederzuschreiben würde rund 160 000 Seiten ergeben, schätzt die Polizei.

Verteidiger wollen den Prozess unterbrechen

Intern streng organisiert und nach außen „überaus konspirativ“ – so beschreiben die Ermittler die Gruppe, deren Geschäfte mindestens seit Anfang 2016 gelaufen sein sollen. Neben den beiden Chefs waren offenbar zwei der Angeklagten für das Einlagern der Drogen zuständig, das sogenannte „verbunkern“. Dafür soll laut Polizei unter anderem eine Wohnung in Tamm genutzt worden sein. Andere Mitglieder der Gruppe sollen die Drogen beschafft haben. Sie wohnten vor ihrer Festnahme in den Niederlanden und Belgien.

Zum Prozessauftakt wurde deutlich, dass die Angeklagten offenbar wenig Lust haben, die Vorwürfe zu klären. Die meisten kündigten an, nicht einmal zu ihren Personalien aussagen zu wollen. Die Schar von insgesamt 15 Verteidigern beantragte kurz nach Beginn, den Prozess erst einmal komplett auf Eis zu legen – zu viele wichtige Informationen würden ihnen noch nicht vorliegen, da noch Akten bei den Ermittlungsbehörden lägen.

Um die Geschäfte der Bande aufzuklären, hat die 19. Kammer des Stuttgarter Landgerichts schon jetzt ein straffes Programm vorgeschlagen: Dutzende Verhandlungstage sind angesetzt, ein Urteil wird wohl erst im kommenden Frühjahr fallen.