Mit der Auszeichnung für die Rapper zeigt die Musikindustrie, dass sie vor keiner Geschmacklosigkeit zurückschreckt.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Die deutsche Musikindustrie stiftet einen Preis, mit dem sie nicht etwa – wie man es bei einer solchen Auszeichnung erwarten würde – die beste deutsche Musik auszeichnet, sondern diejenige, die sich am besten verkauft. Sie ehrt damit also, überspitzt formuliert, in erster Linie nur sich selbst: als geschickten Vermarkter, der mit der Öffentlichkeitswirksamkeit dieses Preises auch noch seine eigenen Umsätze ankurbelt. Welche Musik dabei ausgezeichnet wird, spielt künstlerisch keine Rolle.

 

Das allein wäre schon ein Armutszeugnis. Dass die Echo-Macher Rapper wie Farid Bang und Kollegah überhaupt erst nominieren, bei denen Grenzüberschreitungen und Geschmacklosigkeiten Methode sind, zeugt jedoch mindestens von fehlendem Fingerspitzengefühl. Dass dann die widerwärtigen Holocaust-Anspielungen in ihren Songs publik wurden und die Echo-Verantwortlichen nicht etwa mit einer augenblicklichen Distanzierung von den beiden reagierten, war schon befremdlich genug. Farid Bang und Kollegah am Ende aber auch tatsächlich noch auszuzeichnen, ist ein Skandal. Wenn es nicht so makaber wäre und sich der Vergleich nicht verbieten würde, dann müsste man konstatieren, dass beim Echo über Leichen gegangen wird.