Zwei junge Männer, die bisher von Gastronomie keine Ahnung hatten, übernehmen eine Eckkneipe im Stuttgarter Westen und öffnen sie nur an drei Tagen unter der Woche. Klingt verrückt, hat aber Konzept.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Der Minimalist ist meistens immer noch leer. Aber das ist kein Zeichen dafür, dass die Eckkneipe am Vogelsang im Stuttgart Westen nicht gut läuft. Es liegt daran, dass sie nur dienstags bis donnerstags für die Allgemeinheit geöffnet hat. So erklärt es jedenfalls Colin Peitsmeier, der mit seinem Bekannten Christof Toth das Lokal im vergangenen Sommer übernommen hat. Die beiden sind Quereinsteiger in der Gastronomie: „Ein eigener Club wäre eine gute Sache“, dachten sie während der Lockdowns in der Corona-Pandemie. Der Minimalist bot ihnen einen unkomplizierten Einstieg in die Branche.

 

Am Minimalist kaum etwas verändert

An der Einrichtung hat sich seit der Eröffnung der Kneipe an der Ecke zwischen Scheffel- und Bebelstraße fast nichts verändert. Die neuen Betreiber ließen nur eine Wand einreißen. Dahinter verbargen sich bisher zwei Spielautomaten, die der Verpächter betreibt. Für die Neugestaltung des ehemaligen Wettbüros hatten zuvor die drei Freunde Gökhan Aydin, Batuhan Kirpi und Sertac Balikcioglu gesorgt, die mit ihrer Mischung aus Café und Bar aber nur neun Monate durchhielten. Sie wollten die Bewohner des Viertels eigentlich auf einen Kaffee oder ein Bier für ihre Kneipe gewinnen.

„Wir haben es ganz spontan und ohne Vorkenntnisse einfach übernommen“, erklärt Colin Peitsmeier den Einstieg in die Gastronomie. Der 23-Jährige war bislang als Kälte- und Klimamechantroniker tätig, sein zwei Jahre älterer Geschäftspartner arbeitet weiterhin hauptberuflich als Groß- und Außenhandelskaufmann. Neben Kaffee stehen auf ihrer Karte Bier, Cocktails und Longdrinks, zu essen gibt es nichts. Eine Eigenkreation ist der Shot namens Minimalist aus Wodka, Holunderblütensirup und Zitronensaft. Studenten sind ihre Zielgruppe – wobei unter der Woche nach wie vor wenig los sei, räumt der Junggastronom ein. Mit Spielen wie Bier Pong und Getränkepreise-Würfel soll für mehr Betrieb gesorgt werden.

Das neue Konzept kommt gut an

Aber den eigentlichen Umsatz machen die Minimalist-Besitzer mit einem neuen Konzept: „Wir haben uns auf Privatveranstaltungen spezialisiert“, sagt Colin Peitsmeier, „das kommt ganz gut an.“ An den Wochenenden ist ihr Minimalist für Geburtstage, Firmenfeiern, Junggesellenabschiede und dergleichen in den nächsten Monaten fast schon ausgebucht. In dem Lokal darf geraucht werden, das Catering kann man sich selbst mitbringen oder nebenan von der Pinsa Manufaktur beziehen. „Wir kommen langsam in die Profitzone“, sagt Colin Peitsmeier.

Von der Branche und seinem neuen Job ist der 23-Jährige so begeistert, dass er auch bei einem irischen Pub in Ludwigsburg eingestiegen ist. The Clansman heißt das in einem Gewölbekeller gelegene Lokal. „Es ist cool und macht einfach Spaß“, sagt er über die Gastronomie. Er schätze die Atmosphäre in den Lokalen, die Gespräche mit den Gästen und die Selbstständigkeit. Unter der Woche kommt öfter der Freundeskreis der beiden Betreiber vorbei, die ihre Corona-Idee mit dem Minimalist kurzerhand verwirklichten.