Aus Umweltschutzgründen sollen Kinder und Betreuer ihre Waldheim-Ferien nicht mehr im Eichenhain in Stuttgart-Sillenbuch verbringen dürfen. Die CDU sowie Bürger reagieren empört – und protestieren.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sillenbuch - Die Nachricht, dass die Kinder des Riedenberger Ferienwaldheims im Naturschutzgebiet Eichenhain nichts mehr zu suchen haben, stößt auf Kritik. Die Christdemokraten im Gemeinderat haben das Thema, über das unsere Zeitung berichtet hat, aufgegriffen und eine Anfrage an die Stadtverwaltung formuliert. Aus dem Vorstoß lässt sich herauslesen, dass es der CDU schleierhaft ist, wie das Amt für Umweltschutz zu dieser Entscheidung kommen konnte.

 

Das Ausbreiten von Decken ist verboten

Zur Erinnerung: In der jüngsten Sitzung des Sillenbucher Bezirksbeirats hatte sich die Kirchengemeinde, der Träger der Waldheim-Freizeit an der Eichenparkstraße in Riedenberg, hilfesuchend an das lokalpolitische Gremium gewandt. Das Amt für Umweltschutz erlaubt es den Kindern und Betreuern nicht mehr, beispielsweise ihre Mittagspause im Eichenhain zu verbringen. Schlicht, weil es nicht erlaubt sei, in einem Naturschutzgebiet Decken auf der Wiese – im Riedenberger Fall dem Magerrasen – auszubreiten.

Die CDU will nun von der Stadt wissen, welche schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit zu diesem Entschluss geführt haben. Zudem erkundigt sich die Gemeinderatsfraktion nach rechtlichen Möglichkeiten, gegen diese Entscheidung das Amts für Umweltschutz vorzugehen.

„Ich glaubte, ich sei im falschen Film“

Auch ein Leser unserer Zeitung äußert sich kritisch über die Gangart der Behörde. „Ich glaubte, ich sei im falschen Film gelandet“, schreibt Ulrich Schmitt aus Riedenberg in einem Brief ans Amt für Umweltschutz, der der Redaktion vorliegt. Er könne sich schwer vorstellen, dass die Kinder dem Eichenhain Schaden zufügen würden, argumentiert er. Täglich laufe er durch das Gebiet und beobachte Hundehalter, die „ihre Lieblinge regelmäßig ohne Leine ausführen“, schreibt Schmitt. Das werde nicht kontrolliert. Er erhoffe sich, dass die Behörde „mit gesundem Menschenverstand eine jahrzehntelang geübte Praxis“ akzeptiere. Und: „Springen Sie über Ihren Schatten und entscheiden Sie im Sinne der Kinder!“

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Sillenbucher in ihrem Eichenhain von der Stadt Stuttgart eingeschränkt sehen. Ein Beispiel aus dem Jahr 2015: Damals wollte eine Sillenbucherin einen Sportkurs anbieten – mit Walking und Dehnübungen. Weil die Teilnehmer möglicherweise dabei die Wege verlassen könnten, hatte die Behörde den Kurs untersagt. Das Regierungspräsidium stützte damals die Entscheidung der Stadt.