Vor genau einem Jahr zerschellte ein deutscher Airbus in den Alpen. Nun haben im Absturzgebiet und in Haltern am See Angehörige und Mitschüler der Opfer sowie andere Betroffene innegehalten.

Le Vernet/Haltern - Ein Jahr nach dem Germanwings-Absturz in Frankreich ist im Alpenort Le Vernet und in Haltern am See der 150 Opfer gedacht worden. Die Gedenkfeiern begannen am Donnerstag zur Absturzzeit um 10.41 Uhr mit einer Schweigeminute. Vor dem Joseph-König-Gymnasium in Haltern, das 16 Schüler und zwei Lehrerinnen verlor, versammelten sich vor allem Mitschüler, Lehrer und Bürger aus dem Ort vor einer mit Blumen und Kerzen geschmückten Gedenkstätte an der Schule. In der ganzen Stadt läuteten die Kirchenglocken.

 

Die meisten Angehörigen nahmen an der Gedenkfeier in Frankreich teil. In Le Vernet in der Nähe der Absturzstelle hielten mehr als 600 Menschen für eine Minute inne. Die Lufthansa als Mutterkonzern hatte in dem kleinen Alpenort eine streng abgeschirmte Zeremonie organisiert. „Wir sind heute nach Le Vernet gekommen, um der Opfer zu gedenken und ihnen die Ehre zu erweisen“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Rande der Gedenkfeier. „Dieser tragische Absturz hat unglaubliches Unglück über viele, viele Menschen gebracht. Dieses Unglück können auch wir nicht lindern, aber wir können zumindest den Angehörigen beistehen.“

Einige der Hinterbliebenen wollten anschließend zu Fuß oder mit Kleinbussen zum Col de Mariaud aufbrechen. Von dem Bergrücken aus ist die schwer zugängliche Unglücksstelle von Flug 4U9525 an einem steilen Felsgebirge zu sehen.

25 000 Schmerzensgeld für jeden Toten

In Haltern schloss sich an die Gedenkminute eine ökumenische Andacht in der katholischen Stadtkirche am Marktplatz an. „Es ist mit Sicherheit das Schlimmste und Schwierigste, was dieser Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg passiert ist“, sagte Bürgermeister Bodo Klimpel vor der Andacht.

Der psychisch kranke Copilot Andreas Lubitz hatte das Flugzeug am 24. März 2015 absichtlich in den Felsen gesteuert. Der Airbus war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf. Alle 150 Menschen an Bord starben, 72 davon aus Deutschland. 51 kamen aus Spanien.

Lufthansa-Chef Spohr bekräftigte in Le Vernet seinen Willen zu „konstruktiven Lösungen“ bei den Entschädigungen. „Wir haben von Anfang an gesagt, wir werden uns großzügig zeigen und haben uns auch im ersten Jahr großzügig gezeigt“, sagte er. Für jedes Opfer wurde nach Angaben von Germanwings eine Soforthilfe von 50 000 Euro gezahlt. Dazu sollen 25 000 Schmerzensgeld für jeden Toten gezahlt werden. Nächste Angehörige sollten ohne weitere Prüfung 10 000 Euro bekommen. Viele Opferfamilien wollen allerdings in den USA klagen und hohen Schadenersatz fordern. Lubitz hatte seine Ausbildung in einer Lufthansa-Flugschule in Arizona absolviert.