Der Designer Hellmut G. Bomm hat einige markante Symbole in seiner Heimatstadt kreiert. Darunter ist auch das Logo des selbstverwalteten Jugendzentrums.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Zunächst hat er sich für die Chemie entschieden. Nach der Mittleren Reife wurde Hellmut G. Bomm also Chemielaborant. Der Papa war zufrieden. Sein Chemieingenieurs-Studium indes hat Bomm junior nur wenige Wochen nach dem Semesterbeginn anno 1970 wieder hingeschmissen – und sich seiner zweiten Passion zugewandt: der Kunst. Der Papa hat nicht gemeckert. Das, sagt Bomm heute, rechne er ihm noch immer hoch an.

 

Hellmut G. Bomm, der Sohn eines stadtbekannten, seit Jahrzehnten pensionierten Backnanger Lokalredakteurs, hat damals zwei Jahre lang die freie Kunstschule in Stuttgart besucht. Danach studierte er bis 1975 an der Staatlichen Akademie für Kunst in der Landeshauptstadt. Seit Anfang der siebziger Jahre ist der heute 64-jährige Vater von zwei längst erwachsenen Kindern in seiner Geburtsstadt Backnang freiberuflich als Grafik-Designer tätig. Er hat viele Dutzend Signets für Firmen, für Vereine, Organisationen sowie Städte und Gemeinden entworfen.

Symbol für das legendäre Juze entwickelt

Bomm hat unter anderem das Symbol für das Jugendzentrum Backnang, kurz Juze, gezeichnet: drei Pfeile, die in die Mitte eines Kreises zeigen. Das war 1973, noch während des Studiums. Das Logo hat längst Kultstatus, so wie das Juze selbst, das älteste selbstverwaltete Jugendzentrums im Land. Für die Veranstaltungen im Juze wird seit mehr als vier Jahrzehnten im Zeichen der Bommschen Pfeile getrommelt. Das Symbol hat mehrere Generationen von Backnanger Jugendlichen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleitet.

Zu den vielen Arbeiten Bomms gehören das Logo für die Techniksammlung Backnang sowie die Signets für die 750-Jahr-Feier der Stadt Backnang und für die Volkshochschule (VHS) Backnang. Er hat ungezählte Aufträge von Firmen angenommen. Manche dieser Betriebe haben längst dicht gemacht, andere sind nach wie vor am Markt – und werben mit ihren von Hellmut G. Bomm gelieferten Logos. Der Grafiker, der gemeinsam mit seiner Frau Margit in einem schönen alten Haus in der Stuttgarter Straße wohnt und arbeitet, hat in Backnang so manche Wegmarke gesetzt, und er denkt noch lange nicht ans Aufhören. Jahr für Jahr liefert Bomm den Entwurf für den Druck auf den Bierkrügen, die beim Backnanger Straßenfest verkauft werden.

Mit der Gestaltung von Zündholzpackungen das Haus bezahlt

Die Gestaltung von Zündholzverpackungen für Werbezwecke habe ihm über die Jahrzehnte hinweg das Abbezahlen des schmucken Häusles ermöglicht, sagt er. Lange Jahre war Bomm der einzige weit und breit, der mit einer professionellen Siebdruckanlage große Poster herstellen konnte. Der Designer hat auch viele Gemeindewappen im Landkreis entworfen, unter anderem für Aspach, Auenwald, Spiegelberg, Leutenbach und Kernen.

Besonders knifflig sei der Wunsch des größte Backnanger Sportvereins gewesen: Die TSG wollte für den Hauptverein und die 16 Abteilungen ein einheitliches Erscheinungsbild. Bomms Lösung ist genial einfach: ein Rechteck aus 16 kleinen Quadraten plus Piktogramm, jedes Quadrat steht für eine Sportart. Es gebe allerdings einen Nachteil, sagt Bomm: Der Club dürfe keine zusätzliche Abteilung mehr gründen.

Wenig erfreut über das Etikett Murr-Metropole

Ganz besonders freut sich der Künstler, wenn er unerwartet Aufträge ergattert – wie 1987, als es um die 750-Jahr-Feier ging. Die Stadt hätte die Sache wohl ganz gerne an eine überregional bekannte Agenturen vergeben, doch auch der Lokalmatador wurde aufgefordert, an dem Wettbewerb teilzunehmen – immerhin. Den Konkurrenten sei der mickrige Betrag, den die Stadt Backnang damals für die Teilnahme am Wettbewerb habe springen lassen wollen, viel zu niedrig gewesen, erinnert sich Bomm und grinst breit. Also habe der Gemeinderat ordentlich was drauf legen müssen. „Ich hatte allein mit der Teilnahme schon genug verdient.“ Schließlich hat sich der lokale Fachmann sogar noch gegen die großen Agenturen durchgesetzt.

Die neue Schrift orientiert sich an der venezianischen Antiqua

Der Designer feilt immer wieder auch an eigenen Schriften, seine erste, eine Schablonenschrift, stammt von 1973. Jetzt hat Bomm für das Backnanger Gedenkbuch die HGB Prolog vorgestellt. Mit dem Gedenkbuch will die Stadt an alle Backnanger Toten des Zweiten Weltkriegs erinnern. Es soll im Frühjahr vorgestellt werden und dann in der sanierten und umgebauten Friedhofskapelle ausliegen. Die neue Schrift orientiere sich an der venezianischen Antiqua, erklärt der Schriftenerfinder. Den Anstoß für die Prolog hätten die Muster des Giovanni Francesco Cresci aus dem Jahr 1570 gegeben. Dessen Schriften seien „noch deutlich der Antiqua verbunden und weisen doch in vielen Details schon barocke Formen auf“, erklärt Bomm. Einmal sei diese Schrift, die die Stilgrenzen überschreite, bereits verwendet worden: beim Druck des Begleithefts einer Ausstellung der Deutsch-Vatikanischen Gesellschaft im Juli dieses Jahres. Bomm ist sehr zufrieden und sagt: „Diese Schrift ist angenehm und gut lesbar.“

Weniger glücklich ist Bomm mit der Art und Weise mit der sich seine Heimatstadt seit einigen Jahren präsentiert. Das Etikett „Murr-Metropole“ passe nicht zu den Backnangern, sagt er. Ihm sei ein etwas bescheidenerer Blick in den Spiegel lieber. Deshalb hat er vor ein paar Jahren das Büchlein „Backnang – meine Stadt“ mit eigenen Grafiken und Texten veröffentlicht. Backnang, gesehen mit den Augen eines einheimischen Grafikers, so könnte man das Werk ganz gut beschreiben. Bomm würde es demnächst gerne neu auflegen.