Mit einer Traglufthalle plant der Schwimmsportverein Esslingen, sein Freibad auf der Neckarinsel auch in der kalten Jahreszeit nutzen zu können. Zusammen mit anstehenden Sanierungsarbeiten belaufen sich die Kosten auf rund drei Millionen Euro.

Esslingen - Der Schwimmsportverein Esslingen (SSVE) hat Großes vor. Er will sein bisher nur im Sommer genutztes Schwimmbecken auf der Neckarinsel neben der Esslinger Eissporthalle mit einer temporären Überdachung ausstatten. Eine sogenannte Traglufthalle soll die Wasserfläche für die Sportler auch in den Wintermonaten nutzbar machen. Allein dafür will der Verein fast eine Million Euro aufbringen. Doch geplant sind zudem Sanierungen der Sanitäranlagen, eine weitgehende Barrierefreiheit für das Bad und der Bau eines Blockheizkraftwerks, womit insgesamt eine Investition von rund drei Millionen Euro ansteht. Die Mitglieder haben dem ehrgeizigen Vorhaben jüngst in einer außerordentlichen Hauptversammlung mehrheitlich zugestimmt – unter der Voraussetzung, dass die in die Planungen miteinkalkulierten Zuschüsse von Stadt und Verbänden fließen. Entsprechende Gespräche werden bereits geführt.

 

Rund 1,6 Millionen Euro müsste der Verein stemmen

Die grundsätzliche Bereitschaft der Vereinsfamilie, das Projekt mitzutragen, ist für Carola Orszulik, eine von zwei geschäftsführenden Vorsitzenden und gleichzeitig die Schatzmeisterin des SSVE, ein wichtiges Signal, um die Planungen weiter vorantreiben zu können. Der Zeitpunkt für die Umsetzung des Projekts, das in der Vergangenheit unter verschiedenen Vorständen schon öfter angedacht war, sei günstig. „Wann, wenn nicht jetzt“, sagt sich Orszulik angesichts stetig schwindender Wintertrainingsmöglichkeiten für Wassersportler und günstiger Zinssätze für Bauvorhaben.

Der Bedarf für den 3200 Mitglieder zählenden Verein – gut 320 davon sind aktive Sportler, ansonsten nutzen die SSVEler das vereinseigene Freibad – bestehe in jedem Fall, sagt Orszulik. Denn in den Wintermonaten müssen die Bundesliga-Wasserballer sowie ihre ebenfalls in den höchsten deutschen Ligen spielenden Nachwuchsteams in Hallenbädern in der Region trainieren, deren Zahl immer mehr schwindet. Zum Beispiel im in die Jahre gekommenen Inselbad in Untertürkheim, dessen Zukunft zudem „ungewiss“ sei. In Stuttgart sei zwar ein Sportbad in Planung, das bis 2022 fertiggestellt sein soll, „aber als Esslinger Verein haben wir keine Chance, da reinzukommen“, gibt sich Carola Orszulik keinen Illusionen hin.

Deshalb will der Verein die Sache selbst und dafür auch ordentlich Geld in die Hand nehmen. Etwa 1,6 der drei Millionen Euro Kosten müsste der SSVE stemmen. Die restlichen 1,4 Millionen Euro sollen über besagte Zuschüsse bestritten werden. Daneben wird die Traglufthalle, die den Wassersportlern von Mitte Oktober bis Mitte April ein Dach über dem Kopf sein soll, auch laufende Kosten verursachen. Um den Betrieb zu sichern, geht der Verein von monatlich rund 32 000 Euro aus. Diese zu decken „ist das Schwierigste“. Knapp die Hälfte davon soll über eine Winternutzungsgebühr für die Mitglieder, über Sponsoren, aber auch durch die Einmietung anderer Vereine, Schulen oder Betriebssportgruppen kompensiert werden. Attraktiv sei das Angebot allemal, ist Carola Orszulik überzeugt, in der Region gebe es schließlich nicht viele Möglichkeiten, „im Winter auf einer 50 Meter-Bahn zu schwimmen“.

Zuschüsse sind erforderlich

Um die gesamten Betriebskosten bestreiten zu können, gehe es aber nicht ohne Zuschüsse seitens der Stadt. Dafür müsste allerdings deren Sportförderrichtlinie geändert werden, sagt Orszulik, „denn darin ist eine Bezuschussung von Schwimmbädern nicht vorgesehen“. In ersten Gesprächen mit Fraktionen des Gemeinderats habe sich gezeigt, dass diese dem Projekt „optimistisch gegenüber“ stünden.

Der Verein scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben, denn das Projekt ist offenbar gut durchdacht. Carola Orszulik zufolge hat sich ein 16-köpfiges Kompetenzteam mit Experten für die Bereiche Bau, Finanzierung und Kommunikation der Planungen angenommen. Letztere sähen vor, im kommenden Herbst mit dem in mehrere Schritte aufgeteilten Bauarbeiten zu beginnen. Im Winter 2020/2021 soll dann erstmals in der Traglufthalle geschwommen und Wasserball gespielt werden.