In Stuttgart haben im zurückliegenden Jahr 1854 Bürger die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Für den OB Fritz Kuhn ist mit der Beantragung ein klares Bekenntnis verbunden.

Stuttgart - Es war ein Zufall, dass der bunte, internationale Charakter der Einbürgerungsfeier im Großen Saal des Rathauses auch auf dem Marktplatz herrschte, wo das „Festival der Kulturen“ musikalisch in vollem Gange war. Kein Zufall war es jedoch, wie zum Auftakt mit Adrian Werums Werk eine musikalische Weltreise angestimmt wurde, die schließlich auf die „schwäb’sche Eisenbahn“ führte. Es war ein Sinnbild für die Veranstaltung mit über 600 Gästen aus aller Herren Länder, die jetzt den deutschen Pass in Händen hielten. Insgesamt hatten seit Juli vergangenen Jahres 1854 Stuttgarter die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.

 

Den großen Rahmen markierte dann Oberbürgermeister Fritz Kuhn: „Wir verstehen uns als eine große internationale Stadt. Ein Einbürgerungsantrag drückt auch ein Bekenntnis zu den Werten unserer Demokratie aus“, betonte Kuhn. Ein Thema, das er mit vielen Facetten versah, zu denen er aber auch hinzufügte: „Wir können nicht die Stuttgarter Produkte in die Welt verkaufen und uns dann den Menschen aus aller Welt verschließen.“ Gegenseitiger Respekt und „Respekt vor den Werten des Grundgesetzes“ seien die Basis. Die Neubürger lud er dazu ein, sich „auf der Basis unserer tollen Verfassung für das Gemeinwesen und das Gemeinwohl zu engagieren. Dass man das bei uns frei tun kann, ist eine Stärke unserer Demokratie.“

Die eine wird Deutsche aus Liebe, die andere aus Dankbarkeit

Ein Festtag war die Einbürgerung für Viktoria Kosse, 43 Jahre alt. „Aus Liebe“ hatte die Bankerin vor zwölf Jahren in der Ukraine alles hinter sich gelassen. Seit zehn Jahren arbeitet sie schon bei der Landesbank, doch erst jetzt hatte sie den deutschen Pass beantragt: „Auch wegen der Kinder, sie sollen als Deutsche aufwachsen.“ Auch sie empfindet einen Zugewinn: „Jetzt bin ich ganz hier angekommen. Die Ukraine ist meine Heimat, Stuttgart ist mein Zuhause.“

Mit 19 Jahren war Ewa Palyga zum Studium nach Deutschland gekommen – und geblieben. Heute arbeitet sie als Controllerin bei der Daimler AG. Weshalb sie erst jetzt den deutschen Pass beantragt hatte? „Mit dem polnischen Pass hatte ich ja auch einen Europa-Pass“, betont sie zunächst und sagt dann: „Deutschland hat mir viel gegeben. Es ist ein extrem soziales Land. Kein Land ist so offen für die Menschen anderer Nationen. Ich wollte nicht nur emotional dazugehören, sondern auch formal. Ein schönes Gefühl der Zugehörigkeit.“

„Italo-Schwabe“ nennt sich Massimiliano Di Leta, 1977 in Stuttgart geboren, hier „aufgewachsen und verwurzelt“. Mit dem deutschen Pass will der Informationselektroniker „endlich ganz zu Hause sein in Deutschland“. Und: „Endlich hier wählen können.“ Selbstredend habe er auch die deutsche Nationalhymne mit angestimmt. Die erklang zum Abschluss der Feier in charakteristischer Manier: kammermusikalisch-unpathetisch, aber sehr innig.

Umso lebhafter ging es danach beim Büfett über zwei Etagen zu. Nach dem Pass wurde hier natürlich niemand gefragt. Und die Stimmung war so angeregt und locker, dass wohl auch zu Beethovens „Freude, schöner Götterfunken“ getanzt worden wäre.