Karl-Otto Völker ist aus Schorndorf nicht wegzudenken. Nun hat seine Heimatstadt dem überzeugten SPD-Mann ihre höchste Auszeichnung verliehen. In der von ihm mitgegründeten Manufaktur wurde gefeiert: mit viel Prominenz, der Familie und der Nachbarschaft.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Schorndorf - Wortwitz haben sie alle, die Völkers. „Mein Sohn Nico hat gesagt, das ist ja wie der Oscar, als er hiervon gehört hat“, sagt Karl-Otto-Völker, nachdem ihm der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) die Ehrenbürgerschaft offiziell verliehen hat. Die „rote Institution“ Schorndorfs, wie Klopfer den 72-jährigen SPD-Mann Völker bezeichnete, erhalte nach vielen anderen Ehrungen nun die höchste, die seine Heimatstadt verleihen kann.

 

Freunde aus allen politischen Parteien

Dazu hat sich am Sonntagmorgen im Schorndorfer Club Manufaktur getroffen, was nicht nur im Remstal Rang und Namen hat: von A wie Altlandrat Johannes Fuchs bis Z wie Zupfgeigenhansel Erich Schmeckenbecher. Landtags- und Bundestagsabgeordnete verschiedenster Parteien, ehemalige Bürgermeister und viele Nachbarn der Familie Völker stellten sich ein. Der Schriftsteller Felix Huby, der mit Karl-Otto und Renate Völker befreundet ist, reiste eigens aus Berlin an. „Wir haben uns kennengelernt, als der ,König von Bärenbach’ hier gedreht wurde“, verriet Huby, als er im Gespräch mit Völker die eine oder andere Anekdote hervorkitzelte, die in der offiziellen Laudatio nicht vorgekommen war.

Unter anderem, dass Völkers Mutter ihrem jungen Sohn beschieden hatte, er soll gefälligst nicht die hohen Herren aus der Politik kritisieren, das stehe kleinen Leuten wie ihnen nicht zu. „Sie hat das Gegenteil erreicht. Ich bin umso frecher geworden“, erzählte Völker, dessen Schlagfertigkeit nicht nur im politischen Diskurs schönste Blüten treibt.

38 Jahre lang hat Karl-Otto Völker im Gemeinderat seiner Heimatstadt mit Leidenschaft um alles mögliche gestritten. Gemeinsam mit seinem leider 2015 verstorbenen Freund Frieder Stöckle bildete die gewitzte Schwertgosch ein Duo in der SPD-Fraktion des Gemeinderats, das dem politischen Gegner den Schweiß auf die Stirn treiben konnte. Doch dem Schorndorfer Rat gehörten noch andere unerschrockene Redner an, was zur Freude der Zuhörer und noch mehr der Berichterstatter zu Rededuellen voller Witz und Schlagfertigkeit führte. „Manchmal komme ich mir hier vor wie im Zirkus“, ächzte einmal der frühere Oberbürgermeister Winfried Kübler. „Und Sie sind der Zirkusdirektor“, beschied ihm Karl-Otto Völker prompt.

In seine Amtszeit fielen einige Entscheidungen, die bis heute prägend sind für Schorndorf. Unter anderem die Fußgängerzone – heute eine Selbstverständlichkeit, früher war die Einführung einer solchen nahezu in jeder Kommune ein Aufreger für die Gewerbetreibenden. Völker war einer der Initiatoren des Clubs Manufaktur, der durch sein einzigartiges Musik-Programm weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt ist und im Sommer sein 50-jähriges Bestehen feierte.

Den Schorndorfer Gottlieb Daimler regelrecht verkörpert

Neben der Gemeinderatstätigkeit, 20 Jahren im Kreistag des Rems-Murr-Kreises, im Verwaltungsrat der Kreissparkasse, im Vorstand des Sportkreises und als Vorsitzender des Landesseniorenrates bewies er schauspielerisches Talent. In der Rolle Gottlieb Daimlers, der in Schorndorf geboren wurde und dem Karl-Otto Völker durchaus ähnlich sieht, machte er auf seine ganz besondere Art als Stadtführer Furore. Wer mit ihm einmal durch das Geburtshaus des Autopioniers, die Gassen der Schorndorfer Altstadt oder in Bad Cannstatt unterwegs war, vergisst das nicht. Mit seiner Frau veröffentlichte er 2013 eine Biografie Gottlieb Daimlers. Von der Stadt wurde ihm nun eine goldfarbene Daimlerfigur des Künstlers Ottmar Hörl geschenkt.

Seine Nachbarschaft war ihm immer wichtig. Wie sehr, das hat sich während der schweren Krankheit gezeigt, die Karl-Otto Völker just überstanden hat. „Ein Nachbar hat zu ihm gesagt, du hast soviel für uns getan, jetzt tu ich was für dich“, berichtete Matthias Klopfer von jenem Mann, der sich nun rund um das Völkersche Haus um alle Belange kümmert. „Er stellt auch den Mülleimer raus. Und wenn er ihn zurückbringt, sagt Renate, könnte man draus essen.“