Es fließt viel Geld in die Förderung von Elektromobilität. Auch nach Stuttgart. Die Region hat Modellcharakter.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Wer ganz genau hinsieht, kann sie schon sehen, die Elektromobilität in Stuttgart und der Region: Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) lässt mehrere Hundert E-Bikes durch die Stadt rollen, im Dienste vieler Rathäuser surren Elektro-Smarts durch die Straßen, und in der Stuttgarter Türlenstraße präsentieren sich im Zentrum für Elektromobilität Firmen, die an der Energiewende auf den Straßen mitwirken wollen. Aber klar – es geht langsam voran. Aus diesem Grund will der Verband Region Stuttgart (VRS) an diesem Mittwoch in der Regionalversammlung beschließen, dem Fortschritt etwas auf die Sprünge zu helfen und interessante Projekte mit einem eigenen Förderprogramm finanziell zu unterstützen.

 

Im ersten Jahr wendet der Verband dafür eine Million Euro auf; in den nächsten Jahren sollen weitere 6,5 Millionen Euro dazukommen; höchstens die Hälfte der Gesamtkosten eines Projekts übernimmt dabei die Region. Wichtig ist den Geldgebern, dass die bezuschussten Projekte einen starken regionalen Bezug aufweisen. Besserer Klimaschutz, weniger Schadstoffe, hohe Energieeffizienz – so lauten die Ziele.

Stuttgart ist Modellregion

Diese Ziele teilt dieses Förderprogramm allerdings mit einer Reihe weiterer Initiativen, die versuchen, Geld für die Region Stuttgart lockerzumachen. Das bisher wichtigste ist die „Modellregion Elektromobilität“ des Bundesverkehrsministeriums: Seit dem Jahr 2009 gehört die Region zu den acht auserwählten Gebieten; 16 Millionen Euro an Fördermitteln flossen bisher nach Stuttgart. Um drei Bereiche geht es in dem Programm. E-Fahrzeuge sollen in der Praxis getestet werden. Eine Infrastruktur mit Stromtankstellen soll aufgebaut werden. Und die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Forschung sollen vernetzt werden. Entgegen den Planungen wird das Programm nun über 2012 hinaus fortgesetzt, so dass die Region mit weiterem Geld rechnen kann. So sei jetzt geplant, Elektro-Nachrüstsätze für Diesel-Lieferwagen zu entwickeln, sagt Helmuth Haag von der Wirtschaftsförderung der Region, wo die Fäden zusammenlaufen. Die SSB wollen einen rein batteriebetriebenen Bus testen.

Bewerbung um Fördermittel

Das ganz große Rad dreht derzeit die Bundesregierung mit ihrem „Schaufensterprogramm“. Rund 180 Millionen Euro werden in drei bis fünf Regionen gegeben, eine Entscheidung, wer von den 23 Bewerbern Erfolg hat, wird in wenigen Tagen erwartet. Die Landesagentur „E-mobil BW“ hat die Bewerbung vorbereitet: Insgesamt sollen 41 Projekte in der Region Stuttgart und in Karlsruhe verwirklicht werden. Dazu gehören die 300 E-Smarts, die von Herbst an in Stuttgart von jedermann gemietet werden können. Es gehe aber auch darum, den Einsatz von Elektrofahrzeugen bei Logistikdienstleistern wie UPS zu testen oder ein E-Tourismuskonzept zu entwerfen, sagt Isabell Knüttgen, die Sprecherin von E-mobil. Alle hiesigen Projekte hätten ein Volumen von 152 Millionen Euro, davon sollen 60 Millionen Euro aus dem Schaufensterprogramm kommen. „Das hat eine ganz große Dimension“, so Knüttgen.

Eine dritte Förderung unter dem Namen „Nachhaltig mobile Region Stuttgart“ bereitet das Landesverkehrsministerium vor. Der frühere Ministerpräsident Stefan Mappus hatte im Oktober 2010 auch unter dem Eindruck des „30. Septembers“ versprochen, Stuttgart zur Musterregion in Sachen Elektromobilität zu machen. Sieben Millionen Euro innerhalb von fünf Jahren hat er noch bereitgestellt. Durch den Regierungswechsel hat sich aber alles verzögert, nun scheint der Leiter der Geschäftsstelle, Rainer Gessler, kurz vor dem Startschuss zu stehen. Dem Vernehmen nach stehen drei Projekte im Fokus.

Fahrplaninformationen in Echtzeit

Flächendeckend im VVS-Gebiet will man alle Fahrplaninformationen fürs Handy und auf den Anzeigetafeln in Echtzeit anzeigen; bisher funktioniert das nur an Haltestellen der SSB. Langfristig sollen an allen Bahnhöfen Pedelecs ausgeliehen werden können – auch und gerade von Pendlern. Und über die anonym ausgewerteten Daten von Handys könnten die Autofahrer reale Stauinformationen aufs Smartphone bekommen – und eine ÖPNV-Alternative gleich dazu.

Und das ist längst nicht alles, was an Förderung für die E-Mobilität geschieht. So baut „E-mobil BW“ gerade ein Netzwerk von Unternehmen und Universitäten auf – mit insgesamt 80 Millionen Euro will man bis 2017 die Forschung voranbringen. Außerdem gibt es Unterstützung von ganz oben, von der Europäischen Union. Und ganz unten engagieren sich viele Kommunen finanziell in der Elektromobilität.

Das Programm des Regionalverbandes soll deshalb mit allen Initiativen verknüpft werden. Stimmt die Regionalversammlung jetzt zu, könnte es im Herbst losgehen.