E-Sport boomt. In der Szene werden hunderte Millionen Euro umgesetzt – und auch die großen Fußball-Vereine haben den Markt für sich entdeckt. Etwa Schalke 04 oder Manchester City. Und was macht der VfB Stuttgart?

Stuttgart - Europas Fußball-Clubs sind im E-Sport-Fieber: Immer mehr Vereine engagieren sich in diesem Bereich oder erwägen zumindest einen Einstieg. Vorreiter in Deutschland sind dabei der VfL Wolfsburg und der FC Schalke 04, die schon seit geraumer Zeit professionelle Computerspieler unter Vertrag haben. Ende September wurde bekannt, dass auch der FC Bayern, Borussia Mönchengladbach und sechs weitere Bundesligisten ein E-Sport-Engagement in Betracht ziehen. Die deutschen Clubs folgen damit dem Beispiel europäischer Branchengrößen wie Manchester City; vor einigen Tagen kündigte zudem Paris St. Germain an, dass man beabsichtige, eine eigene E-Sport-Abteilung aufzubauen.

 

Der Grund für das Interesse der Fußballclubs an den digitalen Wettkämpfen dürfte vor allem darin liegen, dass die globalen Umsätze im E-Sport derzeit enorm wachsen – manche Analysten erwarten für 2019 bereits einen weltweiten Umsatz im Bereich von einer Milliarde US-Dollar. „Wir denken, dass E-Sport ein profitables Businessmodell ist – und wie jedes Unternehmen halten wir Ausschau nach solchen Modellen“, sagt Tim Reichert, der die Abteilung E-Sport bei Schalke 04 leitet. Zudem bietet sich im E-Sport für die Clubs die Chance, junge Menschen anzusprechen, die von Haus nicht besonders fußballaffin sind. „Hauptziel des Engagements ist es mit Hilfe der Plattform E-Sport die junge Zielgruppe für die Marke VfL Wolfsburg begeistern zu können“, heißt es von Seiten des VfL Wolfsburg.

Warum der BVB nichts mit E-Sport zu tun haben will

Andere Vereinen stehen dem Trend jedoch zurückhaltender gegenüber. So meinte Borussia Dortmund kürzlich auf Anfrage der „Wirtschaftswoche“, dass ein E-Sport-Engagement für die Westfalen nicht in Frage komme, da dies „zu uns als Fußballverein nicht passe“. Ähnlich bewertet man dies bei der TSG Hoffenheim. Der VfB Stuttgart teilte auf Anfrage mit, dass man die Entwicklungen im E-Sport-Bereich sehr genau beobachte, aber in dieser Hinsicht noch keine konkreten Pläne verfolge – der aus der Bundesliga abgestiegene Traditionsverein setzt derzeit verständlicherweise andere Prioritäten.

Grundsätzlich versteht man unter E-Sport den Wettstreit von Computerspielern, die sich in Turnieren, Ligawettbewerben oder gar Weltmeisterschaften miteinander messen. Populär sind vor allem die Fantasystrategiespiele League of Legends und Dota 2, die meisten Fußballvereine setzen indes auf die Fußballsimulation FIFA. Die Beträge, um die gespielt wird, sind teilweise enorm: So lag das Preisgeld beim „The International“, der inoffiziellen Dota-2-Weltmeisterschaft, in diesem Jahr bei über 20 Millionen US-Dollar.