Macron hat seinen Nimbus verloren. Nun gilt es für ihn zu retten, was zu retten ist, kommentiert Stefan Brändle.

Korrespondenten: Stefan Brändle (brä)

Bei den Parlamentswahlen in Frankreich haben die Links- und Rechtspopulisten zugelegt wie noch nie. Jean-Luc Mélenchons „Neue ökologische und soziale Volksfront“ (Nupes) stellt in der 577-köpfigen Nationalversammlung 131 Abgeordnete, doppelt so viel wie in der letzten Legislatur. Und die Rechtsnationalen von Marine Le Pen erobern 89 Sitze – mehr als zehnmal so viele wie bisher. Emmanuel Macrons Mitte-Allianz „Ensemble“ hat dagegen eine schwere Schlappe erlitten: Sie kommt nur noch auf 245 Sitze – weit entfernt von der absoluten Mehrheit von 289 Sitzen. Eine ähnliche Konstellation gab es in Frankreich, wo der Staatschef normalerweise eine bequeme Regierungsmehrheit erhält, letztmals im Jahr 1988. Damals fehlten dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand und seinem Premierminister Michel Rocard 15 Stimmen, die sie bei jeder Abstimmung mühsam zusammensuchen mussten.