Der Nikotinentzug zehrt an den Nerven der Dschungelcamper. Vor allem Daniele Negroni ist ohne Glimmstängel nur noch ein fingernägelkauendes Nervenbündel. Und dann ist da noch die Ekel-Sache mit dem Ohrwurm, der eigentlich eine fette Kakerlake war.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Murwillumbah/Stuttgart - Dschungelcamp, Tag 7. Bei der „Schad Show“ passiert es. Irgendetwas Superfieses krabbelt Daniele Negroni in den Gehörgang. „Oh, Fuck. Ich habe etwas im Ohr“, ruft der 22-jährige Sänger panisch mit schmerzverzerrten Gesicht. Eine fette Kakerlake hat es sich im Ohrkanal gemütlich gemacht. Rettungssanitäter Dr. Bob zieht sie mit einer Pinzette heraus. „Das passt zur nächsten Kategorie: Ohrwurm“, ätzt Moderatorin Sonja Zietlow.

 

Der Gemeine Ohrwurm

Der Ohrwurm, ein kurzzeitig oder dauerhaft im menschlichen Ohr ansässiges wirbelloses Tier, ist dank Zietlows Spruch wieder einmal das unschuldige Opfer von Aberglaube, Unwissenheit und übler Nachrede geworden.

Die Rede ist von „Forficula auricularia“, besser bekannt als Gemeiner Ohrwurm. Gemein bezieht sich nicht auf die moralische Verwerflichkeit seines Tuns, sondern auf die zoologische Unterart, die keine herausragenden Merkmale hat.

1800 Ohrwurm-Arten – welche war es?

Insgesamt sind 1800 Arten der Ordnung Ohrwürmer bekannt. Sie bilden drei Gruppen und unterscheiden sich in Lebensweise und Körpermerkmalen. Welchen Lebensraum das jeweilige Insekt bevorzugt, lässt sich schon an der Art-Bezeichnung ablesen, zum Beispiel Sandohrwurm, Gebüschohrwurm, Waldohrwurm. Ohrwürmer werden zehn bis 20 Millimeter lang. Der Riesenohrwurm kann sogar bis zu 50 Millimeter lang werden.

Ohrwürmer lieben auch Fleisch

Der in hiesigen Breiten beheimatete Durchschnitt-Ohrwurm ist nacht- und dämmerungsaktiv. Er verbringt den Tag am liebsten unter Baumrinden, Steinen oder Laub. Als Allesfresser verspeist er Blattläuse und Schmetterlingsraupen genauso gern wie Blüten, Früchte und Samen. Manche Arten, zum Beispiel der Sandohrwurm, ernähren sich ausschließlich von Fleisch.

Das Krabbeltier trägt im Garten dazu bei, Schädlinge zu reduzieren. Dennoch wird der Ohrwurm selbst als ungebetener Gast geschmäht, weil er gern Obst wie Äpfel, Zwetschgen oder Trauben anknabbert. Oft hält sich der Schaden aber in Grenzen.

Kein Wurm, sondern Insekt

Kneifer, Zwicker, Wusler, Pitscher oder Höhler – das rötlich-braun gefärbte Tier hat viele Namen. Besonders irreführend ist aber die Bezeichnung als Wurm. Denn die flinken Tierchen sind keine Würmer, sondern Insekten. Würmer gehören zu den wirbellosen Tieren und haben einen lang gestreckten, schlauchförmigen Körperbau.

Den meisten Würmern fehlt ein festes inneres oder äußeres Skelett. Sie haben keine Extremitäten wie Beine oder Fühler, weshalb sie sich kriechend fortbewegen. Insekten hingegen gehören zur Klasse der Gliederfüßer und bilden die bei weitem artenreichste Klasse im Tierreich. Sie haben ein Außenskelett, das aus Chitin und zahlreichen Proteinen besteht.

Das berüchtigte Paar Zangen am Ende des Hinterleibs dient zur Verteidigung, um Beute festzuhalten, als Hilfsmittel beim Entfalten der rudimentär ausgebildeten Flügel – und beim Begattungsritual. Apropos: Ohrwürmer bekommen jährlich Nachwuchs. Die Eier und Larven werden in selbst gebauten Höhlen, in Blattrillen oder unter der Baumrinde liebevoll umsorgt, gesäubert und bisweilen sogar gefüttert.

Gegen Ohrenkrankheiten

Das deutsche Wort Ohrwurm entstand im 14. Jahrhundert. Getrocknet und zu Pulver zerstoßen, diente das Insekt damals als Allheilmittel gegen Ohrenkrankheiten und Hörprobleme. Ohrwürmer bevorzugen feuchte und warme Gebiete, weshalb der menschliche Gehörgang für sie theoretisch ein attraktiver Lebensraum sein könnte.

Doch die Vorstellung, Ohrwürmer würden in Ohren kriechen, um dort nach Nahrung zu suchen und allerhand Schabernack zu treiben, ist wissenschaftlicher Unfug. Weder kneifen sie in das Gehörorgan, noch laben sie sich am Ohrenschmalz ihres Wirtes.

Seine anmutigen und geschmeidigen Bewegungen waren der Grund, warum das Insekt fälschlicherweise als Wurm deklariert wurde. Der Name ist vermutlich auf ein Wortspiel zurückzuführen. Die nach innen gebogenen Zangen am Hinterleib erinnern an ein „O“.

Einem bis heute verbreiteten Irrglauben zufolge krabbeln die Tiere in die Ohren von Schlafenden, beißen sich durchs Trommelfell und legen im Gehirn ihre Eier ab.