Ehrenamtspreis "Starke Helfer" Ein grünes Paradies auf dem Esslinger Zollberg

Für Biggi Wolf und Bernhard Heubach steht eine nachhaltige Lebensweise an oberster Stelle. Mit ihrer gewaltigen Gartenanlage stellen sie diese Einstellung eindrucksvoll unter Beweis. Aus diesem Grund sind sie für den Ehrenamtspreis nominiert.
Esslingen - Naturverbunden waren Bernhard Heubach, 51, und Biggi Wolf, 56, schon immer. Das Paar lebt in einem Tiny House auf dem Gelände des eigenen Gartenbaubetriebs auf dem Zollberg. Sie pflanzen dort Gemüse und Kräuter an und fangen Regenwasser auf, um es für Haushalt und Garten zu nutzen, sie halten Tiere und pflegen die Artenvielfalt auf ihrem Grundstück, das jedem Besucher offensteht. „Uns ist es sehr wichtig, mit der Natur behutsam umzugehen“, erklärt Heubach. Deshalb ist der gelernte Gärtner für den Ehrenamtspreis der Stiftung Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen in Kooperation mit unserer Zeitung nominiert.
Da kommt doch nichts mehr, denkt man sich, wenn man den schmalen Waldweg entlangfährt. Doch dann steht man plötzlich vor dem Tor zur Gärtnerei Heubach. Zuerst sticht das lang gezogene Gewächshaus ins Auge, das Biodom. Dahinter erstrecken sich die Gärten, in denen Heubach und Wolf verschiedene Gemüsesorten wie Zucchini, Paprika und Tomaten ziehen. Daneben ein großer Teich und ein Hühnergehege. Im Zentrum steht das zugewachsene Schießhäuschen, Terrassen, Sandsteinmauern, ein antik anmutende Torbogen – wie eine Märchenkulisse liegt das Gelände direkt am Waldrand. Das war nicht immer so.
Damals Brombeerwüste, heute Prachtgarten
„Als ich 1996 das Gelände gekauft habe, war hier gar nichts“, blickt Bernhard Heubach zurück. „Eine reine Brombeerwüste war das.“ Damals hätten nur das Gewächshaus gestanden und das Jagdhaus aus dem 19. Jahrhundert. Über die Jahre kam immer mehr dazu. Zuerst konzentrierte sich Heubach auf Zierpflanzen, immerhin führt er auf dem Gelände den Gärtnereibetrieb weiter, den seine Großeltern aufgebaut hatten. Später kamen Gemüse, Salate und Kräuter dazu. „Wir versuchen, das meiste selbst anzubauen. Unser ganzer Stolz sind die Kiwis.“ Die braunen Früchte wachsen an der Fassade des historischen Fachwerkgebäudes. Hoch oben, zwischen Ranken und Blättern, hängen sie herab. „Vor zwölf Jahren haben wir die Kiwis angepflanzt, seit fünf Jahren haben wir einen richtig guten Ertrag.“
Opfer eines Verbrechens
In dieser Zeit haben sich nicht nur schöne Dinge ereignet, denn im Dezember 2018 wurde HeubachOpfer eines Verbrechens. „Ein Drogensüchtiger ist in das Jagdhaus eingebrochen, hat alle Wertsachen gestohlen und Feuer gelegt.“ Es war die Anfangszeit in der Beziehung zu Biggi Wolf, der Gärtnermeister lebte allein in dem Schießhaus. „Ich weiß noch wie er da stand – ohne alles, nur die Kleider, die er anhatte“, erinnert sich Wolf. Zwar wurde der Täter wenig später von der Polizei gefasst, doch das Gebäude brannte komplett aus. Heubach verlor seinen ganzen Besitz. „Wir bauen das Haus gerade aus, wir wollen da bald wieder einziehen“, sagt er. Dabei habe sich das Paar schon so an das Tiny House gewöhnt, in dem es übergangsweise wohnt. Das kleine Häuschen steht auf einer Terrasse direkt neben dem ausgebrannten Schießhaus. „Es steht auf Rädern, ist also mobil. Wir haben alles drin, was man so braucht“, sagt Heubach. Und tatsächlich: Auch wenn man das von außen nicht vermuten würde, die Holzhütte ist sehr gemütlich eingerichtet. Es gibt eine Küchenzeile, einen Essbereich, einen gusseisernen Ofen, ein Bad mit Toilette, Waschbecken und Dusche. „Das war uns sehr wichtig“, sagt Biggi Wolf. Die Tiny House-Bewegung kommt aus den USA und verfolgt das Ziel, den verfügbaren Platz so gut es geht auszunutzen.
Der Natur Wasser zurückgeben
Zurück zu Bad und Dusche, denn auch mit den Sanitäranlagen schont das Paar die Umwelt. Der große Teich dient als Wasserspeicher, eine Pumpe saugt das gesammelte Regenwasser an und speist es in ein Leitungsnetz ein. „Wir verwenden das Regenwasser für die Toilettenspülung und zum Gießen“, erklärt der Gärtnermeister. „Wir geben der Natur ihr Wasser wieder zurück.“ Auf dem Gelände gebe es aber auch normale Anschlüsse mit Trinkwasser.
Wolf und Heubach stecken sehr viel Arbeit in ihr grünes Paradies und versuchen, es so umweltschonend wie möglich zu bewirtschaften. Und das hat einen Grund: „Wir wollen zeigen, was alles möglich ist. Denn jeder kann etwas in seinem Alltag für die Umwelt tun“, sagt Heubach.
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