Stuttgarts Indie-Traumtänzer Eau Rouge haben im proppevollen Zwölfzehn ihr Debüt „Nocturnal Raptures“ eindrucksvoll live vorgestellt.

Stuttgart - Es hat doch immer etwas Schönes, wenn sich Kreise schließen. Hat was vom Ende eines Kapitels, vom Anbeginn einer neuen Ära. Gewiss, das klingt jetzt vielleicht ein wenig pathetisch, trifft auf die drei jungen Herren von Eau Rouge aber nun mal zu. Im Zwölfzehn begann das adrette Gespann 2013 offiziell seine Karriere mit einem Release-Konzert der ersten EP, am Donnerstag feierte man im selben Laden die Erscheinungsparty zum Debüt „Nocturnal Rapture“. Was seither passiert ist, kann man hier nachlesen; um zu sehen, wie viel der Dreier seither gelernt hat, musste man schon persönlich anwesend sein.

 

 

Trommelwirbel

 

Zu sagen, Eau Rouge wären erwachsen geworden, ist dennoch irreführend. Es würde ja implizieren, dass die Band zuvor juvenil, unreif gewesen wäre. Das ist natürlich Quatsch, man muss jedoch feststellen, dass Jonas Teryuco, Bo Zillmann und Magnus Frey mittlerweile ziemlich genau wissen, was sie sagen wollen. Und vor allem wie sie es zu sagen haben. Sie überlassen Lukas Klotzbach (Into The Fray) die akustische und überaus stimmungsvolle Eröffnung des Abends und zeigen dann pünktlich um 21:15 Uhr eine durchaus bemerkenswerte Darbietung. Sphärisch klingen Eau Rouge auf ihrem Debüt „Nocturnal Rapture“, live wandeln sich die Stücke von schwebenden Dreampop-Arien in dynamisch vorgetragene Indietronic-Nummern mit ordentlich Schmackes. Hier tut sich vor allem Schlagzeuger Magnus hervor, der mittlerweile richtig gut in sein Spiel gefunden hat und den Traumtänzer-Melodien der beiden Sänger und Gitarristen einen wuchtigen, druckvollen und mitreißenden Gegenpol entgegensetzt.

 

Sogwirkung

 

Mit „Margery“ geht’s gleich fesselnd los, der Sound sitzt, einzig die eigens konzipierte und sicherlich schicke Lichtshow der Lichtgestalten geht im engen Rahmen des Zwölfzehns unter. Es ist aber eh so gut gefüllt, dass man das nächste Mal durchaus eine Liga höher schielen darf, die Musik von Eau Rouge braucht Raum zur Entfaltung, zum Atmen. „Hunting Melodies“ und „Golden Nights“, zwei der bekanntesten Stücke, bringen wogende Bewegung ins Publikum, es wird in bester Shoegaze-Manier getanzt, werden verzückt Augen geschlossen oder wird mit offenen Augen geträumt. Live hat sie eben eine ganz besondere Wirkung, die Musik von Eau Rouge, ein geradezu schwereloses, tragendes Momentum zwischen Elegie und Euphorie. Ja, selbst Jonas und Bo selbst sind jedes Mal aufs Neue wieder vollkommen gefangen in ihrem Klangkörper, wiegen sich wie berauscht hin und her, felsenfest im Hier und Jetzt. Immer dann, wenn sie zweistimmig singen, entsteht etwas besonders Entrücktes, Erhabenes. Man kann es nicht so recht in Worte fassen. Aber das muss man ja auch nicht.

 

Eros und Thanatos

 

Eau Rouge als hedonistische Partykasper abzutun, die Pseudoparolen raushauen und das aufgesetzte Lebensgefühl durchfeierter Nächte in Tattoosprüchen auf der Haut tragen, wäre indes ein grober Fehler. Immer schwingt in ihrer Musik auch die Melancholie mit, das Bedauern, der Sturz nach dem Höhenflug. Das macht „Nocturnal Raptures“ zu einem starken Debüt, ihr Release-Konzert vor vollem Haus zu einem kleinen Triumphzug. Nächstes Mal dann aber sehr gerne im größeren Rahmen.