Seit sechs Jahren kümmert sich Walter Häbe im Freundeskreis Neugereuter Starthilfe um Geflüchtete. Jetzt werden Kinderfahrräder und gebrauchte Laptops gebraucht.

Neugereut - Bereits lange bevor die ersten Flüchtlinge eingetroffen sind, hat sich die Neugereuter Starthilfe (NeSt) gegründet, im September 2015. Über ein halbes Jahr später konnte der Freundeskreis die ersten Geflüchteten in Neugereut in Empfang nehmen. Mit dabei: Walter Häbe, Jana Schuster und Rüdiger Hiebsch. Der Freundeskreis zählte damals 85 Neugereuter, die sich ehrenamtlich engagierten. Bis heute ist die Gruppe aktiv. Auch in der Pandemie. Derzeit gehe es wieder etwas besser, sagt Walter Häbe, Sprecher des Freundeskreises. Einige Projekte stehen an.

 

Seit 25 Jahren im Ehrenamt

Der 90 Jahre alte Häbe zählt zu den Mitgründern. Ehrenamtlich aktiv ist er seit 25 Jahren. Der Sprecher des Freundeskreises kümmert sich bis heute um die Geflüchteten. So begleitete er jüngst auch geflüchtete Kinder zum Schwimmkurs des Turnerbundes Bad Cannstatt. Er freut sich, dass kürzlich das Lernmobil der Stadtteilbibliothek zur Flüchtlingsunterkunft kam und dass das Spielmobil jüngst auf den TSV-Parkplatz für Abwechslung gesorgt hat. Auch die Fahrradwerkstatt im neuen Stadtteil- und Familienzentrum betreut er mit. Dortwerden alte Fahrräder instandgesetzt. Sie werden dann an Erwachsene für zehn Euro abgegeben, an Menschen, die bedürftig sind, auch Geflüchtete. „Mit dem Geld kaufen wir Ersatzteile für die Fahrräder“, erklärt Häbe. Derzeit werden Kinderfahrräder gesucht mit 16-Zoll-Bereifung. „Dafür müssen die Eltern nichts bezahlen.“ Mit Beginn der Schule wird die Werkstatt voraussichtlich wieder öffnen.

Einen Spielplatz organisiert

Der Freundeskreishat einiges für die Geflüchteten organisiert, etwa 2019 für damals 126 Menschen aus zwölf Ländern einen Spielplatz mit Raum zum Klettern, Schaukeln und Sitzen. Darüber freute sich auch Jana Schuster vom Freundeskreis und Vorsitzende des Bürgervereins Interessengemeinschaft Neugereut, die sich mit engagiert. Die Pandemie hat es allen nicht leicht gemacht: „Jetzt können wir wieder in die Häuser“, freut sich Häbe.

Ein anderes Projekt, um das sich die Neugereuter Starthilfe gerade kümmert, ist das Thema W-Lan für die geflüchteten Schulkinder, damit sie am Fernunterricht teilnehmen können. Dafür setzen sich die Ehrenamtlichen ein und brauchen Unterstützung. „Die Firma Hummel aus Luginsland berät und installiert schon in anderen Flüchtlingsunterkünften der Freundeskreise und baut dort die erforderliche Technik für die W-Lan-Nutzung ein“, erklärt Häbe. Die Firma soll auch in Neugereut aktiv werden. „Die Kosten dafür werden rund 6500 Euro betragen“, so der Sprecher weiter. „Wir hoffen, dies mit Zuschüssen der Stadt und aus unserer Kasse finanzieren zu können.“ Für die Ausstattung der Arbeitsplätze in den Unterkünften fehlen noch Geräte. Drei Laptops hat der Freundeskreis in Aussicht respektive schon erhalten. Einzelne Schüler werden ein Gerät von ihrer Schule geliehen bekommen, aber dies werde nicht ausreichen, um den Bedarf zu befriedigen. „Es wäre schön, wenn wir noch ältere Geräte als Spende erhalten könnten. Eine finanzielle Unterstützung zur Anschaffung von Tablets oder Laptops würde der Freundeskreis auch gerne entgegennehmen.“ Alte gespendete Laptops würde der Freundeskreis gerne entgegennehmen, aufrüsten lassen und den Kindern in der Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellen.

Kleidermarkt geplant

Auch wenn noch einiges durch die Pandemie erschwert ist, werden derzeit vom Freundeskreis mehrere Aktionen geplant, auch ein Kleidermarkt. Da ist dann ein Corona-Test für alle notwendig und ein Hygienekonzept. Doch: Schon 2016 waren Kleiderspenden für die Geflüchteten sehr gerne angenommen worden. Damals waren von den Geflüchteten in Neugereut 70 aus Syrien, sieben aus Afghanistan, elf aus dem Irak, fünf aus dem Iran und drei aus Palästina.

Im vergangenen März wurde der Betrieb der Flüchtlingsunterkünfte in Neugereut für weitere fünf Jahre verlängert. Während anfangs 150 Personen dort untergebracht waren, sind es derzeit 85 Menschen.Die Belegung pro Zimmer wurde so verändert, dass jeder Geflüchtete sieben Quadratmeter zur Verfügung hat. „In Neugereut ist die Integration in den Stadtteil gut gelungen“, resümiert Häbe. Vor sechs Jahren habe es leider noch Widerstände gegeben.

Doch mittlerweile sei es ganz normal. Im Freundeskreis gebe es noch etwa 50 bis 60 Ehrenamtliche. Auch über die evangelische Kirche hat Häbe Kontakte und kann um Hilfe bitten. In seiner beruflich aktiven Zeit war er Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft mit rund 400 Beschäftigten. Das Organisieren scheint dem 90-Jährigen zu liegen. Die aktive Betätigung ist vielleicht das Rezept dafür, dass er so fit ist.