Auf Internetplattformen tauschen sich Menschen regelmäßig über fremde Gestalten aus, die um Häuser schleichen und Gebäude fotografieren. Für sie liegt der Verdacht, worum es hier geht, auf der Hand. Die Realität sagt hingegen etwas anderes.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Die gute Nachricht: Die Zahl der Einbrüche in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen ist vergleichsweise niedrig. Die schlechte Nachricht: Die Menschen fühlen sich offenbar trotzdem nicht sicher in den eigenen vier Wänden. Aber der Reihe nach.

 

Vor wenigen Tagen hat das Polizeipräsidium Reutlingen, das für die beiden Städte auf der Filderebene zuständig ist, die aktuellen Zahlen fürs zurückliegende Jahr veröffentlicht. Demnach verzeichnete das Präsidium in seinem gesamten Einzugsbereich 669 Einbrüche, bei denen die Täter etwas erbeuteten, das waren 215 Fälle weniger als im Jahr 2016.

2014 und 2015 waren die Zahlen sehr hoch

Dieser rückläufige Trend zeigt sich auch für Leinfelden-Echterdingen: 36-mal wurde dort im Vorjahr eingebrochen, im Jahr 2016 waren es 48 Fälle. In Filderstadt indes waren es mit 44 Einbrüchen 14 mehr als im Jahr zuvor. Freilich ist dies aber keine Steigerung, die Besorgnis auslösen müsste. Zumal die Zahlen weder in Leinfelden-Echterdingen noch in Filderstadt vergleichbar wären mit den Zahlen im Jahr 2014 und 2015. In jenen beiden Jahren vermerkte die Polizei jeweils knapp 90 Fälle in den beiden Städten.

So weit zur Statistik. Diese deckt sich allerdings nicht zwangsläufig mit dem Sicherheitsempfinden der Bevölkerung. So tauschen sich die Filder-Bewohner immer wieder auf der Facebookseite „Filder-Pinnwand“ über aus ihrer Sicht seltsame Beobachtungen aus. Von fremden Gestalten, die um Häuser schleichen oder Gebäude fotografieren, ist da die Rede. Offen bleibt zwar die Frage, was diese im Netz beschriebenen Ausspäher im Schilde führen. Für viele der Diskussionsteilnehmer drängt sich aber der Verdacht auf, dass es sich um Einbrecher oder deren Gehilfen handeln könnte.

Verzerrte Wahrnehmung

„Das persönliche Sicherheitsgefühl stimmt vielfach nicht mit der tatsächlichen Kriminalitätslage vor Ort überein“, sagt der Polizei-Sprecher Björn Reusch. Er sieht den Grund für diese verzerrte Wahrnehmung in der allgemeinen Flut von negativen Nachrichten. „Oftmals werden dann diese Vorfälle auf das persönliche Umfeld projiziert und beeinflussen so das persönliche Sicherheitsempfinden“, mutmaßt Reusch. Ob die Angst der Menschen über die Jahre gewachsen ist, kann der Polizei-Sprecher nicht sagen. Angst sei subjektiv, sie werden schließlich nicht statistisch erfasst.

Erfasst wird hingegen – neben der Zahl der Einbrüche – die Aufklärungsquote. Und die ist im Bereich des Präsidiums Reutlingen von 2016 bis 2017 gesunken. 17,5 Prozent der Fälle sind im vergangenen Jahr aufgeklärt worden, im Jahr 2016 waren es 27,1 Prozent. Von den 88 im vergangenen Jahr ermittelten Tatverdächtigen hatten 68 Prozent keinen deutschen Pass. „Der überwiegende Teil stammte aus ost-/südeuropäischen Staaten, von wo aus mitunter hochprofessionell agierende Banden anreisen“, heißt es in einer Mitteilung der Polizei Reutlingen.

Kein Anlass zur Entwarnung

Auch wenn die Zahl der Einbrüche im Präsidiumsgebiet zurückgegangen ist, sieht die Polizei keinen Anlass, zur Entwarnung. „Der Einbruch in die eigenen vier Wände ist für viele ein Schock, bei dem psychische Folgen oft schwerer wiegen als der materielle Schaden“, sagte Alexander Pick, der Polizeipräsident, im Rahmen der Zahlenpräsentation vor wenigen Tagen.

Damit sich die Bürger in ihrem Zuhause sicher fühlen können, bietet die Polizei verschiedene Hilfestellungen an. So gibt es beispielsweise regelmäßig Veranstaltungen, bei denen die Beamten über Maßnahmen informieren, die einen vor ungebetenen Besuchern schützen. Rund 1550 Menschen hätten an solchen Veranstaltungen im zurückliegenden Jahr teilgenommen – aufs ganze Gebiet des Präsidiums Reutlingen bezogen. Zudem berät die Polizei ganz praktisch, welche technische Hilfsmittel es Eindringlingen schwer macht, in fremde Häuser zu gelangen. Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass das Interesse daran aber zwischen 2016 und 2017 eher abgeebbt ist. Im vergangenen Jahr wurde dieses Angebot laut Polizei 1656-mal in Anspruch genommen, im Jahr zuvor noch 2251-mal.