Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Ganz besonders freut sich der Künstler, wenn er unerwartet Aufträge ergattert – wie 1987, als es um die 750-Jahr-Feier ging. Die Stadt hätte die Sache wohl ganz gerne an eine überregional bekannte Agenturen vergeben, doch auch der Lokalmatador wurde aufgefordert, an dem Wettbewerb teilzunehmen – immerhin. Den Konkurrenten sei der mickrige Betrag, den die Stadt Backnang damals für die Teilnahme am Wettbewerb habe springen lassen wollen, viel zu niedrig gewesen, erinnert sich Bomm und grinst breit. Also habe der Gemeinderat ordentlich was drauf legen müssen. „Ich hatte allein mit der Teilnahme schon genug verdient.“ Schließlich hat sich der lokale Fachmann sogar noch gegen die großen Agenturen durchgesetzt.

 

Die neue Schrift orientiert sich an der venezianischen Antiqua

Der Designer feilt immer wieder auch an eigenen Schriften, seine erste, eine Schablonenschrift, stammt von 1973. Jetzt hat Bomm für das Backnanger Gedenkbuch die HGB Prolog vorgestellt. Mit dem Gedenkbuch will die Stadt an alle Backnanger Toten des Zweiten Weltkriegs erinnern. Es soll im Frühjahr vorgestellt werden und dann in der sanierten und umgebauten Friedhofskapelle ausliegen. Die neue Schrift orientiere sich an der venezianischen Antiqua, erklärt der Schriftenerfinder. Den Anstoß für die Prolog hätten die Muster des Giovanni Francesco Cresci aus dem Jahr 1570 gegeben. Dessen Schriften seien „noch deutlich der Antiqua verbunden und weisen doch in vielen Details schon barocke Formen auf“, erklärt Bomm. Einmal sei diese Schrift, die die Stilgrenzen überschreite, bereits verwendet worden: beim Druck des Begleithefts einer Ausstellung der Deutsch-Vatikanischen Gesellschaft im Juli dieses Jahres. Bomm ist sehr zufrieden und sagt: „Diese Schrift ist angenehm und gut lesbar.“

Weniger glücklich ist Bomm mit der Art und Weise mit der sich seine Heimatstadt seit einigen Jahren präsentiert. Das Etikett „Murr-Metropole“ passe nicht zu den Backnangern, sagt er. Ihm sei ein etwas bescheidenerer Blick in den Spiegel lieber. Deshalb hat er vor ein paar Jahren das Büchlein „Backnang – meine Stadt“ mit eigenen Grafiken und Texten veröffentlicht. Backnang, gesehen mit den Augen eines einheimischen Grafikers, so könnte man das Werk ganz gut beschreiben. Bomm würde es demnächst gerne neu auflegen.