Immer wieder steigen Einbrecher am Wochenende in Kindergärten, Kitas und Schulen ein. Doch was suchen die Unbekannten in den öffentlichen Einrichtungen? Die große Beute blieb jedenfalls bisher aus.

Stuttgart - Fast wöchentlich berichtet die Polizei von Einbrüchen in Kindergärten oder Schulen. Die Meldungen ähneln sich: So gut wie immer brechen Unbekannte am Wochenende ein. Meist kann der genaue Zeitpunkt nicht mehr festgestellt werden. Irgendwann zwischen Freitagabend und Montagmorgen soll es gewesen sein, so lange stehen die Räume im Normalfall leer. Und die Beute? Mal eine Kamera, mal etwas Geld, meistens gar nichts. „Das große Geld erwartet da ja keiner“, sagt ein Sprecher der Polizei.

 

Die Bilanz für den September ist bemerkenswert: Zwischen dem 1. und 2. September sind Einbrecher in einen Kindergarten in Kornwestheim und eine Kita in Möhringen eingestiegen. Zwischen dem 14. und 17. September brachen Unbekannte in einen Kindergarten in Zuffenhausen ein. Zwischen dem 21. und 22. September verzeichnete die Polizei einen Einbruch in einen Kindergarten in Ludwigsburg und in eine Kindertagesstätte in Sillenbuch. Erfolgreich waren die Gauner nur in Zuffenhausen. Sie stahlen Geld, einen Laptop und zwei Digitalkameras im Wert von mehreren Hundert Euro. Ansonsten ging die Beute in keinem der Fälle über eine geringe Summe Bargeld hinaus. Warum also die Mühe der Einbrecher?

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Als Mutprobe im Kindergarten einbrechen?

„Es geht wohl mehr um das Ungestörte“, sagt ein Sprecher der Polizei Stuttgart. Nachts sei keiner im Haus, da könne der Übeltäter ungestört sein Unwesen treiben. Und das tut er: „Seit Jahren haben wir immer wieder Einbrüche in Kindergärten und Kitas“, bestätigt der Sprecher.

Auch Torsten Becker, Leiter von der betroffenen Kindertagesstätte in Sillenbuch, vermutet eher Mutproben von jungen Tätern: „Es geht nicht um die Beute“, sagt er, „manchmal werden Laptops stehen gelassen und stattdessen der Rucksack eines Kindes oder Süßigkeiten geklaut. Da muss man sich schon wundern.“ Er kennt das Szenario nur zu gut. In der Kita an der Paprikastraße wurde in den vergangenen Jahren mehrmals eingebrochen. Vor etwa vier Jahren ließen Täter zwei Digitalkameras mitgehen, hatten aber nicht lange Freude an ihrer Beute. Sie wurden geschnappt.

Kaffeekasse vor Einbrechern verstecken

„Uns gelingt es immer wieder, die Täter zu ermitteln“, bestätigt die Polizei. Dann kann die potenzielle Mutprobe schlimmstenfalls mit einer Haftstrafe enden – und mit verunsicherten Kindern. Durchsuchte Süßigkeiten oder ein fehlender Rucksack werfen selbstverständlich Fragen auf. „Beim letzten Einbruch haben die Kinder glücklicherweise nichts davon mitbekommen“, sagt Thorsten Becker, „wenn sie es erfahren, werden Fragen und Ängste gemeinsam mit den Erziehern behandelt und aus der Welt geschafft.“

Doch auch wenn die Diebesgüter nur wenig wertvoll sind – der Sachschaden, den ein Einbruch hinterlässt, kann ganz schön zu Buche schlagen. Eine aufgebrochene Tür kann mehr als 1000 Euro kosten. „Das ist echt ärgerlich“, sagt Becker aus Erfahrung. Trotzdem bleibe das Büro selbstverständlich verschlossen: „Ein guter Erzieher weiß, wo er seine Kaffeekasse versteckt.“ Eine Kompetenz, die eigentlich überflüssig sein sollte.