Der neue König Willem-Alexander und Máxima feiern mit Europas Hochadel den Thronwechsel in großer Harmonie. Holland bejubelt sein Königspaar fast so, als wären sie Popstars.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Amsterdam - Plötzlich wird er nervös. Eberhard van der Laan läuft mit seinem Handy am Ohr aufgeregt hin und her auf dem Boot, mit dem er gemeinsam mit dem neuen niederländischen König Willem-Alexander, dessen Gattin Königin Máxima und den drei Töchtern Amalia, Alexia und Ariane die königliche Hafenrundfahrt macht. Der Amsterdamer Bürgermeister van der Laan muss handeln. Denn König Willem-Alexander ließ ihn eben wissen, dass er die Bootsfahrt unterbrechen und kurz an Land gehen will. Der König will zu Armin van Buren, dem DJ, der auf dem Festzelt auf einer kleinen Insel am IJ-Fluss hinter dem Amsterdamer Hauptbahnhof mit seinen Rhythmen für Stimmung sorgt. Das ist nicht im Protokoll vorgesehen. Das ist Spontaneität. Der neue König der Niederlande Willem-Alexander, gerade mal einige Stunden im Amt, setzt Akzente. Er bricht das Protokoll. Der 46-Jährige und seine 41-jährige Frau gehen mit ihren Töchtern an Land. Sie begrüßen van Buren. Die Menschenmenge vor dem Podium tobt und tanzt ausgelassen. Eine königliche Party geht da ab – mittendrin das Königspaar mit seinen drei Töchtern, Kronprinzessin Amalia (9) sowie die Prinzessinnen Alexia (7) und Ariane (6). Holland feiert sein Königspaar fast so, als wären sie Popstars.

 

Den großen Glamour versprüht Máxima. Die gebürtige Argentinierin hat sich die Tiara, die sie am Mittag trug, als ihr Mann in der Nieuwe Kerk – der Neuen Kirche – in Amsterdam den Amtseid ablegte, aus dem Haar nehmen lassen. Jetzt ist ihr Haar stramm nach hinten gekämmt. Jetzt trägt sie nicht mehr das königliche blaue Kleid, sondern ein rubinrotes Spitzenkleid des niederländischen Designers Jan Taminiau, der auch ihr blaues Königinnengewand entworfen hat. Darin wirkt die neue Königin der Niederlande jugendlich. Sie sieht wunderschön aus. Eine Diva, aber keine, die abgehoben ist, sondern die mit beiden Beinen auf der Erde steht und sich immer gerne unters Volk mischt – wie ihr Mann König Willem-Alexander auch. Wir sind für euch da, so lautet ihr Motto. Man braucht uns nicht mit Majestät anzureden.

„Bea bedankt, Bea bedankt.“

Während auf der kleinen Insel an der Mündung des IJ-Flusses nach den Klängen von DJ Armin van Buren weiter getanzt wird und die königliche Familie wieder an Bord geht, ruft Hollands Walzerkönig André Rieu zu seinem musikalischen Spektakel. Donau so blau, so blau, klingt es über den Amsterdamer Museumsplatz. Rieu und sein 120-köpfiges Orchester geben ihr Bestes. Ein Walzer nach dem anderen, Tausende tanzen mit. Und dann stimmt der Walzerkönig Rieu folgendes Lied an: „Bea bedankt, Bea bedankt.“ – Danke, Beatrix, danke, danke für die 33 Jahre, die Sie unsere Königin waren.

Das Lied „Bea bedankt“ ruft bei vielen wieder die Worte in Erinnerung, die der neu ins Amt eingeführte König Willem-Alexander seiner Mutter in seiner ersten großen Ansprache während der Krönungszeremonie am Mittag widmet: „Liebe Mutter, Sie waren eine Königin und trugen alle damit verbundenen Verantwortlichkeiten. Von meinem Vater im Amt unterstützt, haben Sie Ihren eigenen Stil entwickelt. Aber Sie waren auch Tochter, Mutter, Ehefrau und Chefin unserer Familie. Ihre Weisheit und Ihre Wärme werden immer ein Teil von mir sein.“

Gekrönt wird der neue König nicht

Als Willem-Alexander diese Worte an seine Mutter richtet, ist Beatrix, die nun laut Protokoll wieder Prinzessin ist, den Tränen nahe. Er spricht seine Mutter mit Sie an. Das ist am Hof so üblich – und auch in vielen calvinistisch geprägten Familien in den Niederlanden. Willem-Alexander sagt in seiner ersten großen Rede noch etwas anderes, Besonderes, was sein Selbstverständnis der Amtsausübung prägen soll: „Die Tatsache, dass der König für seine Handlungen politisch nicht zur Verantwortung gerufen werden kann, bedeutet nicht, dass der König keine Verantwortung hat“ – der Schlüsselsatz seiner Rede. Es folgt die Liebeserklärung an seine Frau: „Mir ist bewusst, und darüber bin ich sehr glücklich, dass ich die volle Unterstützung von meiner Frau Máxima habe.“ Maxima kämpft mit den Tränen.

Dann der Höhepunkt der Zeremonie: der Treueeid des Königs auf das Grundgesetz. Wieder sind die Jubelrufe der Menge auf dem Damplatz zu hören. Gekrönt wird der neue Monarch nicht – das hat hier keine Tradition. Die Krone bleibt während der ganzen Zeremonie auf einem mit Purpur überzogenen Tisch liegen. Nach dem Eid werden alle Volksvertreter einzeln aufgerufen, um zu geloben, dass sie die Rechte des Königs respektieren werden. Hinterher ruft der Parlamentspräsident Fred de Graaf: „Lang leve de Koning!“ Und alle erwidern: „Hurra! Hurra! Hurra!“