Beim 0:3 in Frankfurt verkörpert Nicolas Gonzalez den harmlosen Sturm des VfB. Ausgerechnet ein ehemaliger Stuttgarter macht der Mannschaft von Markus Weinzierl vor, wie effektiver Angriffsfußball funktioniert.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Frankfurt - Nicolas Gonzalez zeigte Präsenz. 79 Minuten lang war der Angreifer in Diensten des VfB Stuttgart einer der auffälligsten Akteure bei der 0:3-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt. Was in diesem Fall aber keiner Auszeichnung gleichkommt. Kam der Ball zu dem 20-Jährigen, was in den ersten 45 Minuten häufig vorkam, war er meist gleich wieder weg. Weil ihn Gonzalez nicht behaupten konnte. Und wenn doch, passte er unsauber weiter. Das Spielgerät brachte er praktisch nie in Richtung des gegnerischen Gehäuses – das war aber die Hauptanforderung des nominell einzigen Stürmers.

 

In der Luft dasselbe Bild. Immer wieder Gonzalez. Doch statt gefährlicher Kopfbälle produzierte der Argentinier Kerzen. Und lag ansonsten viel mit schmerzverzerrtem Blick auf dem Boden. Die beinharten Frankfurter setzten dem Neun-Millionen-Euro-Einkauf bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu.

Gegen Frankfurt macht Gonzalez keinen Stich

Kurzum: Es war nicht der Abend des Nicolas Gonzalez. Wie es auch noch nicht die Saison des im vergangenen Sommer mit großen Hoffnungen nach Europa gewechselten Südamerikaners ist. Erst zwei Tore stehen für ihn nach 23 Einsätzen zu Buche. Trotzdem spielt Gonzalez. Und verkörpert damit im Moment das laue Frühlingslüftchen namens VfB-Sturm wie kein anderer.

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„Wir brauchen vorne jemanden, der die Chancen auch macht“, sagte Trainer Markus Weinzierl. Und empfahl Gonzalez: „Er hat eine intensive Spielweise. Aber er muss am Ball ruhiger werden.“ Der Gegner hatte dem Coach vor Augen geführt, wie es geht. In Frankfurts Offensive greift ein Rädchen ins andere. Schnelle Ballannahme, Blick für den Mitspieler, gute Zuspiele, gekonnte Abschlüsse – die Mannschaft von Sportchef Fredi Bobic zelebrierte einmal mehr ihre Offensivkünste. Ohne mehr zu tun als nötig, bisweilen wirkte ihr Fußball eine Spur zu überheblich. Aber sie können es eben. Am Ende reichte das für drei Tore, zwei davon durch den Ex-Stuttgarter Filip Kostic.

Der Matchwinner erlebt nach eigener Aussage im Moment die „beste Phase meiner Karriere“. Was nach Ansicht seines Trainers nicht von ungefähr kommt. „Filip hat hier vom ersten Tag an eine Top-Einstellung an den Tag gelegt“, sagte Adi Hütter über den Mann, mit dem der VfB 2016 abstieg.

Für die größte Gefahr sorgen die Abwehrspieler

Die Situation jetzt ist ähnlich brenzlig. Hatte sich der VfB in den vergangenen Wochen stets auf die Torgefahr von Steven Zuber verlassen können, war der nun in Frankfurt abgemeldet. Alexander Esswein verdiente sich das Prädikat stets bemüht, Daniel Didavi fand überhaupt nicht ins Spiel. Als Mario Gomez Gonzalez nach 79 Minuten ablöste, war das Spiel entschieden.

Dass die Statistik am Ende Ozan Kabak mit drei Torschüssen als gefährlichsten Stuttgarter auswies, demonstrierte die Harmlosigkeit im Angriff. Die größte Torgefahr ergibt sich im Moment, wenn Kabak, Marc Oliver Kempf oder Benjamin Pavard nach Standards zum Kopfball hochsteigen. Das sind die drei Innenverteidiger.