Am Montag, 3. Dezember, wird in der Geißstraße 4 das gerade vom Land ausgezeichnete Projekt „Daheim in der Fremde“ vorgestellt. Das Haus des Dokumentarfilms will es fortsetzen – und sucht noch viele Geschichten von Menschen aus der ganzen Welt, die hier eine neue Heimat gefunden haben.

S-Mitte - Huy-Hung Nguyen ist zwölf Jahre alt gewesen, als er seine Heimat Vietnam 1982 auf einem Boot verließ, um über das südchinesische Meer in eine ungewisse Zukunft zu flüchten. Es war die Zeit der Massenflucht vor der kommunistischen Diktatur in Vietnam. Und es war die Zeit, in der Rupert Neudeck mit seiner Cap Anamur versuchte, Flüchtende vor dem Ertrinken oder vor der Ermordung durch Piraten zu retten. Wie er mit der Cap Anamur nach Deutschland kam und wie Baden-Württemberg für ihn zum neuen Daheim wurde, wird der Informatiker und Softwareberater am Montag, 3. Dezember, im Stadtleben-Büro von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten am Hans-im-Glück-Brunnen erzählen und dabei das Multimedia-Projekt „Daheim in der Fremde“ vom Haus des Dokumentarfilms (HDF) mit vorstellen.

 

Aus Migranten werden Mitbürger, Kollegen, Nachbarn, Freunde

„Heimat ist, wo man sich zu Hause fühlt“, sagt Nguyen. „Und ich fühle mich in Kornwestheim zu Hause.“ Genau darum geht es in dem Projekt, für das das Haus des Dokumentarfilms gerade mit dem Russlanddeutschen Kultur-Förderpreis des Landes ausgezeichnet worden ist. „Wie Integration gelingt, lernt man am besten beim Zuhören“, heißt es in der Projektbeschreibung. „Das haben wir vom Haus des Dokumentarfilms getan. Wir haben mit Migranten von einst über ihre Erfahrungen gesprochen.“ Das HDF-Team hat Zeitzeugen besucht, vor laufender Kamera befragt, Fotos gesucht und gemacht und alles zusammen modern digital für die Webseite „www.daheim-in-der-fremde.de“ aufbereitet. Dort wird erzählt, „wie Menschen in Stuttgart und Baden-Württemberg die Integration angingen und erlebten“, sagt die Projektleiterin Anita Bindner. „Sie wurden von Migranten zu Mitbürgern, von Fremden zu Kollegen, Nachbarn und Freunden.“

Viele Geschichten sind noch nicht erzählt

Die Geschäftsführerin des Hauses des Dokumentarfilms, Irene Klünder, und die Projektleiterin Anita Bindner persönlich werden „Daheim in der Fremde“ am Montagabend im Redaktionsbüro, Geißstraße 4, in Wort, Bild und Film vorstellen, mit Zeitzeugen wie Huy-Hung Nguyen sprechen und weitere Geschichten von Menschen suchen, die in der Region Stuttgart ein neues Zuhause gefunden haben.

Die Zahl der Einwohner von Baden-Württemberg hat sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mehr als verdoppelt – und das vor allem durch Zuwanderung aus dem Ausland, egal ob durch Heimatvertriebene, Kriegsflüchtlinge, Spätaussiedler, DDR-Flüchtlinge, EU-Binnenmigration oder auch durch die sogenannten „Gastarbeiter“. Es gibt also noch viele Geschichten zu erzählen.

Wer seine Geschichte erzählen und so an dem Projekt „Daheim in der Fremde“ mitwirken will, ist am Montag, 3. Dezember, um 18 Uhr in der Geißstraße 4 am Hans-im-Glück-Brunnen herzlich willkommen. Es wird um eine kurze Anmeldung per E-Mail an hdf@hdf.de oder Tel. 0711/929-30900 gebeten.