Der Fünf-Punkte-Plan des OB gegen den Drogensumpf rund um das Schulgelände im Leonhardsviertel greift – aber er soll zum Jahresende auslaufen. Eltern der Jakobschule fühlen sich von der Stadt hinters Licht geführt und gehen auf die Barrikaden.

S-Mitte - Der sogenannte Fünf-Punkte-Plan, mit dem Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) den Drogensumpf rund um die Jakobschule trocken legen will, scheint aufzugehen. „Notmaßnahmen“ sollten dazu führen, „dass man in der Früh dort keine Spritzen mehr findet“. Genau das bestätigen die Eltern der Jakobschule nun.

 

Die Elternbeiratsvorsitzende Mihaela Manachidis spricht von lediglich einem einzigen Spritzenfund, seitdem sich die Stadt sowie die Polizei um das Umfeld der Schule kümmern. „Die Polizeipräsenz ist ausdrücklich zu loben“, sagt Manachidis. Sie beobachtete zuletzt Streifen an drei verschiedenen Tageszeiten. „Sogar auf den Spielplätzen sind die Polizisten präsent und machen dort bei verdächtigen Personen Ausweiskontrollen“, sagt sie, „in puncto Sicherheit und Sauberkeit tut sich wirklich etwas.“

Einzig die Art und Weise der Reinigung – zum Beispiel an der Wächterstaffel – stößt auf ein wenig auf Kritik. „Die Sachen werden einfach nur mit einem lauten Laubbläser wegpustet, statt richtig beseitigt“, sagt Mihaela Manachidis.

Der Schein trügt

Durch diese Maßnahmen sollte die Welt in und um die Jakobschule wieder in Ordnung sein. Doch der Schein trügt. Denn alle Bemühungen, die seit Beginn des Fünf-Punkte-Plans die Grundschüler schützen, laufen angeblich am Ende des Jahres aus. „Auch ein Polizist sagte mir“, erzählt Manachidis mit ernster Miene, „auf Dauer können wir das in dieser Art und Weise nicht leisten.“

Nadine Gombold, ebenfalls im Elternbeirat der Jakobschule, treibt angesichts dieser Perspektiven die Zornesröte ins Gesicht: „Der Fünf-Punkte-Plan von Herrn Kuhn ist ein plumper Versuch, mit unzureichenden und befristeten Maßnahmen die Öffentlichkeit zu beruhigen. Wir brauchen weitreichendere und dauerhafte Lösungen, auch über das Jahresende hinaus.“

Der Vater eines Jakobschülers sieht es ebenso: „Eine kinderfreundliche Stadt ist etwas anderes. Dies sind unbefriedigende Beruhigungsversuche“, sagt Holger Ament und ergänzt: „Ich finde die Wertschätzung der Stadt Stuttgart gegenüber den Kindern beschämend.“ Ament und die Eltern der Jakobschule fühlen sich von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und der Verwaltung als Bittsteller wahrgenommen, denen die Stadt durch den Fünf-Punkte-Plan vermeintlich einen Gefallen tut. Die Eltern stehen dagegen auf dem Standpunkt, dass die Stadt – und allen voran die Schulbürgermeister Isabell Fezer (FDP) – in der Pflicht stehen.

Weitere Forderungen der Elternschaft

„Ich wage es mir garnicht vorzustellen, was alles in die Wege geleitet werden würde“, sagt Holger Ament, „wenn es eine der Eliteschulen betroffen hätte. Es ist eine Schande und Beleidigung jeglicher Intelligenz, wenn mit Beruhigungsmaßnahmen gearbeitet wird, die nur kurz zur Befriedung eingesetzt werden.“ Elternbeiratsvorsitzende Mihaela Manachidis bringt es letztlich auf den Punkt: „Sollten die wichtigsten Maßnahmen des Fünf-Punkte-Plans Ende des Jahres wie geplant aufhören, war alles, was bisher getan und erreicht wurde, nur Kosmetik. Die Stadt muss die Probleme nachhaltig an der Wurzel packen.“ Dazu gehören auch weitere Forderungen der Elternschaft. „Wir wollen das die Schultore ab 17 Uhr geschlossen werden und der Eingang für Fremdnutzer in die Katharinenstraße verlegt wird“, sagt Mihaela Manachidis stellvertretend für alle alle Eltern. Zudem fordern sie die Verlegung der Anlaufstelle für Drogensüchtige „High Noon“ sowie eine vom Tageslicht abhängige Ausleuchtung des Schulhofes.

Mit diesen und weitere Forderungen haben sich die Eltern der Jakobschule am 17. Oktober schriftlich an den Oberbürgermeister gewandt. „Denn Herr Kuhn wünschte sich in unserem Gespräch ausdrücklich, dass sich die Eltern mit ihren Anliegen in Zukunft direkt an ihn wenden“, sagt Mihaela Manachidis.

Doch der direkte Draht zu OB Fritz Kuhn habe bisher nichts gebracht: „Wir warten bis heute auf eine Antwort zu unseren Anliegen.“