Seit Oktober 2017 ist die Ehe für alle in Deutschland erlaubt. Tanja und Sandra Veutner haben Ende 2018 geheiratet. Wie viele andere Stuttgarter auch – insgesamt haben sich hier knapp 200 gleichgeschlechtliche Paare das Ja-Wort gegeben.

Volontäre: Julika Wolf (jwo)

Stuttgart - Viele Menschen hatten sehnsüchtig auf den Moment gewartet: Im Oktober 2017 wurde die Ehe für alle in Deutschland eingeführt. Endlich konnten homosexuelle Paare per Hochzeit heiraten – und nicht die „Begründung einer Lebenspartnerschaft“ vorzunehmen, wie der Vorgang auf Beamtendeutsch heißt. Lebenspartnerschaften waren zwar möglich gewesen, doch abgesehen von der weniger romantischen Bezeichnung hatten verpartnerte Paare nicht dieselben Rechte wie verheiratete. Noch im Jahr 2017 wandelten 135 Stuttgarter Paare ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe um. Im Jahr 2018 waren es 173. Seit der Einführung der Ehe für alle haben sich in der Landeshauptstadt knapp 200 homosexuelle Paare das Ja-Wort gegeben. Zwei Drittel davon waren Männer, ein Drittel Frauen.

 

An der Hochzeit trugen beide Dirndl

Tanja und Sandra Veutner haben sich nach Oktober 2017 noch ein wenig Zeit gelassen. „Wir hätten auch vor der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe schon geheiratet, dann eben als Lebenspartnerschaft“, erzählt Tanja Veutner. Trotzdem fanden die beiden es gut, als auch die Ehe für sie legal wurde. „Die wollten wir schon lieber“, sagt Tanja Veutner. Mit ihr seien sie gleichgestellter, Themen wie Kinderkriegen seien so leichter zu regeln. Das ist allerdings nicht in allen Ländern so: In Kroatien, wo Sandra Wurzeln hat, sei ihre Beziehung als Lebenspartnerschaft eingetragen. So haben sie gewissermaßen beides: die Ehe und die Lebenspartnerschaft.

Der Prozess der Heirat war wie bei heterosexuellen Eheschließungen: Anmeldung, Termin bestimmen, heiraten. Nicht wie zu früheren Zeiten in Kfz-Zulassungsstellen, sondern im Standesamt. An der Hochzeit selbst trugen beide Dirndl – eine Hommage an Tanjas deutsche Herkunft, erklären die beiden und lachen. „Im Endeffekt ist es bayerisch geworden.“ Dann galt es, den Namen auszusuchen. Da seien sie sich schnell einig geworden: „Ich bin für Sandra nach Stuttgart gezogen und sie hat meinen Namen angenommen“, sagt Tanja. Der nächste Schritt sind Kinder. Jede soll eines bekommen, das ist der Plan. Und der Chihuahua darf in Zukunft auch nicht fehlen. Dann seien sie ein ganz klischeehaftes Ehepaar.

Der nächste Schritt sind Kinder

Damit sind die beiden sehr zufrieden. „Deutschland ist schon ziemlich fortschrittlich, was Homosexualität angeht“, sagt Sandra. „In anderen Ländern wird man dafür noch eingesperrt, teilweise gibt es sogar die Todesstrafe darauf“, erzählt Tanja. Die Autorin schreibt zurzeit ein Buch über Homosexualität und kennt sich deshalb aus. Sie erzählt, manche Sprachen verfügten nicht einmal über Begriffe für gleichgeschlechtliche Liebe, nur Schimpfwörter. Auch in Deutschland gebe es aber Stereotypen, die den beiden immer wieder begegnen. So beispielsweise, dass Kinder in ihrer Erziehung Vater und Mutter brauchen. „Es bedarf noch viel Arbeit, aber wir haben schon einen großen Schritt nach vorne gemacht“, schlussfolgert das Ehepaar.