Die Bundesregierung arbeitet an einem Konzept, um die Zahl der Bahn-Reisenden bis zum Jahr 2030 von 2,56 auf mehr als fünf Milliarden zu verdoppeln. Doch Zweifel sind angebracht.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die schwarz-rote Regierungskoalition in Berlin will bis zum Jahr 2030 die Zahl der Bahnfahrgäste in Deutschland verdoppeln. Statt 2,56 Milliarden wie im Jahr 2017 wären dies dann jährlich mehr als fünf Milliarden Passagiere. Das geht aus einer Antwort von Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, auf eine Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel aus Filderstadt (Kreis Esslingen) hervor. Dieser hatte wissen wollen, ob die bisher festgeschriebenen Ausbaumaßnahmen aus Sicht der Bundesregierung hinreichend sind für die angestrebte Verdoppelung der Fahrgastzahlen.

 

Wie ambitioniert dieses Vorhaben ist, zeigt ein Blick zurück. Im Zeitraum von 2005 bis 2017 wuchsen die jährlichen Passagierzahlen im Schienen-Personenverkehr der Deutschen Bahn AG von 1,78 Milliarden auf 2,56 Milliarden. Das bedeutet ein Anstieg binnen zwölf Jahren um 780 Millionen. Im gleichen Zeitraum, nämlich den zwölf Jahren von 2018 bis 2030, soll die Zahl nun um 2,5 Milliarden steigen.

Mehr Kapazität durch den „Deutschland-Takt“

Um dieses Ziel zu erreichen will der Bund besser aufeinander abgestimmte Züge auf die Fahrt schicken. Ein sogenannter Integraler Taktfahrplan sei „ein Ansatzpunkt für eine Lösung“, schreibt Ferlemann. Von diesem „Deutschland-Takt“ verspricht sich der Bund „Kapazitätsausweitungen“, die „zu einem Mehr an Reisverbindungen, zu einer höhren Reisegeschwindigkeit und kürzeren Umstiegen und damit einer Steigerung der Nachfrage führen“, heißt es in dem Papier des Bundesverkehrsministeriums.

Derzeit tüftelt man dort an einem „modellhaften Fahrplan für den Deutschland-Takt, dessen Arbeitstitel ,Zielfahrplan 2030 plus’ lautet“, so der Staatssekretär Ferlemann. Dabei werde auch untersucht, an welchen Stellen das deutsche Schienennetz ausgebaut werden muss. „Die hierfür erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen werden ermittelt und bewertet.“

Engpass in Stuttgart?

Eine gesamtwirtschaftliche Bewertung des Projekts Deutschland-Takt stellt die Bundesregierung für das dritte Quartal 2018 in Aussicht. Für eine Änderung des Bundesverkehrswegeplans 2030 sieht Ferlemann allerdings keinen Anlass.

Der Grünen-Politiker Gastel wollte von der Bundesregierung auch wissen, ob sie im Stuttgarter Streckenabschnitt zwischen Zuffenhausen und Feuerbach einen Engpass erkenne. Der Ausbau der heute viergleisigen Strecke zwischen dem Ende der Schnellfahrstrecke aus Mannheim und dem künftigen Beginn der Stuttgart-21-Infrastruktur hatte es nicht wie vom Land gefordert in den Bundesverkehrswegeplan geschafft. Gastel ist mit der Antwort nicht zufrieden: „Die Große Koalition setzt ihre Taktik der Rechentricks, der Vernebelung und des sich Dummstellens fort. Damit verfolgt sie offenbar das Ziel, den offensichtlichen Engpass von Mannheim zum Stuttgarter Hauptbahnhof zu kaschieren.“