Hape Kerkeling berichtet im österreichischen Fernsehen über den Thronwechsel. Kerkeling kommentierte nicht nur den Rücktritt der Monarchin, er nahm auch selbst Abschied von der berühmtesten Rolle seines Repertoires. Da kommt Wehmut auf.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Amsterdam - Die Idee ist genial – und eigentlich so naheliegend, dass man sich wundern muss, wieso in der ARD offenbar niemand darauf gekommen ist. So war es denn der österreichische ORF, der am Dienstag in seinem zweiten Programm Hape Kerkeling als Liveberichterstatter von den Feierlichkeiten zum Thronwechsel in Amsterdam beschäftigte. Und nicht nur auf dem Balkon des Königspalastes oder in der Nieuwen Kerk konnte der Zuschauer im Lauf der stundenlangen Übertragung einige Momente größter Rührung beobachten – auch dem 48-jährigen Komiker geriet bisweilen der Blick in die Kamera leicht angefeuchtet. Kerkeling kommentierte nicht nur den Rücktritt der Monarchin, er nahm auch selbst Abschied von der berühmtesten Rolle seines Repertoires: „Ich selbst werde nie mehr als Königin Beatrix zu sehen sein“, teilte er den Zusehern mit. Schnief.

 

Mit seinem Streich von 1991 hat Kerkeling TV-Geschichte geschrieben, der Film rangiert noch heute auf den Klicklisten der Videoportale im Internet weit vorn. In dicker Limousine und als Königin Beatrix verkleidet fuhr er im Auftrag von Radio Bremen damals im Berliner Schloss Bellevue vor – wenige Minuten, bevor die echte Königin zum Staatsbesuch erwartet wurde. Die Überraschung der Empfangsdamen und Sicherheitsbeamten war groß, Kerkelings beständiges Fragen nach dem „lekker Middachessen“ hat den Rang eines geflügelten Wortes errungen. Noch heute muss man über den holländischen Akzent des Komikers lachen – umso mehr, wenn man weiß, dass die echte Beatrix ein praktisch akzentfreies Deutsch zu sprechen vermag.



So wie auch Kerkeling „ganz echt“ fließend Niederländisch spricht, denn sein Großvater stammte von dort. Wer erwartet hatte, Kerkeling würde die Österreicher und den Rest der TV-Welt vom Thronwechsel in Amsterdam mit allerlei Jokus unterhalten, wurde enttäuscht. Die Bewunderung des Komikers für Beatrix ist sichtlich zu groß für Respektlosigkeiten (so wie ja auch der Sketch damals eigentlich eine Liebeserklärung war). „Die Frau hat mein ganzes bisheriges Leben begleitet“, sagt er. Immerhin führt er live vor, wie man über längere Zeit ohne orthopädische Schäden huldvoll winken kann und wie man zur Begrüßung einen perfekten Hofknicks zelebriert (er knickst dabei so tief, dass er aus dem Bild verschwindet).

Auf die Frage aus dem ORF-Studio, warum er gerade Beatrix so perfekt imitieren konnte, verweist Kerkeling auf Äußerlichkeiten des Körpers. „Schauen Sie sich unsere Gesichter an. Ich will der Majestät nicht zu nahe treten, aber meines jedenfalls ist voll und kugelrund.“ Deswegen sieht er auch seine Komikerzukunft ohne Beatrix keineswegs herausforderungslos: „Was das Gesicht angeht, hat Willem-Alexander ja viel Ähnlichkeit mit seiner Mutter. Der Rest wäre Make-up.“ Herrlich. Die ARD hat sich viel entgehen lassen.