An der Packstation vor Supermärkten können Kunden jetzt auch ihre Pakete abholen und hinbringen. Damit verfolgen die Teilnehmenden einen Plan. Der Nebeneffekt: Die Paketzustellung wird umweltfreundlicher.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Möhringen - Bei Lidl gibt’s jetzt auch Päckchen. Der Discounter hat sich mit dem Postdienstleister DHL zusammengetan. Im Laufe dieses Jahres sollen etwa 500 Lidl-Filialen in Deutschland eine DHL-Packstation erhalten, 50 davon in Baden-Württemberg. Möhringen hat schon eine. Nur hat sich das noch nicht herumgesprochen. „Heute waren es bloß zwei Pakete“, sagt der DHL-Fahrer, der die Fächer leert. „Die Station gibt es ja erst seit nicht mal zwei Wochen. Die Leute wissen noch nicht, dass sie ihre Pakete hierher schicken können“, sagt der Mann in Dienstuniform, steigt mit leeren Händen wieder in seinen gelb-roten Lieferwagen und tuckert vom Hof des Möhringer Discounters.

 

Die flächendeckende Kooperation mit Lidl ist neu

Die Idee ist nicht neu. Es gibt bereits seit einiger Zeit einzelne Supermarktfilialen etwa von Rewe, Penny und Aldi, die auf ihren Parkplätzen die gelben Container mit Paketstationen stehen haben. Aber eine flächendeckende Kooperation wie jetzt mit Lidl ist neu. Man hatte an zwölf Lidl-Filialen, unter anderem in Berlin und Hamburg, getestet, ob die Kundschaft das Angebot annimmt, und damit gute Erfahrungen gemacht. Die Ausstattung weiterer Lidl-Filialen mit DHL-Packstationen findet deutschlandweit gleichmäßig statt.

„In Stuttgart werden wir voraussichtlich zunächst an sechs Lidl-Filialen DHL-Packstationen aufstellen“, heißt es bei Lidl auf Anfrage. „Detailliertere Angaben“, bei welchen Filialen Packstation eingerichtet werden sollen, wolle man nicht machen. Bereits in Betrieb sind Packstationen in Möhringen, Hedelfingen sowie in Filderstadt an der Heinrich-Hertz- und an der Nürnberger Straße. Die Aufstellung, hängt von der Infrastruktur und vom Bedarf ab: „Dieser ist erfahrungsgemäß in Städten und an Verkehrsknotenpunkten größer, als in ländlich gelegenen Regionen“, erklärt Sonja Kling, eine der Pressesprecherinnen bei Lidl.

Nun können die „Kunden ganz einfach ihren Einkauf mit der Abholung ihrer Pakete und Abgabe ihrer frankierten Sendungen, wie Retouren, verbinden“, frohlocken die kooperierenden Konzerne in einer Pressemitteilung.

Die Zusammenarbeit soll umweltfreundlich sein

Obendrein lobt man sich für die Umweltfreundlichkeit dieses Coups: „Da die Empfänger ihre Pakete direkt in der Packstation erhalten, entfallen zusätzliche Zustellwege, sodass die Straßen entlastet werden und CO2 eingespart wird.“ Die Zustellung der stetig zunehmenden Paketmenge ist schon jetzt eine logistische Herausforderung. Packstationen helfen in der Tat, die berüchtigte sogenannte „letzte Meile“ zu umgehen, also jenen Weg, auf dem der Paketbote mit seinem Lieferwagen durch die Innenstädte und Wohngebiete fahren, um Sendungen an der Haustür abzuliefern. Zudem kann der Empfänger den Weg zur Packstation gleich für seine Einkäufe nutzen, was Wege spart und den Discounter freut.

Und was ist zu tun, damit man die Packstation nutzen kann? Der Kunde muss sich zunächst bei DHL per Postident-Verfahren registrieren, dazu muss er beim Postamt ein Formular und einen Ausweis vorlegen. Das ist nötig, damit Pakete nicht von Unbefugten abgeholt werden können. Danach kann der Kunde sich Pakete direkt an die Station schicken lassen, indem er die Packstation beim Bestellen als Empfängeradresse angibt. Auch kann er frankierte Sendungen wie beispielsweise Retouren in der Packstation abgeben. Letzteres ist auch ohne Registrierung mit dem Postident-Verfahren möglich. Weitere Informationen zur DHL-Packstation finden sich im Internet: www.dhl.de/packstation.

Lidl will so Kunden binden

Für den Discounter ist der Deal mit DHL äußerst komfortabel. Er bringt Kundschaft vor den Laden, ohne dass dafür ein Finger gekrümmt werden muss. Das allerdings könnte sich bald ändern, eine Intensivierung der Zusammenarbeit von Lidl und DHL ist nämlich anvisiert, wie der Leiter der Pressestelle Süd der Deutschen Post, Gerold Beck, verrät. Im Rhein-Main-Gebiet würden derzeit weitere Serviceangebote auf ihre Tauglichkeit geprüft: In Lidl-Testfilialen stünden der Kundschaft weitere Post-Dienstleistungen zur Verfügung. Der Discounter baut seine Dienstleistung aus, um Kunden zu binden. Aber nichts Genaues soll man nicht wissen: „Um unseren Kunden einen bequemen und schnellen Einkauf zu bieten, prüfen wir kontinuierlich neue Serviceangebote, orientieren uns an Trends und greifen Innovationen auf“, schreibt Pressesprecherin Kling nur allgemein. Man bitte um Verständnis, dass man über die „zukünftige strategischen Ausrichtung“ nicht öffentlich sprechen möchte.