Das Neugeborene schreit, der Wäscheberg wächst, an Ruhe ist nicht zu denken: Eine Geburt kann einiges in einer Familie durcheinanderbringen. Hier helfen die wellcome-Engel mit Rat und Tat.

Ditzingen - Das Baby kommt auf die Welt – und diese steht für viele Familien zunächst einmal auf dem Kopf. Bei den meisten überwiegen zwar die Freude und das Glück über das neue Familienmitglied. Doch das ist nicht bei allen so. Manche Eltern sind überfordert mit der neuen Situation, oder das ältere Geschwisterchen ist eifersüchtig und macht Theater. Oder man hat als Mutter plötzlich einfach viel zu wenig Zeit für sich oder andere Dinge, braucht kleine Zeitinseln oder auch einfach nur nützliche Ratschläge.

 

Die Hilfe der Engel ist sehr wichtig

Für solche Familien gibt es seit etwa fünf Jahren die ehrenamtlichen Engel von wellcome, einer Einrichtung des Kreisdiakonieverbandes Ludwigsburg. Die Ehrenamtlichen kommen drei Monate lang (bei Zwillingen verlängert sich das Engagement auf sechs Monate) etwa sechs Stunden pro Woche in die Familie, um diese zu unterstützen. „Diese Hilfe ist sehr wichtig, weil gerade in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt viel Neues auf die jungen Eltern einstürmt“, sagt Ute Catrin Bührer, die wellcome-Koordinatorin für Ludwigsburg. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Familien im ganzen Land verstreut seien und Hilfe durch die eigene Verwandtschaft oft nicht möglich sei, würden solcherlei Angebote immer wichtiger.

So helfen die derzeit etwa 40 wellcome-Engel bei Behördengängen oder gehen mit zum Kinderarzt, passen auf das Baby auf, während sich die Mutter ausruht, kümmern sich um das Geschwisterkind oder unterstützen und hören einfach zu. „Oft suchen Mütter oder Eltern nach Halt und Sicherheit, und unsere Mitarbeiter helfen ihnen, auf ihr Bauchgefühl zu hören, den eigenen Stil zu entwickeln und sich selbst zu vertrauen“, erklärt Bührer. Einen Aufgabenbereich allerdings erfüllt die Ehrenamtliche nicht: Sie ist keine Haushaltshilfe. „Natürlich helfen sie beim Baby und beim Windelwechseln mit, aber sie helfen nicht bei der Arbeit im Haushalt.“

Eine Stunde kostet fünf Euro

Das wellcome-Projekt wurde im Jahr 2002 in Hamburg gegründet. Bundesweit gibt es etwa 250 Standorte, drei davon im Kreis Ludwigsburg (Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen und Ditzingen). Wer sich als Familie für eine solche Betreuung interessiert, meldet sich zunächst bei Ute Catrin Bührer, diese vermittelt dann eine Ehrenamtliche. Diese Vermittlung kostet gut situierte Familien zehn Euro, jede Einsatzstunde schlägt mit fünf Euro zu Buche. Einkommensschwache Familien werden zwar entsprechend unterstützt, sollen sich aber mit einem geringen Betrag oder einem Dankeschön – etwa in Form einer Essenseinladung zuhause – beteiligen.

Bevor eine Ehrenamtliche ins Team aufgenommen wird, führt Ute Catrin Bührer ein eingehendes Gespräch mit der Interessentin. Ein polizeiliches Führungszeugnis muss vorgelegt werden, zudem muss klar erkennbar sein, dass die künftige Mitarbeiterin gerne mit Kindern und Menschen umgeht und sich im Umgang mit Kleinkindern auskennt. Wichtig sei außerdem die Fähigkeit, bei der Wahrung einer gewissen Distanz auch eine Nähe zuzulassen. Sensibilität und Einfühlungsvermögen seien ebenfalls wichtige Voraussetzungen.

Männliche wellcome-Engel sind willkommen

Derzeit sind nur Frauen als wellcome-Engel eingesetzt; gegen männliche Unterstützung hätte sie allerdings nichts einzuwenden, betont Ute Catrin Bührer. „Wenn es etwa schon ältere Jungs in der Familie gibt, wäre es für die vielleicht auch ganz schön, mit dem Ehrenamtlichen eine Runde zu kicken, während sich die Mama um das Neugeborene kümmert.“