Während die CDU-Fraktion Zustimmung bekundet für ein E-Autorennen in Stuttgart, ist das Linksbündnis dagegen. Eignet sich die Mercedes-Benz-Arena überhaupt für die Strecke?

Stuttgart - Kaum war bekannt, dass demnächst E-Rennautos durch Stuttgart rasen sollen, rief die Nachricht schon Kritiker auf den Plan. Thomas Adler, Fraktionssprecher des Linksbündnis’, warf der Verwaltungsspitze vor, die Pläne für das Autorennen rund um den Neckarpark hinter dem Rücken des Gemeinderats voranzutreiben.

 

Unterdessen will die Stadtverwaltung die Gemüter beruhigen. Von einer genehmigungsfähigen Strecke sei man noch sehr weit entfernt, auch der Kostenrahmen schwanke zwischen einem einstelligen bis niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Obwohl die Gespräche zwischen dem Ordnungs- und Tiefbauamt mit den Organisatoren der Formel-E-Rennserie laufen, sei noch nicht mal sicher, ob die Veranstaltung überhaupt nach Stuttgart kommt. Zunächst wolle man sich auf eine Strecke einigen, diese dann dem internationalen Dachverband des Automobils (FIA) vorschlagen. Die FIA entscheidet erst im Frühsommer, wie der Rennkalender für die Saison 2020/2021 aussehen soll und welche Städte darin auftauchen. Bis dahin gebe es einige „neuralgische“ Punkte im Streckenverlauf zu klären, heißt es aus der Stadtverwaltung. Zuständig für den Streckenentwurf sei das Planungsbüro Tilke aus Aachen.

Die Tunnel der Mercedes-Benz-Arena sind zu schmal

Der Rundkurs müsste nach den FIA-Regeln 2,5 bis drei Kilometer lang sein. Knackpunkt sind wohl die sogenannten Mundlöcher in der Mercedes-Benz-Arena, die Durchgänge vom Spielfeld unter der Tribüne hindurch nach draußen. Durch diese Tunnel sollen die wendigen Elektroautos ins Stadion rein fahren, dort eine Runde drehen und das Stadion wieder verlassen. Die Formel-E-Regularien schreiben eine bestimmte Breite für Tunnel vor, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten. Die Mundlöcher in Stuttgart sind zu schmal, auch an anderen Stellen im Streckenverlauf gibt es noch unebene Stellen, die neu asphaltiert werden müssten, damit die Rennautos unfallfrei drüber sausen könnten.

Doch nun kommt Kritik an den Plänen auf. Die Fraktionsgemeinschaft aus SÖS-Linke-Plus sowie Piraten und Tierschutzpartei hat einen Antrag gestellt. Sie fordert Aufklärung über die Kostenfrage und will zudem wissen, wie sich ein Autorennen mit dem Klimaschutz vereinbaren lasse. „Sollen für ein solches Temporausch-Spektakel öffentliche Gelder ausgegeben werden ?“, diese Frage beantwortet Fraktionssprecher Hannes Rockenbauch selbst mit „Nein“.

Heimische Unternehmen und die CDU-Fraktion haben Zustimmung bekundet

Doch das Anliegen der Stadt ist ein anderes: Neben dem Rennen ist man vor allem an dem umfangreichen Rahmenprogramm zur E-Mobilität interessiert, wie sie es schon bei der IAA-Bewerbung geplant hatten. Das Projekt ist deshalb auch nicht bei der Sportverwaltung mit Bürgermeister Martin Schairer (CDU) an der Spitze angegliedert, sondern wird von der direkt dem Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) unterstellten Abteilung Strategische Planung und Nachhaltige Mobilität um Michael Münter betrieben. Diese war auch schon für die IAA-Bewerbung zuständig. Zahlreiche heimische Unternehmen haben ihre Unterstützung bereits erklärt. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat bekundet ihre Zustimmung. „Alles, was hilft, damit Stuttgart seinen weltweiten Ruf als Automobil-Hauptstadt behält, müssen wir anpacken. Die Formel E wäre das richtige Projekt, weil sie die Aufmerksamkeit von Rennsport-Fans in der ganzen Welt auf uns richtet“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz. Anfang dieser Woche will die Verwaltung den Gemeinderat über den Stand der Planungen informieren.

Für zwei der Teilnehmer an der Elektromotor-Rennserie wäre es ein besonderer Erfolg, die Veranstaltung nach Stuttgart zu holen: Mercedes-Benz ist mit einer eigenen Mannschaft, dem Mercedes-Benz EQ Formula-E-Team dabei. Ein Sprecher des Formel-E-Teams begrüßte den Vorschlag, ein „Rennen der Formel E künftig hier in Stuttgart, der Geburtsstätte des Automobils, zu fahren“. Auch Porsche ist mit zwei Autos – eines gesteuert vom deutschen Rennfahrer Andre Lotterer – in der Rennserie vertreten.

Ob der Nachwuchs ehemaliger Schumi-Fans also bald schnelle Flitzer um die Mercedes-Benz-Arena fahren sieht, das hängt auch davon ab, ob es Kuhn gelingt, für dieses große Projekt Rückendeckung vom Gemeinderat zu bekommen.