Der Gewinnerentwurf für den Eiermann-Campus kommt bei vielen Teilnehmern der dritten Bürgerbeteiligung gut an. Trotzdem gibt es Bedenken – vor allem im Hinblick auf die Verkehrssituation.

Vaihingen - In der ehemaligen IBM-Cafeteria fand am Samstag die dritte Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung des Eiermann-Campus’ statt. Johann Spengler, Chef des Münchner Architekturbüros Steidle Architekten, das den Wettbewerb um die Neugestaltung des sogenannten Garden Campus Vaihingen gewonnen hat, zeigte zunächst anhand von Piktogrammen und Folien seine Vision des künftigen Areals.

 

Nach einer halbstündigen Pause sollten dann die Bürger dran sein. Doch bereits während der Pause scharte sich eine Traube um Johann Spengler, um direkt bei ihm nachzuhaken. „Ich habe mich gerade in der Pause mit einigen Bürgern über die Schallschutzproblematik in der Pascalstraße ausgetauscht“, ließ Spengler dann nach Wiederbeginn der Sitzung das Plenum wissen. Als dominant erwies sich später aber ein anderes Thema: der Verkehr.

Seilbahn könnte eine große Zahl an Fahrgästen transportieren

Zunächst ging es um die Seilbahn, wie sie für Vaihingen im Gespräch ist. Spengler hatte seine Sympathien für die Idee vorher klar zum Ausdruck gebracht und sich auf die große Zahl an Fahrgästen bezogen, die eine Seilbahn transportieren könne. „Was mich bei der Seilbahn ernsthaft stört, ist, dass sie als universelles Heilmittel dargestellt wird“, sagte ein Bürger. Auch andere Verkehrsmittel solle man prüfen, um so zu einem objektiven Ergebnis zu kommen. Die Seilbahn, entgegnete Markus Pärssinen vom für das Bebauungsverfahren zuständigen Planungsbüro Seyler und Pärssinen, sei zwar in der Planung dabei. „Aber sonst arbeiten wir konventionell“, so Pärssinen. Auch andere Verkehrsmittel würden mit einbezogen. „Gefragt ist eine Kombination von Modulen“, so der Planer. Auch Linienbusse gehörten da vielleicht dazu.

Der Verkehr beschäftige auch einen anderen Teilnehmer: „Für mich ist die Frage am wichtigsten, wo genau der Verkehr stattfindet?“, fragte er unter anerkennendem Kopfnicken der anderen. „Es muss sich doch jemand darüber Gedanken gemacht haben, wie man ins Eiermann-Areal kommt.“

Im Frühjahr kommt ein Verkehrskonzept für ganz Vaihingen

„Ich nenne die Straße jetzt beim Namen, um die es wahrscheinlich geht: Die Gründgens-Straße“, erwiderte Pärssinen. Planen könne man zwar, anpacken aber nicht, stellte er klar. „Die Straßen fallen ins Hoheitsgebiet der Stadt“, so der Planer, der auf ein Gutachten verwies, das im Frühjahr veröffentlicht werden solle und ein Verkehrskonzept für ganz Vaihingen beinhalte. Das bestätigte Susanne Frucht von der Abteilung Städtebauliche Planung Filder, die im Publikum saß. „Es wird gerade ein Gesamtverkehrsstrukturkonzept für Vaihingen erstellt“, sagte sie. In diesem werde auch die Umgebung des Garden-Campus berücksichtigt. Das Konzept solle im ersten Halbjahr 2017 veröffentlicht werden.

Eine genaue Bezifferung des zusätzlich entstehenden Verkehrsaufkommens konnten weder Spengler noch Pärssinen liefern. Doch eins sei überraschend, so Johann Spengler. „Je höher der Wohnanteil ist, desto weniger Autofahrten gibt es am Tag“, sagte der Architekt. Das habe ein Gutachten zutage gefördert. Aus verkehrstechnischer Sicht sei daher ein Konzept mit hohem Wohnanteil besser.

So ist es auch im Eiermann-Areal vorgesehen: „Wir hatten bei der ersten Bürgerbeteiligung ein Szenario mit 75 Prozent Wohnanteil und 25 Prozent Gewerbe“, sagte Markus Pärssinen. Dieses Szenario sei in der Planung umgesetzt worden. Architekt Spengler lieferte konkrete Zahlen. „Wir rechnen mit ungefähr 2000 Wohnungen“, sagte er. Das hänge aber freilich mit der Fläche zusammen, die am Ende zur Verfügung stehe. 91 Quadratmeter seien die rollstuhlgerechten Wohnungen durchschnittlich groß.

Einen Baubeginn festzulegen, ist schwierig

Den Baubeginn genau festzulegen, sei bei Großprojekten schwierig, sagte Markus Pärssinen. Erst seit Ende November liege ja das Ergebnis des Architektenwettbewerbs vor. Mit einer Baugenehmigung sei vor 2021 nicht zu rechnen. „Wir wollen im August 2023 anfangen“, konkretisierte Pärssinen dann doch – wenn auch unter Vorbehalt. Auch bei der Schätzung der Kosten, so Pärssinen, müsse man Vorsicht walten lassen. „Erste Schätzungen sprechen von 750 Millionen Euro“, sagte der Planer.

Bis zum Baubeginn sind es so oder so noch einige Jahre hin – könne man das Areal da nicht kreativ zwischennutzen, wollte ein Mann wissen? „Das ist ein spannendes Thema“, sagte Markus Pärssinen. Ein Gründerzentrum sei im Gespräch, doch gebe es ein beträchtliches Spannungsfeld mit dem Denkmalschutz. „Einige Start-ups haben Interesse angemeldet, auch die Kreativbranche hat angefragt“, sagte Götz Baumgärtner vom Investor, der Gerch-Gruppe. Im Laufe des nächsten Jahres, schätzt Baumgärtner, werde etwas passieren.

„Nun geht es in den Bezirksbeirat und in den Städtebauausschuss“, schloss Markus Pärssinen und bedankte sich bei den Teilnehmern. „Ich habe das Gefühl, dass es einen breiten Konsens für unser Vorhaben gibt“, sagte er.