E-Mobilität im Enzkreis Vier machen mit beim Carsharing

Heimsheim, Mönsheim, Wimsheim und Wurmberg bringen ein gemeinsames Projekt auf den Weg. 10 000 Euro investiert Heimsheim dafür in eine E-Ladesäule.
E-Mobilität - Dem gemeinsamen E-Carsharing-Projekt der Kommunen Mönsheim, Wimsheim, Wurmberg und Heimsheim steht nichts mehr im Wege. Nachdem drei Gemeinderäte bereits ihre Zustimmung gegeben haben, hat nun auch der Heimsheimer Gemeinderat grünes Licht gegeben – wenn auch bei drei Gegenstimmen. Für die konkrete Umsetzung arbeiten die Kommunen mit der EnBW zusammen, die das Angebot betreuen wird. Das Projekt läuft zunächst für drei Jahre.
Beim Carsharing geht es darum, dass sich mehrere Menschen ein Auto teilen. Ein Betreiber stellt das Auto bereit, die Nutzer können es dann online buchen und für eine Fahrt nutzen. Oft kommen beim Carsharing außerdem E-Autos zum Einsatz, da es dabei vor allem um kürzere Strecken geht. Das Konzept für den Enzkreis sieht nun vor, dass jede beteiligte Kommune ein E-Fahrzeug least. Dieses Auto wird stationsgebunden sein. Das bedeutet, wer das Auto aus Heimsheim benutzt, muss es nach seiner Fahrt auch wieder zu der Heimsheimer Station zurückbringen.
Es gibt Modelle, bei denen die Autos auch an anderen Standorten abgestellt werden können, im ländlichen Raum sei das aber nicht praktikabel, wie die Stadtverwaltung erklärt. Die Stadt muss zudem eine E-Ladesäule installieren lassen. Die Kosten dafür liegen einmalig bei knapp 10 000 Euro. Alles Weitere, wie Wartung und Überprüfung, übernimmt die EnBW.
Drei Fliegen mit einer Klappe
„Wir können hier drei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sagte der Bürgermeister Jürgen Troll. Nicht nur schaffe man hier ein Angebot fürs Carsharing und eine E-Ladesäule, „das Fahrzeug kann auch für dienstliche Fahrten genutzt werden“. Ein elektrisch betriebenes Dienstfahrzeug war fürs Rathaus schon früher mal in Überlegung. „Wenn wir das Auto selbst nutzen, sparen wir zum Beispiel Entschädigungen für Dienstfahrten.“
Bei den meisten Ratsmitgliedern stieß das Konzept auf ein positives Echo. „Ich dachte erst: Das Geld wird auch nicht mehr, muss das wirklich sein? Aber ich sehe auch die Vorbildfunktion“, fand zum Beispiel Stefan Adelmann von der Freien Wählervereinigung. Kritik kam aus den Reihen der CDU
„Ich habe mit Elektromobilität ein bisschen meine Probleme“, sagte Denis Waldherr. „Unsere Umwelt endet nicht an der Grenze von Heimsheim.“ Ihm stelle sich zum Beispiel die Frage, wo die Batterien für die Autos herkommen. Umweltschutz hier sollte nicht auf Kosten anderer Länder stattfinden. Ralf Rüth hinterfragte außerdem, wer sich um die Wartung und Kontrollen der E-Autos kümmern wird, „dass sie unfallfrei und sauber sind“. Hier konnte Jürgen Troll allerdings einlenken. Das ist alles im Service-Paket der EnBW enthalten.
„Ich bin bei der E-Mobilität auch kritisch“, gestand Sabine Kiedaisch (Bürger für Heimsheim) zu. „Aber Carsharing ist etwas Gutes.“ Auch Rolf Vetter (SPD) brach eine Lanze für das Projekt: „Wir sollten damit einfach mal anfangen.“ Nach einer gewissen Zeit könne man Bilanz ziehen und gegebenenfalls nach Verbesserungen suchen. „Sonst kommen wir ja nie irgend wohin.“
Vorreiter in Renningen
Hinter dem Carsharing steckt der Gedanke, dass ein Auto pro Tag nur rund 40 Minuten genutzt wird und mehr als 23 Stunden herumsteht. Dadurch blockiert es wertvolle Freiflächen. Beim Carsharing (Autoteilen) ersetzt ein Fahrzeug im Schnitt sechs bis zehn andere. Auch Ressourcen werden geschont: Während der Nutzung verbraucht ein Fahrzeug nur ein Drittel seiner Ressourcen, der Rest fällt während der Herstellung und Entsorgung an.
Vorreiter in Sachen Carsharing in der Region ist der Verein „Ökostadt Renningen“. Bereits seit 1992 teilen sich die Mitglieder ihre Autos in der Rankbachstadt. Mittlerweile hat der Verein auch Autos in Weil der Stadt stehen. „Stadtmobil“ betreibt Autos unter anderem in Leonberg, Böblingen, Sindelfingen und Herrenberg. „Deer“ aus Calw hat Fahrzeuge in Weil der Stadt und Weissach stehen.
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