Weil sich das weltwirtschaftliche Klima eingetrübt hat, will der Ludwigshafener Chemieriese BASF viele seiner Umbaumaßnahmen in dieses Jahr vorziehen.

Frankfurt - Der Chemieriese BASF will beim Umbau des Konzerns noch mehr Dampf machen. Die zuletzt nachlassende Chemiekonjunktur sowie das schwache Geschäft der Autobauer, die für die BASF wichtige Abnehmer sind, haben den Vorstand dazu bewogen, das erst Ende November veröffentlichte Spar- und Effizienzprogramm zu beschleunigen. Mitte Dezember hatte der Konzern seine Gewinnprognose für das Jahr 2018 gekippt und damit den Aktienkurs auf Talfahrt geschickt. Daher sollen von den geplanten Kostensenkungs- und Effizienzmaßnahmen, durch die ursprünglich bis Ende 2021 bis zu zwei Milliarden Euro jährlich an zusätzlichem Gewinnbeitrag erzielt werden sollen, viele Maßnahmen bereits auf 2019 vorgezogen werden.

 

Es werde ein schwieriges Jahr werden, sagte Konzernchef Martin Brudermüller am Rande einer Forschungspressekonferenz in Ludwigshafen. Erstmals seit langer Zeit stehen dabei auch Arbeitsplätze auf dem Prüfstand. In einer Videobotschaft an die Belegschaft, über die die „Rheinpfalz“ berichtete, hatte Brudermüller bereits vor Weihnachten die rund 122 000 Beschäftigten darauf eingestellt, dass man „den Gürtel enger schnallen“ müsse. Dies werde alle Standorte betreffen, auch den Stammsitz in Ludwigshafen, wo es nach Angaben aus Unternehmenskreisen hauptsächlich Jobs in der Verwaltung treffen könnte. Vorerst jedoch wird es nur darum gehen, frei werdende Stellen nicht neu zu besetzen. 2018 war die Belegschaft am Stammsitz in Ludwigshafen sogar noch aufgestockt worden, derzeit arbeiten dort knapp 40 000 Menschen. Brudermüller wollte sich auch auf Nachfrage nicht konkreter äußern. Es gebe keinen Stellenabbauplan, so ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Je nachdem, wie die jetzt eingeleiteten Prozesse sich fortentwickeln, werde sich auch die Belegschaft entwickeln, betonte der Konzernchef. „Niemand hat vor zehn Jahren vorhersehen können, wie die Welt heute aussieht und das gilt auch für die Zukunft.“

Rahmenvereinbarung unterzeichnet

Einen Trumpf sieht der Vorstandsvorsitzende in der weltweit guten Aufstellung des weltgrößten Chemiekonzerns. Erst am Mittwoch wurde in Ludwigshafen eine Rahmenvereinbarung für einen neuen Verbundstandort im südchinesischen Guangdong unterzeichnet. Die Investitionssumme bis zum Abschluss des schrittweise umzusetzenden Projekts, der für 2030 erwartet wird, wird auf bis zu zehn Milliarden US-Dollar (rund 8,7 Milliarden Euro) geschätzt. „Der Anteil Chinas an der weltweiten Chemieproduktion wird bis zum Jahr 2030 auf rund 50 Prozent ansteigen“, sagte Brudermüller. „Guangdong ist ein wachsender Markt für Chemie-Innovationen.“ Es sei die größte Investition in der Geschichte des Chemieriesen und würde in Alleinverantwortung betrieben. Weltweit betreibt BASF derzeit sechs Verbundstandorte, jeweils zwei in Europa (in Ludwigshafen und Antwerpen), Nordamerika und Asien. Der Standort in Guangdong wird flächenmäßig fast so groß werden wie das Stammwerk in Ludwigshafen. Auch der zweite chinesische Standort in Nanjing soll weiter ausgebaut werden.

Brudermüller betonte, dass es angesichts des schwierigen Umfelds immer wichtiger werde, neue Produkte zu entwickeln. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen daher trotz des Kostendrucks auf dem hohen Niveau der vergangenen Jahre gehalten werden. Im Jahr 2017 lagen diese Aufwendungen bei knapp 1,9 Milliarden Euro, die Summe für 2018 wird zur Bilanz-Pressekonferenz Ende Februar veröffentlicht.

Die Forschungspipeline von BASF umfasst rund 3000 Projekte, die von weltweit mehr als 11 000 Mitarbeitern in Forschung und Entwicklung bearbeitet werden. Ein wichtiger Baustein des Wissensverbundes ist das globale Netzwerk von F&E-Kooperationen mit exzellenten Universitäten, Forschungsinstituten und Unternehmen, betonte Brudermüller.

Chemiemarkt für Batteriematerialien

Eines der Gebiete, auf denen die Ludwigshafener zum global führenden Anbieter werden wollen, ist der rasant wachsende neue Chemiemarkt für Batteriematerialien. Die BASF will zwar keine Batterien bauen, kann aber viele Materialien und Teile dazu beisteuern. Zu Brudermüllers ehrgeizigen Zielen gehört auch, bis 2030 CO2-neutral zu wachsen. Die Produktion soll um die Hälfte zulegen, die Treibhausgasemissionen nicht. Die CO2-Emissionen sollen bis 2030 im Schnitt auf 0,4 Tonnen je verkaufter Tonne Produkt sinken, kündigte der BASF-Chef an. Seit 1990 bis 2018 seien sie von 2,2 auf 0,6 Tonnen gesunken. „Das Klima treibt mich um“, sagte Brudermüller. Daher will die BASF kontinuierlich bestehende Prozesse optimieren, fossile Energiequellen schrittweise durch erneuerbare ersetzen und grundlegend neue emissionsarme Produktionsverfahren entwickeln. Die größten CO2-Quellen in der chemischen Industrie sind fossile Brennstoffe, denn Chemie braucht viel Energie.