Sie sehen sich als „Spielball der Politik“ missbraucht und die Duale Hochschule „denunziert“: Die DHBW-Studierenden bitten Ministerpräsident Kretschmann um Beistand gegen Wissenschaftsministerin Bauer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Landesregierung soll die im Auftrag von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) erarbeitete Erklärung zum geringen Stellenwert der Forschung an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) öffentlich richtig stellen. Das fordern die Studierenden der Hochschule in einem am Montag versandten Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Die drei Vertreter der Studierenden im Senat, der Vorsitzende des Studierendenausschusses (Asta) und der Präsident des Studierendenparlamentes äußern sich darin „sehr bestürzt“, „entsetzt und enttäuscht“ über den Schriftsatz des Rechtsprofessors Thomas Würtenberger, der im Auftrag Bauers zu einer Verfassungsbeschwerde von DHBW-Professoren Stellung nahm.

 

Dessen Gutachten greife die Qualität der Abschlüsse an, denunziere die Hochschule und ihre Mitarbeiter und schwäche sie als Arbeitgeber und Anbieter von Studienplätzen, schreiben die Studierenden. Gerade mit Blick auf die ungewöhnliche Doppelrolle Bauers als Ministerin und Co-Aufsichtsratsvorsitzende könne man „nicht nachvollziehen wieso die Landesregierung der DHBW durch das angesprochene Gutachten offensichtlich bewusst Schaden zufügt“. Es habe offenbar „macht- und finanzpolitische Hintergründe“, dass „34 000 Studierende zum Spielball der Politik gemacht werden“. Künftig solle die Regierung und besonders das Wissenschaftsressort „als zuverlässiger Partner anstatt als Gegenspieler“ auftreten.

Kein Geld und keine Zeit für Forschung

Mit Würtenbergers Schriftsatz hatte Bauer auf eine Verfassungsbeschwerde reagiert, in der die Professoren auf mehr Wissenschaftsfreiheit pochen. Der Landesvertreter in dem Verfahren hatte den Stellenwert der Forschung an der DHBW darin massiv relativiert. Nach Universitäten und Fachhochschulen stehe sie hierbei „am Ende der Skala“. Forschen könnten die Professoren „in der Freizeit“, zumal dafür nur sehr geringe Landesmittel zur Verfügung stünden. Bereits der Senat der Hochschule und der Verband der DHBW-Mitarbeiter hatten darauf mit Befremden und Empörung reagiert. Gleichwohl hatte Bauer eine Korrektur oder einen Widerruf der Stellungnahme bisher abgelehnt.

Im Brief an Kretschmann zeigen sich die Studierenden „stolz, ein Teil dieser einzigartigen und in ihrem ganzen Wesen innovativen Hochschule zu sein“. Die DHBW leiste einen „enormen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag“ für Baden-Württemberg. Trotz der minimalen Förderung werde in der Forschung Bemerkenswertes geleistet; als Beispiel nennen die Studierenden die Unterstützung des Bereichs Sozialwesen für die inzwischen mit dem Nobelpreis geehrte Nadia Murad. Auch dank des Engagements von Ministerin Bauer überzeuge die DHBW heute durch akademische Qualität in Lehre und Forschung gleichermaßen.