Ein Jahr nach der Remstal-Gartenschau Die Saat geht trotz widriger Umstände auf

Vor einem Jahr ist die Remstal-Gartenschau zu Ende gegangen. Der Schwung des Grünevents wurde zwar vom Coronavirus etwas abgebremst – doch in vielen Dingen lebt die interkommunale Veranstaltung weiter.
Schorndorf - Ein Jahr nach der Remstal-Gartenschau lässt sich eines mit Gewissheit sagen: „Welch ein Glück, dass sie 2019 stattgefunden hat“, sagt Thorsten Englert. Der ehemalige Geschäftsführer der Gartenschau-Gesellschaft denkt dabei nicht nur an all die Veranstaltungen, die es dieses Jahr unter den Pandemie-Bedingungen nicht hätte geben können. Oder daran, was es wohl für ein Gefühl gewesen wäre, jahrelang auf eine Gartenschau hinzuarbeiten, die dann verschoben der vielleicht komplett abgesagt werden muss. „Die Corona-Krise hat mit Wucht die kommunalen Haushalte getroffen. In Wangen, wo die Landesgartenschau 2024 stattfinden soll, muss vieles kleiner gedacht werden“, erzählt Englert, der Finanzbürgermeister von Schorndorf.
Rad- und Wanderwege erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit
Und dann gibt es in Zusammenhang mit dem Coronavirus noch eine Tatsache, die es zum Glücksfall macht, dass die Remstal-Gartenschau bereits stattgefunden hat. „Unsere neu geschaffene Infrastruktur bietet ideale Bedingungen dafür, sich in der Natur aufzuhalten“, sagt Englert. Und das ganz coronakonform. Zum Beispiel auf dem Remstalradweg: „Fahrradfahren war ja der Trend 2020 schlechthin. Das ist unglaublich, was da am Wochenende los ist“, sagt Thorsten Englert. Aber auch die neuen Wanderwege würden fleißig weitergenutzt, wie einige andere Vertreter der 16 Gartenschau-Kommunen bestätigen.
„Es hat ein bisschen gedauert, bis unser Steinzeitrundweg wahrgenommen wurde, aber jetzt wird er gut angenommen“, berichtet etwa Jochen Müller, Bürgermeister in Korb. Dagegen war der neue Walderlebnispfad in Urbach von Anfang an ein Renner. Die Bürgermeisterin Martina Fehrlen hatte eine gewisse Anziehungskraft erwartet, „aber dass ich Autos mit Leonberger Kennzeichen sehen würde, hätte ich nicht gedacht“. Sie berichtet davon, dass der vor allem bei Familien beliebte Rundwanderweg nicht nur Segen, sondern manchmal auch Fluch sei: „Wir mussten im Sommer einen Securitydienst einsetzen, weil die Wege so zugeparkt waren“, erzählt sie. Einen ähnlichen Ansturm habe auch die XXL-Murmelbahn in Stetten zu verkraften gehabt: „Dieses Jahr haben viele Kindergeburtstage dort oder bei uns stattgefunden“, erzählt Fehrlen, die sich wünschen würde, dass noch mehr Besucher dann auch den Weg in die örtliche Gastronomie finden.
Veranstaltungen konnten wegen der Pandemie nicht wiederholt werden
Auch weitere Gartenschau-Höhepunkte erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit – zum Beispiel die Remsrenaturierung bei Winterbach: „Gewässer ziehen an. Flora und Fauna dort entwickeln sich jetzt erst richtig, das wird über Jahre hinaus ein spannender Bereich bleiben“, sagt Matthias Kolb, der Winterbacher Hauptamtsleiter. Er berichtet, dass im Ort nach wie vor viel über die Gartenschau gesprochen werde und ein positives Gefühl geblieben sei. „Schade ist, dass wir die Afterwork-Treffen am Gleisdorfer Platz dieses Jahr nicht machen konnten“, sagt er.
Ins Wasser gefallen ist auch der Remstalsommer, mit dem an die Gartenschau-Feste angeknüpft, der Schwung mitgenommen werden sollte: „Von vier interkommunalen Veranstaltungen konnten nur die „Nacht der Kirchen“ und „Remstal singt“ stattfinden“, bedauert Thorsten Englert. Unklar sei, wie es im ersten Halbjahr 2021 weitergehen werde: „Wir sind aber gerade dabei, die 12-Stunden-Wanderung als coronakonforme Veranstaltung zu planen.“ Damit soll auch für den Deutschen Wandertag geworben werden, der 2022 von Fellbach ausgerichtet und im Remstal stattfinden wird.
Interkommunale Zusammenarbeit in anderen Bereichen fortgeführt
Eigentlich hatten Thorsten Englert und Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer vor, am 1. Mai mit dem Rad alle Gartenschau-Bürgermeister zu besuchen. Das habe zwar nicht geklappt, und es sei schade, dass man sich nicht mehr so regelmäßig sehe wie vergangenes Jahr, aber das Vertrauen sei laut Englert geblieben. „Die Gartenschau hat uns Remstal-Bürgermeister zusammengeschweißt. Eine derart gute Vernetzung findet man sonst nirgendwo“, sagt Martina Fehrlen. Und die interkommunale Zusammenarbeit werde in anderen Bereichen fortgeführt – wie etwa beim gemeinsamen Starkregen-Risikomanagement der Rems-Anrainer. Der Erfolg des interkommunalen Formats hat sich herumgesprochen: „Letztens waren Vertreter aus Oberhessen da, die die Remstal-Gartenschau als Vorbild nehmen. Das macht schon stolz“, sagt Thorsten Englert.
Aber auch im Kleinen lebt die Gartenschau im Remstal weiter. In Winterbach sollen die Rundwege weiter ergänzt und ausgearbeitet werden, in Korb wachsen langsam die ersten Reben am Aussichtsturm hoch. Und in Urbach hat sich aus dem Gartenschau-Engagement heraus ein neuer Verein für Wald- und Naturpädagogik gegründet.
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