74 Damen und Herren sind am Klinikum Stuttgart ehrenamtlich im Einsatz. Sie helfen Patienten im Alltag. Doch die Helfer sind zwischen 73 und 80 Jahre alt und von Nachwuchssorgen geplant.

Stuttgart - „Ich habe einen Oberschenkelbruch hinter mir und muss langsam machen, Ihr Hübschen.“ Charmant lächelt Lothar Letat die beiden Frauen in den hellgrünen Kitteln an. Er sei Stammgast hier im Katharinenhospital, erzählt der 74-Jährige mit riesigem Schnäuzer und Kapitänsmütze. Die Grünen Damen und Herren der Evangelischen Krankenhaus-Hilfe (ekh) „sind immer nett zu mir“, schwärmt er, und strahlt trotz seines Leidens.

 

Während Traugott Bassler, einer der eher rar gesäten Herren im Team, ihn zu seiner Station begleitet, klagt Koordinatorin Claudia Krause über Nachwuchssorgen. „Die meisten unserer ehrenamtlichen Helfer sind zwischen 73 und 80 Jahre alt“, sagt sie. Das sei ein wenig bedenklich. Denn das Alter der ehrenamtlichen Krankenhaushelfer ist auf 80 Jahre begrenzt. Es ist also absehbar, dass der Helferstamm in absehbarer Zeit deutlich schrumpfen wird – wenn sich nicht neue ehrenamtliche Krankenhaushelfer fänden.

74 Grüne Damen und Herren tun aktuell am Klinikum Dienst. „In Stuttgart sind es insgesamt 330, in baden-Württemberg 1600. Und etwa zehn Prozent sind Männer“, berichtet die ekh-Landesbeauftragte Christina Scheib.

Die Aufgaben am Katharinenhospital sind vielfältig. Als Lotsen nehmen sie Suchende in Empfang und bringen sie zur richtigen Abteilung. Im Besuchsdienst tragen sie Freude in die Zimmer und plaudern mit den Kranken über die und das. Sie sind auch in der Bücherei als Helfer unterwegs. Und – in wortwörtlich ausgezeichneter Weise – als Betreuung für Angehörige auf der Intensivstation. Für die Arbeits ist das Krankenhaus erst vor kurzem gewürdigt worden. „Das ist allein die Arbeit der Grünen Damen und Herren“, betont Krause.

Mit den großen Ängsten und ihrer Trauer der Angehörigen kann aber nicht jeder in gleicher Weise umgehen. Krause hat es gelernt. Neben der Organisation der Teams übernimmt sie öfter auch mal Dienste auf dieser Station. „Es berührt mich, aber es belastet mich nicht“, sagt sie. Neulich seien ihr selbst die Tränen gekommen, als ein Mann seine Frau bei der Geburts des Kindes verloren hat und dann sagte, sie habe mit ihrem Leben das Kind gerettet. Das geht an Krause nicht spurlos vorbei, aber sie hat einen Schutzmechanismus entwickelt. „Wenn ich die Schürze ausziehe, dann lasse ich es damit zurück.“

„Man merkt, was einem liegt, wenn man es einmal ausprobiert“, sagt Irmela Schüle aus Esslingen. Die 77-Jährige arbeitet seit sieben Jahren im Lotsendienst des Klinikums. Viele Menschen seien einsam und hätten niemanden, der ihnen zuhöre, sagt sie. Manchmal erfahre sie die halbe Lebensgeschichte eines Patienten auf dem Weg zu seiner Station. Wenn sie einen Krankenhausaufenthalt vor sich hätten, seien selbst junge Menschen manchmal unsicher und etwas orientierungslos. Die Helfer entwickeln mit der Zeit einen Blick dafür, wer Hilfe braucht. Pro Vormittag seien das im Schnitt rund 80 Patienten, sagt Claudia Krause. Sie verrät: „Viele haben große Umschläge in der Hand, mit Röntgenbildern.“

Wie sehr die Unterstützung durch die Ehrenamtlichen die Patienten prägt – dafür ist Traugott Bassler selbst ein perfektes Beispiel. Vor rund sieben Jahren ist er selbst mit einem Trolley ins Foyer gelaufen, weil er in die Herzabteilung musste. „Da kam eine grüne Dame auf mich zu. Das war dermaßen angenehm, dass ich dachte, das gucke ich mir mal näher an.“

Die Teams, die meist aus drei oder vier Helfern bestehen, schwören auf ihren Teamgeist. In der Kantine sage man schon, am Tisch der Grünen Damen und Herren sei es immer am lustigsten, schwärmt Krause. Anerkennung gibt es nicht nur von den Patienten sondern auch von der Landesbeauftragten: Christina Scheib organisiert nicht nur regelmäßige Sommer- und Weihnachtsfeiern, sondern auch ein besonderes Dankeschön. Das kann mal ein Ballettbesuch, mal ein Ausflug ins Renitenztheater sein.