Die Tee-Ecke in Bonlanden macht Ende Juni zu, die Inhaberin sucht einen Nachmieter. Sie nennt private Gründe für das Aus – aber das ist nicht alles.

Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Zapfen, Glitzerschmuck und Christbaumkugeln liegen in Verkaufskörben der Tee-Ecke in Bonlanden, Engelchen stehen auf der Theke, Adventstee ist im Sonderangebot, und vor der Eingangstür steht ein Tännchen. Nein, die Inhaberin Sylvia Peschel hat sich nicht in der Jahreszeit geirrt. Sie steckt mitten im Ausverkauf. „Die Sachen müssen ja weg“, sagt sie beim Blick auf die saisonale Deko. Die Tee-Ecke schließt. Am 30. Juni hat Sylvia Peschel ihren letzten Verkaufstag. Dann ist Schluss. Dabei gibt es den kleinen bunten Teeladen noch gar nicht so lang, seit Dezember 2019. Zunächst firmierte das Geschäft an der Ecke zur Bonländer Hauptstraße, seit dem Sommer 2020 sitzt es an der Metzinger Straße oberhalb des Supermarkts.

 

Warum das Aus? „Ausschlaggebend ist, dass ich ein neues Leben anfange privat“, sagt die Bonländerin. Dann kommt das Aber. „Aber es ist auch nicht so, dass ich hier die Millionen raustrage.“ Sprich: Es lohnt sich finanziell nicht wirklich. Schon seit Corona liefen die Geschäfte schlechter, und vor allem seit dem Einsetzen der Energiekrise sei die Kundschaft beim Kaufen zurückhaltender. Hinzu kommen in ihren Augen strukturelle Probleme in Filderstadt. „Alle unseren kleinen Stadtteile schwächeln“, sagt sie. Die Stadtteilzentren seien zu unattraktiv, die Vielfalt, die zum Bummeln einlade, fehle. „Die Leute kommen einfach nicht, es ist nichts los“, und mit jedem weiteren Geschäft, das aufhöre und ein Loch hinterlasse, drehe sich die Spirale weiter.

Natürlich ist hier Herzblut drin“, sagt die 54-Jährige, während ihr Blick über farbenfrohe Tassen, unzählige Teedosen und Pralinen streift. Grämen will sie sich trotzdem nicht. „Ich bin da emotional freier“, sagt Sylvia Peschel. Drei Jahre habe sie sich gegeben, die seien nun rum. Auf sie warte ein neuer Lebensabschnitt, und Ideen, wie es mir ihr beruflich weitergehen könne, habe sie auch. Jetzt konzentriert Sylvia Peschel sich allerdings erst mal darauf, den Ausverkauf gut zu meistern. Alles muss raus, „und ich suche ganz dringend einen Nachmieter“.