Gibt es nach wochenlangen Kämpfen endlich Frieden im Gazastreifen? Palästinensische Extremisten verkünden in Kairo eine Einigung auf eine dauerhafte Waffenruhe. Doch Israels Führung schweigt dazu.

Gibt es nach wochenlangen Kämpfen endlich Frieden im Gazastreifen? Palästinensische Extremisten verkünden in Kairo eine Einigung auf eine dauerhafte Waffenruhe. Doch Israels Führung schweigt dazu.

 

Tel Aviv/Gaza - Im wieder aufgeflammten Gazakonflikt haben palästinensische Extremisten eine Einigung mit Israel auf eine dauerhafte Waffenruhe verkündet. Eine Reaktion der israelischen Regierung auf die Ergebnisse der indirekten Gespräche in Kairo blieb am Dienstag zunächst aus. „Ägypten hat uns informiert, dass Israel den Vorschlag der Palästinenser für eine Waffenruhe angenommen hat“, teilte Chaled al-Batsch, ein hochrangiges Mitglied des Islamischen Dschihad und Mitglied der palästinensischen Delegation in Kairo, mit.

Am Abend wollte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Medienberichten zufolge Details einer Einigung verkünden. Eine Hamas-nahe Webseite zitierte am Dienstag Hamas-Chef Ismail Hanija mit den Worten, „man stehe an der Schwelle einer Einigung“. Details wurden zunächst nicht bekannt. Die israelische Luftwaffe hatte noch kurz zuvor rund 40 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Dabei wurde nach palästinensischen Medienberichten auch ein zuvor geräumtes 13-stöckiges Hochhaus im Süden der Stadt Gaza zerstört.

Wieder Raketen auf Israel

Das Al-Bascha-Gebäude sei dabei in Schutt und Asche gelegt worden. In dem Gebäude gab es nach Augenzeugenberichten unter anderem Journalistenbüros und eine Zahnarztpraxis. Militante Palästinenser feuerten am Dienstag wieder Raketen auf Israel ab. Eine israelische Militärsprecherin sagte, in den beschossenen Gebäuden hätten sich Kontrollzentren der Hamas oder anderer militanter Organisationen befunden.

Auch seien dort Waffen angefertigt worden. Der Hamas-Funktionär Mussa Abu Marsuk nannte die Zerstörung der Gebäude „ein Kriegsverbrechen“. Wenige Stunden zuvor hatte die israelische Armee zahlreiche Raketen auf einen Wohn- und Geschäftskomplex abgefeuert. Das Gebäude, das mehr als 100 Wohnungen und 150 Geschäfte enthielt, wurde schwer beschädigt. Damit sind seit Samstag drei Hochhäuser in Gaza angegriffen worden.

Sechs Palästinenser getötet

Nach Ausbruch des jüngsten Gaza-Krieges Anfang Juli hatten sich beide Seiten im August mehrfach auf Feuerpausen geeinigt. Nach dem Scheitern von Verhandlungen in Kairo ging der Konflikt allerdings mit noch größerer Härte weiter.

Nach palästinensischen Angaben wurden am Dienstag sechs Palästinenser bei israelischen Angriffen getötet. Zwei von ihnen kamen ums Leben, als die israelische Luftwaffe ein Auto im Norden Gazas ins Visier nahm. Rettungskräften zufolge handelt es sich bei den Toten um zwei Angestellte einer Elektrizitätsfirma. Vier weitere Personen seien bei Bombardements getötet worden. Etwa 20 Menschen wurden am Dienstag verletzt.

Schon etwa 2200 Tote

Israel will mit den massiven Bombardements die im Gazastreifen herrschende Hamas dazu zwingen, den Raketenbeschuss israelischer Städte zu stoppen. Dennoch wurden am Dienstag bis zum Nachmittag mehr als 70 Raketen auf Israel abgefeuert. In Aschdod traf eine Rakete nach Medienberichten den Spielplatz eines Kindergartens. In Aschkelon sei eine Rakete in ein Haus eingeschlagen und habe es schwer beschädigt. 25 Menschen wurden nach Medienberichten verletzt, darunter mehrere Kinder. Weitere 45 Personen mussten demnach wegen Schockzuständen behandelt werden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 8. Juli sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 2130 Palästinenser getötet und mehr als 11 100 verletzt worden. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und 4 Zivilisten.