Lange ist es her, als wir das letzte Mal unter Lindenbäumen saßen, der Kies unter den Sandalen knirschte und wir uns einig waren, dass es seliger kaum geht. Eine Liebeserklärung an die lustvollen Paradiese der Stadt.

Stuttgart -Die Sonne kitzelt alle Nasen, der Bewegungshunger ist groß und die Stadt wartet nur darauf, entdeckt zu werden. Herrlich sind sie, diese Frühsommer-Tage, an denen alle Probleme bis zum nächsten Weckerklingeln warten können, der erste Hemdknopf locker sitzt und man dieses bestimmte Kribbeln spürt. Wer nicht warten kann, das sind die besten Freunde, die man eilig an der Straßenecke trifft. Wohin es gehen soll? In den Biergarten!

 

Hier kann man es gut aushalten

Im Sommer sollte der Samstagvormittag nicht mit Haushaltspflichten oder zugezogenen Gardinen beginnen. Nein, der Biergarten lockt – und ich folge seinem Ruf. Wir essen Maultaschen, bestellen eifrig Bier, spielen drei Runden Kniffel und nicken uns zu: Ein Bier geht noch, oder? Als ich das erste Mal im Spätsommer auf die Karlshöhe spaziert bin – ich war erst wenige Tage in Stuttgart – konnte ich mir die nächsten Jahre hier schon in bunten Farben ausmalen. Selbst skeptische Besucher:innen, die wenig über Stuttgart wussten und dennoch eine starke Meinung hatten, waren schnell überzeugt: Hier kann man es gut aushalten. Und erst die Aussicht! Herrlich.

Frischluft und Klappstühle aus verwittertem Holz

Ob unter schattigen Platanen, Kirschbäumen oder Linden, auf Kiesböden, Pflastersteinen oder der Wiese im Waldheim: Die Lebenslust, der mir als bieder beschriebenen Schwaben, verspricht eine Leichtigkeit, mit der ich zu gern das Wochenende einläute. Es ist ein Kontrastprogramm zu den Eckkneipen des Winters, mit ihren Spiegeltrinkern und Kettenrauchern, den abgesessenen Bänken und frisch gewischten Kunststeintheken, auf denen sich Schnapsgläser reihen. Doch nun ist es anders. Diese Biergarten-Saison hält noch mehr bereit, als das bloße Versprechen nach Frischluft und Klappstühlen aus verwittertem Holz.

Stunden voller Müßiggang - und das nächste Bier

Lange musste ich warten, habe beim Einkaufen den Wirt von nebenan getroffen, ihn mit einem ermutigenden Nicken gegrüßt und gehofft, dass er die Vorfreude trotz Abstandsgebot heftig spüren kann. Nun ist es endlich soweit – nach Monaten der Zwangspause können die Stuttgarter Wirt:innen wieder aufsperren. Ob auf der Karlshöhe, im Killesbergpark oder Neckar – die Sommerluft fegt die Melancholie hinfort und macht Platz für Stunden voller Müßiggang – und das nächste Bier.