Ministerin Bauer bezeichnet die Duale Hochschule in der Forschung als drittklassig. Damit untergräbt sie ihre Stellung als Aufsichtsratschefin, meint Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Zehn Jahre ist es demnächst her, dass aus den Berufsakademien die Duale Hochschule wurde. Die besondere Verbindung von Theorie und Praxis gilt seither als Erfolgsmodell. Mit 34 000 Studierenden ist die DHBW heute die größte Hochschule Baden-Württembergs. Aber ist sie überhaupt eine „richtige“ Hochschule? Kurz vor dem Jubiläum setzt ausgerechnet Wissenschaftsministerin Bauer dicke Fragezeichen dahinter. Um eine Verfassungsbeschwerde von Professoren abzuwehren, die auf mehr Wissenschaftsfreiheit pochen, lässt sie den Stellenwert der DHBW massiv relativieren. In puncto Forschung sei diese nur dritte Klasse, forschen könnten die Professoren gerne in ihrer Freizeit, Geld vom Land gebe es dafür ohnehin kaum – so steht es in einer Stellungnahme an das Verfassungsgericht.

 

Kein Wunder, dass Führung und Mitarbeiter der DHBW empört sind. Natürlich steht dort die Lehre im Vordergrund. Aber die Forschung gewinnt zusehends an Bedeutung, nicht nur in den Reden der Politiker, sondern auch in der Praxis. Entsprechend fassungslos registriert die Hochschule, dass Bauer diesen Anspruch nun gleichsam aus prozesstaktischen Gründen dementiert. An der Dualen Hochschule hat die Ministerin damit viel Vertrauen verspielt. Sie sollte sich fragen, ob sie Aufsichtsratschefin bleiben kann und will.