Rudersberg und Althütte haben sich zusammengetan und betreiben nun das Klärwerk bei Michelau gemeinsam. Für die Kommunen im Osten des Landkreises ist diese Lösung eine Win-Win-Situation.

Rudersberg/Althütte - Der Kran steht hoch über dem großen, runden Klärbecken, Bauarbeiter legen eine schwarze Plane in der Baugrube aus. Dort, wo noch vor Kurzem das Schlammsilo der Kläranlage Rudersberg stand, soll nun ein Faulturm entstehen. „Wir stellen unsere Anlage um von aerober auf anaerobe Faulung“, sagt Oliver Hedderich, technischer Leiter des Bauamts und der Gemeindewerke.

 

Das ist nur eine der Veränderungen an der kleinen Kläranlage im Wieslauftal. Rudersberg und Althütte investieren insgesamt 6,5 Millionen Euro in die Klärung ihrer Abwässer. Für diese Modernisierung und Sanierung der Anlage übernimmt das Land Baden-Württemberg rund vier Millionen Euro. „Das ist eines unseres größten Projekte in den vergangenen Jahren“, sagt der Rudersberger Bürgermeister Raimon Ahrens.

Regierungspräsidium reagiert positiv

Dass es zu dieser interkommunalen Zusammenarbeit gekommen ist, das ist seinem Bürgermeisterkollegen aus Althütte zu verdanken. Vor etwa fünf Jahren stand Reinhold Sczuka vor der großen Frage: Soll seine Gemeinde mit ihren 4100 Einwohnern ihre bestehenden vier Kläranlagen sukzessive sanieren und allein für die Hauptkläranlage rund zwei Millionen Euro aus eigener Tasche in die Hand nehmen oder soll sich Althütte lieber bei den Nachbarkommunen anschließen? Ein kleiner Teil der Abwässer aus der Kommune auf den Hügeln im Welzheimer Wald – aus den Ortsteilen Kallenberg und aus Lutzenberg – fließt schließlich bereits seit dem Jahr 1986 zur Kläranlage nach Rudersberg-Michelau.

Sczuka suchte nach Lösungen für sein ungeklärtes Problem, klopfte in Rudersberg bei Ahrens an – und traf auf offene Ohren. „Es macht immer Sinn, in große Anlagen zu investieren“, sagt Reinhold Sczuka. Das sei in jedem Fall wirtschaftlicher. Auch das Regierungspräsidium Stuttgart, bei dem die beiden Bürgermeister schließlich um ihr Projekt warben, habe positiv auf die geplante interkommunale Zusammenarbeit reagiert.

Abwassergebühren müssen kostendeckend kalkuliert werden

Nun ist seit 2018 rund die Hälfte aller Haushalte aus Althütte – ungefähr 1800 Einwohner des Hauptorts – an die Kanalisation und an das Klärwerk von Rudersberg angeschlossen. Dafür hat die Gemeinde Althütte eins ihrer vier Klärwerke stillgelegt. Gemeinsam investieren die zwei Kommunen in eine einzige Anlage und haben dafür eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung geschlossen.

Althütte hat rund 1,8 Millionen Euro investiert, erhält vom Land allerdings 1,2 Millionen Euro an Fördergeldern wieder zurück. „Das heißt, wir haben lediglich 600 000 Euro an Eigenmittel aufbringen müssen“, sagt Sczuka. Für seine Bürger wird zwar das Abwasser um 92 Cent pro Kubikmeter teurer. Die Gebühr ist von 2,54 Euro auf 3,46 Euro gestiegen. „Doch sonst wäre die Preissteigerung doppelt so hoch ausgefallen,“ betont der Bürgermeister von Althütte. Schließlich müssten die Abwassergebühren kostendeckend kalkuliert werden.

Althütte wird noch eine weitere Kläranlage stilllegen

Für die beiden Gemeinden sei die jetzige Lösung eine Win-Win-Situation, erklärt Sczuka weiter. Althütte spare mit diesem Modell – und Rudersberg hätte so oder so in die bestehende Kläranlage südlich von Michelau investieren müssen. So können sich die Kommunen die Investitionskosten und auch die laufenden Kosten teilen – und erhalten gleichzeitig noch Förderung vom Land. „Diese Zusammenarbeit macht Sinn: baulich, personell, finanziell und für die Umwelt“, sagt auch Raimon Ahrens.

Die Bauarbeiten für die Modernisierung der Kläranlage im Wieslauftal laufen derweil weiter. Fertig ist bereits das Maschinengebäude des Vorklärbeckens. Auch das Vorklärbecken selbst ist neu, für den Zulauf des Abwassers aus den Kanälen sind eine zusätzliche Pumpe und ein Rechen zum mechanischen Klären des Abwassers eingebaut worden. Um sich gegen Hochwasser aus der Wieslauf abzusichern, gibt es bereits ein Vorflutsicherungsbauwerk. Nun muss noch der Gasspeicher samt seiner Technik und einer Gasfackel gebaut werden. Und auch der Faulturm muss noch entstehen. „Das Ziel ist es, Ende 2020 mit den Bauarbeiten fertig zu werden“, sagt Oliver Hedderich. Geplant ist der erste Probebetrieb in einem Jahr. Doch es könnte sich auf Frühjahr 2021 verzögern, so Ahrens.

Althütte wird noch eine weitere Kläranlage – die in Waldenweiler – Ende des Jahres 2019 stilllegen. Das Abwasser von dort wird dann zum Zweckverband Abwasserklärwerk Weissacher Tal geleitet. „Dort werden wir Teil des Zweckverbands“, sagt Sczuka.