Die Jungs von Cold Flash haben ihre erste CD eingespielt. Wer die Band live erleben will, sollte sich den 30. Januar ganz dick im Terminkalender anstreichen. Dann gastiert die Band im Esslinger Kulturzentrum Dieselstraße

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der Titel sagt eigentlich alles: „Additive Free“ – übersetzt „Ohne Zusatzstoffe“ hat das Esslinger Trio Cold Flash sein Debütalbum genannt, das vor kurzem erschienen ist. Denn technischen Firlefanz brauchen der Sänger und Gitarrist Eric Voigt, der Bassist und Gitarrist Patrick Mende und der Schlagzeuger Balthasar Wörner nicht. Zwölf Songs umfasst das Werk – und atmet vor allem eines: den Geist des auf dem Blues gründenden Rock der 1960er und 1970er Jahre.

 

Zwar fließen in ihre selbst komponierten Songs auch Elemente etwas aktuellerer Gruppen wie Green Day oder Nirvana ein. Doch insgesamt tauchen die drei tief in die Vergangenheit des Rock’n’Roll ein, als handwerkliche Fähigkeiten an den Instrumenten – und nicht der Besitz geeigneter Computer – Grundvoraussetzung für erfolgreiche Musik war. Und ihre Instrumente beherrschen die Musiker ganz ohne Frage.

Lieber ins Konzert als in die Disco

Gelebt haben die drei, als ihre musikalischen Vorbilder dem wilden Traum von Sex&Drugs&Rock’n’ Roll nachhingen, noch nicht. Eric Voigt und Balthasar Wörner sind 17, Patrick Mende ist 18 Jahre alt. Und doch üben die Songs von Jimi Hendrix, Eric Clapton, den Who, den Beatles oder den Rolling Stones vor allem auf Voigt und Wörner eine unglaubliche Anziehungskraft aus. „Mich hat zunächst die Musik von damals angesprochen“, erzählt Eric Voigt. „Aber natürlich fasziniert uns auch das damalige Lebensgefühl.“ Balthasar Wörner ergänzt: „Wir würden gerne junge Menschen davon überzeugen, dass sie anstatt in die Disco mal wieder in einen Klub gehen, um sich ein Konzert anzuschauen und anzuhören.“

Immerhin: im Kleinen klappt das schon ganz gut. Als Cold Flash Ende November ihr neues Album in den Räumen der Esslinger Kanuvereinigung vorgestellt haben, ist der Saal am Neckar aus allen Nähten geplatzt. Altmodisch klingen ihre Werke dabei überhaupt nicht. Vor allem der erste Song der CD „Not all in Vain“, aber auch „Lose Myself“ und „Just Turn Round“ können qualitativ durchaus in Konkurrenz zu den Vorbildern treten.

Angefangen hat alles im Jahr 2012. Eric Voigt und Balthasar Wörner haben sich damals bei einem Projekt der Musikschule Ostfildern kennengelernt und beschlossen, es einmal zusammen zu probieren. Sie schrieben gemeinsam Songs und holten sich für Auftritte wechselnde Bassisten dazu. Im Juni 2014 gründeten sie mit dem Bassisten Clemens Eberhardt Cold Flash. Zusammen erarbeiteten sie ein Repertoire mit eigenen Stücken, die sie bei kleineren Konzerten auf ihre Live-Tauglichkeit testeten. Sechs dieser Songs finden sich auf der Kurz-CD „Overview“, die Cold Flash im Januar 2015 im Esslinger Kulturzentrum Komma vorstellten.

Cold Flash live am 30. Januar in der Dieselstraße

Weil Clemens Eberhardt für sein Abitur lernen wollte, verließ er wenig später die Band. Seit August gehört Patrick Mende nun zur Gruppe. Er ist es, der die etwas aktuelleren Ideen einspeist. Zu seinen Vorbildern gehören auch Blink 182 oder die kanadischen Rockmusiker von Billy Talent.

Entstanden ist das Album im ansonsten meist verwaisten Tonstudio im Untergeschoss des Stadthauses im Scharnhauser Park. Die Musikschule Ostfildern nutzt es als Proberaum für den Gitarrenunterricht. Weil Eric Voigt und Balthasar Wörner an der Musikschule sehr aktiv sind, haben sie in den Sommerferien den Schlüssel fürs Studio bekommen.

Die nächste Gelegenheit, Cold Flash im Konzert zu erleben, gibt es beim Local-Hero-Festival am 30. Januar im Esslinger Kulturzentrum Dieselstraße. Das wird ein weiterer kleiner Schritt hin zum großen Traum aller Musiker. Ihr größter Wunsch ist es nämlich, irgendwann mit ihrer Musik ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Balthasar Wörner: „Es gibt doch nichts Tolleres, als auf der Bühne zu stehen.“