Es hat kaum geregnet im April und Mai. Für Landwirte bedeuten diese häufiger werdenden Trockenphasen, dass sie sich langfristig umstellen müssen. Es könnte womöglich bald mehr Melonen und weniger Brokkoli von den Fildern geben.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Filder - Verhungern muss auf den Fildern wohl auch dieses Jahr keine Kuh, keine Ziege und kein Huhn. Trotz der Klimaerwärmung und der zunehmenden Trockenphasen werden die Tiere genügend Futter bekommen. Doch tatsächlich sind gerade beim Grünland, also dem Futteranbau für Tiere, die Landwirte durch den fehlenden Niederschlag im April und Mai stark gebeutelt. „Da fehlen schon jetzt etwa 20 bis 30 Prozent des Ertrags“, sagt Markus Bauer, Landwirt aus Sielmingen und landwirtschaftlicher Obmann in Filderstadt. Allerdings sei dies bei Heu nicht ganz so schlimm, da man dies gut lagern könne. „Wenn eine Saison schlecht lief, gibt es noch Hoffnung, dass die nächste besser wird.“ Dies sei beispielsweise beim Anbau von Gemüse ganz anders.

 

Künstliche Bewässerung ist nicht möglich

Davon kann Klaus Wais, Bioland-Bauer in Riedenberg, ein Lied singen: „Unser Hauptprodukt für den Handel ist Brokkoli. Und bei Temperaturen über 28 Grad streikt der Brokkoli.“ Je weniger es regne und je heißer es sei, desto schneller wechsele der Brokkoli vom Knospenstadium in die Blütephase – und sei dann nicht mehr verkäuflich.

Eine künstliche Bewässerung für den Brokkoli könnten seine Mitarbeiter und er aber nicht leisten, denn auf seinen Feldern gibt es weder eine Bewässerungsanlage noch einen Brunnen. „Deshalb mussten wir reagieren: Wir haben den gesamten Brokkoli-Anbau auf Frühjahr und Herbst verlegt, weil wir durch die Hitzesommer in den vergangenen Jahren zu viele Ausfälle hatten“, erzählt Klaus Wais. Und in großem Stile etwas anzubauen, was dann nicht vermarktungsfähig sei, sei zu riskant, sagt der Riedenberger. Glücklicherweise werde aber in der Züchtung bereits viel experimentiert in Richtung von Sorten, die sowohl hitzeresistenter seien als auch weniger Niederschlag benötigten.

Ein hoher Humusgehalt ist enorm wichtig

Markus Bauer aus Sielmingen baut nur wenig Gemüse an, sondern neben Kleegras als Futter für die Tiere vor allem Getreide: Weizen, Gerste und Mais. „Bei diesen Sorten lohnt sich eine Bewässerung nicht, das wäre zu teuer“, erläutert er. Deshalb muss auch er andere Wege finden, damit das Getreide trotz fehlendem Niederschlag wächst. Ein wichtiger Punkt ist dabei die richtige Bewirtschaftung eines Felds: „Man darf als Landwirt heutzutage nur noch seltener und weniger tief pflügen, weil durch das Pflügen viel Wasser im Boden verdunstet.“ Zudem verdichte sich dadurch der Boden. Und der Niederschlag reiche nicht aus, um die Ackerfläche ausreichend zu lockern.

Unerlässlich, um der Klimaerwärmung zu begegnen, sei es außerdem, den Humusgehalt im Boden zu erhöhen. „Das ist eine Generationenaufgabe, die Jahre dauert – aber anders geht es nicht“, sagt Markus Bauer. Ein Boden, der viel Humus beinhaltet, könne viel mehr Wasser speichern. Und wie bekommt man mehr Humus in den Boden? „Das gelingt, indem man mit Mist und organischem Dünger arbeitet sowie genügend Zwischenfrüchte anbaut“, erläutert Bauer. Ein brachliegendes Feld würde mehr Humus abbauen als eines, auf dem Zwischenfrüchte angebaut werden, deshalb seien diese so wichtig.

Auf den Fildern wachsen bereits Melonen

Ein hoher Humusgehalt ist übrigens nicht nur bei heißen Temperaturen im Sommer, sondern auch bei starkem Niederschlag sinnvoll, „denn dann fließt das Wasser nicht so schnell ab“. Letztlich könne man sich einen humusreichen Boden wie einen Schwamm vorstellen, erklärt Markus Bauer – oder wie eine Powerbank fürs Handy: Die muss geladen sein, damit man auch über längere Zeiträume ohne Strom auskommt – oder im Fall von Ackerböden eben ohne Niederschlag.

Der Sillenbucher Gemüsebauer Klaus Wais denkt unterdessen darüber nach, künftig Zuckermelonen anzubauen. Durch die Klimaerwärmung ist dies auch hierzulande mittlerweile möglich. Der Landwirt Daniel Gaiser aus Neuhausen auf den Fildern baut beispielsweise bereits seit sechs Jahren Wasser- und Honigmelonen an, die Familie Hörz in Bonlanden ebenfalls. „Das wäre früher undenkbar gewesen“, meint Klaus Wais.