Der Maurener See bei Ehningen ist ein Vorzeige-Biotop geworden, das allerdings nicht möglich gewesen wäre, hätte das Unternehmen Robert Bosch nicht in Renningen gebaut, denn als Ausgleich dafür wurde der See renaturiert.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Ehningen - Um ein Kleinod reicher ist die Naturlandschaft des Kreises Böblingen: Der Maurener See bei Ehingen ist renaturiert. Was aus dem verschlammten und beinahe umgekippten Gewässer geworden ist, das ist schon erstaunlich: Ein Fischreiher fliegt, Blässhühner tummeln sich, Libellen schwirren. Die Tiere sind ungestört, denn das Ufer, bestanden mit Wasserlilien und Rohrkolben, ist mittlerweile eingezäunt, weil zu viele rücksichtslose Hundebesitzer den See als Hundebadewanne missbraucht hatten, und die Pflanzen zertrampelten.

 

Gewissermaßen die höhere Weihe erfuhr das Schmuckstück am Mittwoch durch den Besuch des Landrats Roland Bernhard und des Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer. Sie hatten sich im Vorfeld getroffen, um unter anderem ihre Corona-Strategie abzustimmen. Gleichzeitig erörterten sie auch eine wichtige Naturschutzfrage. Die Landesregierung will für ein Kataster werben, in dem die Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz verzeichnet sind.

Die einzelnen Biotope besser vernetzen

Mit den Ausgleichsmaßnahmen sind jene Naturschutzprojekte gemeint, die von Kommunen oder Kreisen angeschoben werden, wenn anderswo Natur zerstört wird, also wenn etwa eine Straße gebaut oder ein Gewerbegebiet ausgewiesen wird. Das Kataster der Ausgleichsmaßnahmen könnte verhindern, dass manche Gemeinden immer das gleiche Gebiet für Naturschutzprojekte benutzen, und es könnte helfen, die einzelnen Biotope besser zu vernetzen.

Der Maurener See ist geradezu eine Vorzeige-Ausgleichsmaßnahme, die begonnen wurde, als die Firma Robert Bosch in Renningen siedelte. Außer dem Kreis haben die Gemeinden Ehningen und Weil der Stadt hier Öko-Punkte gesammelt, indem sie sich an der Renaturierung beteiligt haben, und auch die Unternehmen Robert Bosch und Daimler. Alles in allem hat die Renaturierung mehr als 500 000 Euro gekostet.

Begonnen wurde im Jahr 2017

Begonnen wurde sie im Jahr 2017, als der See abgelassen und abgefischt wurde. Aus der trockengelegten Fläche wurde der Faulschlamm gebaggert und als extrem nährstoffreiches Substrat den Landwirten zur Verfügung gestellt. Dann wurde der Ablauf neu in Beton gefasst. Er enthält zwei sogenannte Krebssperren, die das Einwandern beispielsweise von amerikanischen Flusskrebsen in den Maurener See verhindern sollen. Die Fremdlinge, meist von Aquarienfreunden ausgesetzt, verdrängen mittlerweile die einheimischen Krebsarten. Werden sie jedoch ausgesperrt, dann können sich die einheimischen Arten im See halten. Doch nicht nur heimische Krebse gibt es im Gewässer, auch Teichmuscheln haben die Mitarbeiter des Landratsamts inzwischen ausgesetzt. Sie sollen helfen, das Wasser klar zu halten. Außerdem gibt es mittlerweile jede Menge von einheimischen Fische. Manche Arten sind sogar von selbst wieder eingewandert. Auf andere Tiere warten die Naturschützer vom Landratsamt noch. Etwa der Eisvogel, der im benachbarten Flüsschen Würm brütet, würde hier ideale Lebensbedingungen vorfinden.

„Um den Rückgang der Artenvielfalt zu verhindern, sind wir alle gefragt“, sagte der Regierungspräsident Wolfgang Reimer. Das fange an bei der Straßenbeleuchtung, die Nachtinsekten schade, bis hin zu den Schottergärten, in denen Flora und Fauna keine Chance hätten.

Der See wurde künstlich geschaffen

Allerdings würde es ohne das Eingreifen des Menschen den See auch nicht geben. Einst war er ein künstliches Fischgewässer, das dem Kloster Bebenhausen gehörte und im Zusammenhang mit dem abgegangenen Maurener Schloss und der Maurener Kirche stand. Heute ist er in Privatbesitz.

Von den Eigentümern hatten Elisabeth Bohr sowie Alexandra und Ernst Krohmer den Regierungspräsidenten und den Landrat begleitet. Auch sie mussten für die Renaturierung des Sees Opfer bringen: „Früher konnten wir im See baden oder mit den Enkeln Boot fahren“, sagt Ernst Krohmer. Das ist jetzt nicht mehr erlaubt. Denn die Natur hat nun hier Vorrang.