300 neue Standorte werden benötigt. Schon ab nächstem Jahr werden die Säulen gebraucht. Das Thema wird in naher Zukunft auch die Bezirksbeiräte beschäftigen.

Stuttgarter Norden - Die mobile Welt steht unter Strom. E-Mobile, aber auch die dazu gehörende Infrastruktur, ist gerade in aller Munde. Jüngst ließ Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wissen, dass er den Ausbau der Ladestationen forcieren will. Dazu fordert der CSU-Politiker für den Bundeshaushalt 2020 eine Milliarde Euro zusätzlich.

 

Hintergrund ist, dass der Markt wächst. Vor allem in Stuttgart, wo Dieselfahrverbote gelten und das Thema Feinstaubalarm einen breiten Raum einnimmt. Die Landeshauptstadt Stuttgart steht bezüglich der Anzahl der Ladepunkte pro Einwohner noch immer im bundesweiten Vergleich an der Spitze der Großstädte, schreibt Oberbürgermeister Fritz Kuhn in einer Vorlage an den Gemeinderat. Allerdings werde der Vorsprung geringer und das Thema Elektromobilität nehme mittlerweile in den Strategien aller großen deutschen Städte breiten Raum ein.

Stand 28. Februar 2019 sind insgesamt 3920 Elektrofahrzeuge in Stuttgart gemeldet. Davon sind 2109 reine Batterieelektrofahrzeuge, 1785 von außen aufladbare Hybridelektrofahrzeuge (Plug-In-Hybride) und 26 Baustellenfahrzeuge. Zum Vergleich: Zum 30. November 2015 waren in beiden Gruppen zusammen nur 1153 Fahrzeuge gemeldet. „Von einem weiterhin starken Anstieg in den kommenden Jahren ist auszugehen“, schreibt der OB.

In Stuttgart gibt es nach Angaben der Stadt rund 180 öffentliche Ladestationen für E-Autos. Das entspricht 360 Ladepunkten, weil jede Station in der Regel zwei Ladepunkte sowie zwei separate Parkmöglichkeiten hat. Darüber hinaus sind etwa 20 Ladestationen bei Kaufhäusern, Parkhäusern oder auch Autohäusern vorhanden. Das klingt zunächst nach einer guten Infrastruktur. Doch der Bedarf ist weitaus größer. Laut einer Studie geht die Stadt davon aus, dass im kommenden Jahr 300 weitere Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten im öffentlichen Raum benötigt werden. „Im Schnitt werden rund zwei neue Standorte auf die 152 Stuttgarter Stadtteile entfallen“, heißt es in der von Oberbürgermeister Fritz Kuhn unterzeichneten Drucksache.

Auch im Stuttgarter Norden wird der Ausbau forciert

Auch im Stuttgarter Norden soll nachgerüstet werden. In Stammheim sind acht Ladesäulen angedacht. Auf der Internetseite der EnBW (www.enbw.com/elektromobilitaet/produkte/mobilityplus-app/ladestation-finden) sind alle schon vorhandenen Standorte eingezeichnet. Im Sonatenweg, in der Kornwestheimer Straße, im Marco-Polo- und im Nobileweg gibt es bereits schon sechs Stationen. Wo die fehlenden Säulen hin sollen, ist noch nicht veröffentlicht. Das Thema wird aber in den einzelnen Bezirksbeiräten noch besprochen.

In Botnang fehlen noch zwei Säulen. Bislang gibt es insgesamt sieben an der Lehar-, Reger-, Kauffmann-, Vaihinger Land- und Lindpaintnerstraße.

30 Stationen sollen es in Feuerbach sein – Im Gebiet Feuerbach-Ost (4), auf dem Siegelberg (6), am Bahnhof (3), am Lemberg/Föhrich (5), an der Hohe Warte (3), im Zentrum (5), im Feuerbacher Tal (3) und An der Burg (1).

In ähnlicher Größenordnung bewegt man sich in Zuffenhausen. 33 Säulen sollen es bis nächstes Jahr sein – Am Stadtpark (2), in den Gebieten Schützenbühl (8), Elbelen (1), Frauensteg (1), Hohenstein (3), Mönchsberg (3), Im Raiser (1), in Neuwirtshaus (1), im Zuffenhäuser Zentrum (5), in Rot (6) und Zazenhausen (2).

Und auch in Weilimdorf sollen es 24 Stationen werden – im Ortskern (10), in Nord (5), Bergheim (2), Giebel (3), Hausen (2) und Wolfbusch (2).

Die Branche boomt: Seit geraumer Zeit erkennen E-Autofahrer aber ein „hausgemachtes Problem“, wie sie sagen. Denn trotz der vorhandenen Infrastruktur stößt das neue Tarifkonzept der EnBW auf Kritik. Wurde früher nach einem Stunden- oder Minutenpreis abgerechnet, bezahlt man heute für die abgenommene Strommenge. Bedeutet: Der Druck, die Ladesäule nach einer Volltankung zu verlassen, ist weg. Die neuen Preise: An den Wechselstromsäulen (AC) zahlt man künftig 29 Cent pro Kilowattstunde (kWh), an den Schnellladern einheitlich 39 Cent pro kWh.

Was vorderhand nach einer fairen Sache klingt, hat Nebenwirkungen. Wer sein Auto innerhalb kürzester Zeit vollgeladen hat, aber den ganzen Tag eine Ladesäule belegt, verknappt das Angebot der E-Tankstellen künstlich.