Mehr als vier Jahre lang schien klar zu sein, dass die baulichen Fremdkörper im Park der Villa Berg wegkommen und mehr Grünflächen entstehen. Die Grünen und die SPD streben das weiterhin an. Die Erfolgschancen sind neuerdings aber nicht gut.

Stuttgart - Wird anstelle der alten Fernsehstudios bei der Villa Berg nun doch keine zusätzliche Parkfläche entstehen? Sollte die Stadt dort ein Pflegeheim bauen? Diese Idee, von einer Ratsmehrheit aus bürgerlich-konservativen Gruppierungen und SÖS/Linke-plus aufgebracht, hat am Dienstag kurz den Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik beschäftigt. Die Grundsatzdebatte wurde zwar bis zum 26. März vertagt, dennoch deutete sich an, dass noch Streit um die Zukunft der Studiofläche droht.

 

Die Grünen und die SPD streben weiterhin die Parkerweiterung an. Die SPD verwies außerdem darauf, dass der Gemeinderat generell jeweils mindestens ein halbes Jahr an Beschlüsse gebunden sei und nichts Gegenteiliges beschließen könne – was so geregelt wurde, um ständige Kursänderungen mithilfe von wechselnden Mehrheiten zu vermeiden. Zuletzt habe der Rat die Absicht zum Abbruch der Studios und zur Parkerweiterung am 16. Oktober 2018 bekräftigt, erinnerte SPD-Fraktionschef Martin Körner.

Verwaltung fühlt sich in der Zwickmühle

Ob die Halbjahresregel hier tatsächlich anzuwenden ist, das wird am 26. März diskutiert werden, wenn die Verwaltung zur Anregung für ein Pflegeheim Stellung bezieht. Mit ihren gegensätzlichen Haltungen brächten die Fraktionen die Verwaltung „in die Zwickmühle“, klagte Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) schon.

Die Stadt könnte auch bald unter Zeitdruck geraten. Das liegt an einer Verpflichtung, die die Stadt einging, als sie im Jahr 2015 die sanierungsbedürftige Villa und die leerstehenden Studios für je 150 000 Euro von einem Privatinvestor übernahm. Die Stadt sagte den Rückbau der Studios – mit dem Ziel der Renaturierung – binnen fünf Jahren zu, also bis Mitte 2020.

Stadt steht eigentlich in der Pflicht zum Rückbau

CDU-Fraktionschef Alexander Kotz ist allerdings guten Mutes, dass die Pflegeheim-Idee daran nicht scheitern muss. Die Rechte an dem Handel hat heute nicht mehr die damalige Vertragspartnerin, die Düsseldorfer Firma PDI Property Development Investors GmbH, inne, sondern die Schweizer SSN- Group, die offenbar anders ticke. Als im vergangenen Jahr das Studiogelände kurz als möglicher Standort für eine neue Philharmonie erwogen wurde, habe OB Fritz Kuhn das Signal bekommen, dass die SSN Group nicht unbedingt auf die Rückbauverpflichtung bestehen würde, meint Kotz.

Erste Schritte hin zu einer Abbruchplanung hat der Ausschuss war bereits am Dienstag genehmigt. Dadurch werde aber nichts vorbestimmt, sagte Bürgermeister Thürnau. Diese Vorarbeiten müsse man auf jeden Fall einleiten, um Aufschluss über mögliche Altlasten im Studiokomplex zu bekommen. Die Beseitigung der Studios dürfte ohne mögliche Altlastensanierung rund 5,5 Millionen Euro kosten.